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5 Minuten Lesezeit (1001 Wörter)

Aller Anfang ist schwer, aber die Unfähigkeit verlor gegen die Motivation

Aller-Anfang

Es ist mittlerweile schon einige Jahre her dass ich mir aufgrund von diversen Verletzungen eine neue Sportart zulegen musste. Ein schneller und harter StopAndGo Mannschaftssport klappte mit meinem alten Körper einfach nicht mehr.

Ich war ratlos!

Irgendwann sagte meine Schwägerin ich soll doch mal zum Klettern mitkommen. Hmm...von dieser Sportart hatte ich zwar schon mal gehört wusste aber genau garnix darüber. Ich liess mich von ihrem Schwärmen aber schnell begeistern und somit war es klar.

Klettern ist mein neues Ding!


Ich ging also bevor ich noch jemals einen einzigen Kletterzug gemacht hatte voll motiviert zum Bergfuchs und sagte dort dass ich eine Kletterausrüstung bräuchte. Den kompetenten Verkäufer brachte ich fast zum Verzweifeln weil ich ja selbst nicht wusste was ich überhaupt tun möchte. Auf die Frage ob ich nur Sportklettern möchte antwortete ich genauso mit 'Ja' wie auf die Frage ob ich Alpinklettern möchte! Tja so kam es dass ich kurz darauf stolzer Besitzer von Einfachseil, Halbseilen, Gurt, Helm, Schuhen, Chalkbag, diversen Schlingen und Karabinern, 12 Expressen, einem Satz Keile und Klemmgeräte und diversem anderen Zeug war welches ich bisher nichtmal gekannt hatte.


Nach einigen Besuchen in Halle und Klettergarten wurde mir klar dass ich auch mal was Längeres probieren möchte.
Meine liebe Frau wurde in der Zwischenzeit auch schon mit Kletterequipment ausgestattet und wir liessen uns zeigen wie man bei einer Mehrseillänge sichert.

Gelesen hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon viel über diverse Techniken usw.

Wir waren also bereit.

Als erste Tour wählten wir den 'Postler' am SüdOst-Sporn des Röthelstein im wunderschönen GrazerBergLand.
Die erste Aufgabe war das Finden des Zustiegs und danach des Einstiegs. Nach gut 5 Stunden haben wir es dann auch tatsächlich bis ganz hinauf geschafft. Trotz Gewitter, deutlich schwierigerem Klettern als gedacht, Orientierungsproblemen und diversem anderem was man als absoluter Neuling eben so durchmacht.


Ein guter Freund mit dem ich damals schon mehrfach Sportklettern war wollte darauf hin unbedingt auch mal eine Mehrseillänge gehen. Und da ich ja nun schon ein erfahrener Alpinkletterer war wurde sofort eine tagesfüllende Unternehmung geplant.


Wir starteten am Vormittag vom Parkplatz Bärenschützklamm in Richtung Nadelspitz, welcher natürlich zuerst mal gefunden werden musste.

Der Einstieg in die 'SüdWestKante' war deutlich knackiger als wir es erwartet hatten und auch weiter oben mussten wir uns richtig anstrengen. Alles in allem klappte es aber gut und auch die anschliessende Abseilfahrt war spannend.
Am Boden angelangt wurde nicht viel Zeit vergeudet denn der nächste Punkt in unserem Tagesplan hiess 'Grastöterdiagonale'.

Teile der Tour hatten wir schon vom Nadelspitz aus einsehen können, sah easy aus. Aber auch hier gab es einige Stellen an denen wir deutlich mehr Zeit und Kraft benötigten als wir es nach unseren Sportklettereinheiten erwartet hatten.

Im Ausstieg angekommen wurde uns erstmals bewusst dass sich unsere Planung mehr mit Topos ausdrucken als mit Kartenstudium zwecks Abstieg oder ähnlichem beschäftigt hatte.

Schon nach wenigen Metern verliessen wir den gut sichtbaren Steig weil er unserer Meinung nach in die falsche Richtung führte, und stiegen irgendwelchen Wildspuren folgend gerade aus eine steile Rinne hinunter. Bald war Schluss, schon die letzten Meter waren rutschig. Steile Felsplatten mit Laub und Erde. Für uns damals ein mehr als anspruchsvolles Gelände und es wurde noch steiler. Ein Wiederaufstieg hätte unseren Zeitplan durcheinander gebracht.

Wir besprachen uns kurz, ein Stück vor uns ging es steil einen Abgrund hinab, davor stand ein kräftiger Baum welchen wir zum Abseilen verwenden wollten. Ohne zu wissen was uns unten erwarten würde ging es hinunter. Am Baum hing allerdings schon eine uralte modrige Schlinge welche uns quasi sagte dass der Weg passt. Tja, wir mussten dann noch 1-2 mal Abseilen standen dann aber tatsächlich nicht weit vom Einstig entfernt.

Also weiter im Tagesplan, ab zur 'Krabbelstube' welche unserer Meinung nach ja auch gleich um die Ecke sein müsste.

Wieder wurde uns bewusst dass wir uns im Vorfeld eventuell mehr mit den Zustiegen als mit den Topos beschäftigen hätten sollen. Wir wussten nicht einmal in welcher Himmelsrichtung der Einstieg liegt. Auf der Rückseite des Nadelspitz waren Kletterer, unsere Chance auf Hilfe. Auf unsere Frage wo denn hier der Einstieg der Krabbelstube zu finden sei wurden wir etwas seltsam angeschaut bevor uns mitgeteilt wurde dass das aber schon a ganzes Stückerl wo anders sei. Die freundlichen Jungs zeigten uns in welche Richtung wir gehen müssten und schon waren wir unterwegs. Zuerst dachten wir noch dass die Beiden sich wohl selbst nicht so ganz auskennen, denn laut unserem Wissen ist die Tour gleich neben Nadelspitz und Rampenwulst, aber etwas später wurden wir eines besseren belehrt.
Irgendwann kamen wir dann aber doch oben im Brunntal beim Einstieg an. Der Kollege schwächelte schon etwas, konnte aber nach einer Jausenpause überzeugt werden dass wir da noch gschwind raufzischen und dann quasi eh schon fertig wären.

Wie schon zuvor war das Klettern härter als geplant, verlief aber trotzdem halbwegs zügig. Oben im Ausstieg waren wir dann aufgrund der beginnenden Dämmerung nicht sicher ob wir den uns unbekannten Abstieg finden würden. So entschieden wir uns fürs Abseilen, was wir ja immerhin schon sowohl am Nadelspitz als auch am Rampenwulst perfekt überlebt hatten. Im dunklen starteten wir im Schein unserer kleinen Kopflampen. Ich blickte meinem Kollegen nach als er als Erstes hinunterfuhr. Der hell leuchtende Punkt in der dunklen Nacht wurde immer kleiner und plötzlich war er weg! Bevor ich nachfragen konnte ob er denn noch da wäre hörte ich ihn wild fluchen und schimpfen. Kurz darauf kam mit hoffnungsvoller Stimme die Frage ob denn ich zumindest volle Batterien in der Lampe hätte. Zum Glück war mein Lampe so frisch und gut dass wir beide damit noch gut bis an den Wandfuss und weiter bis zum Parkplatz kamen.


An diesem, meinem zweiten, KletterTourenTag durfte ich viel lernen! Es war ein unvergessliches Abenteuer an welches ich gerne zurück denke und froh bin dass damals alles gut ausgegangen ist.


Tja und Klettern ist nach wie vor mein Sport, bzw ein grosser Teil meines Lebens. Die Abenteuer sind nun etwas andere, aber ich lerne immer noch mit jedem Abenteuer etwas dazu.




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