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3 Minuten Lesezeit (673 Wörter)

"Arco Shopping Queen"

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 „Climb now – work later" steht auf den T-Shirts vieler, durch die engen Gässchen Arcos flanierender, Kletterfreaks. Wenn die alle diesen Slogan beherzigen würden, dann reichten wohl ein oder zwei Klettershops für den ganzen Ort. Alle würden klettern anstatt zu arbeiten und niemand hätte genügend Kohle um sich die verlockenden Angebote unter den Nagel zu reissen. Die Realität, zum Glück für die Kletterläden, allerdings ist anders. Die Allermeisten, die hier in Flipflops oder Tefas von Schaufenster zu Schaufenster schlendern, arbeiten das ganze Jahr hart und wenn sie schon einmal Urlaub machen, dann lassen sie finanziell auch die Sau raus. Da wird geshoppt, gegessen, getrunken und gelacht. Da wird Jagd gemacht auf Schnäppchen und Angebote. Auf Pizza, Eis und Cappucino.

Skonto! 

Sale! 

Minus 50 Prozent! 

Egal ob es Walter Gobbi von Gobbi Sport ist oder Fabio Leoni von Vertical Sport. Die Geschäftsleute von Arco wissen, wie man die zahlungswilligen Kunden in die Geschäfte lockt. Nicht umsonst gibt es in Arco mittlerweile mindestens fünfzehn Kletterläden, die, so munkelt man, allesamt nur vier gewieften Besitzern gehören.

Bei mir rennen sie mit dem Wort „sale" ja offene Türen ein. Ich bin bekennender Schnäppchenjäger. Erst letzten September habe ich aus dem hintersten, finstersten Winkel von Vertical Sport ein Paar Five Ten Dragon zutage gefördert. Ein Restpaar. 85 Euro. Die Schuhe passten wie angegossen. Dieser Treffer und ein paar weitere Glücksgriffe brachten mir umgehend den Titel „Shopping Queen von Arco" ein. Queen ist vielleicht ein wenig irreführend, aber Shopping King gibt es nun mal keinen. Ausserdem klingt das bei weitem nicht so gut.

Letzte Woche ging es wieder einmal nach Arco. Ich war fest entschlossen meinen Titel zu verteidigen und bereits beim Buchen des Appartements landete ich einen genialen Glückstreffer. Das Quartier in Massone bot alles, was man sich nur wünschen konnte und war zudem spottbillig. Ein echtes Schnäppchen! Der Urlaub fing schon einmal perfekt an.

Perfekt war auch das Wetter. Jeden Vormittag waren wir an einem anderen Massiv. Nirgendwo trafen wir auf mehr als zwei oder drei Seilschaften. Meistens waren wir sogar allein am Fels. Abends ging es dann in die Stadt. Von unserem Quartier aus waren es fünfzehn Gehminuten in das Zentrum. Der kurze Fußweg hatte mehrere Vorteile. Erstens brauchte man sich um einen Parkplatz nicht zu kümmern und zweitens brauchte man sich nicht allzu sehr zu kasteien und konnte sich schon mal das ein oder andere Bierchen oder Gläschen Rotwein gönnen. Unsere abendliche Tour verlief nach der immer gleichen Routine: Caffe Trentino – Pizzeria Pace – Caffe Trentino. Krönender Abschluss war dann stets der Eissalon vorne an der Brücke. Davor, danach und zwischendurch wurde geshoppt. Ohne prall gefüllte Einkaufstüten in den Händen kehrten wir nie in unsere Behausung zurück.

Eines Tages, wir waren gerade auf der Heimfahrt von Sarche und unterhielten uns über die wagemutigen Basejumper vom Monte Brento, kam es auf Höhe der Ortschaft Dro unerwartet zu einem Themenwechsel.

„Bier" tönte es plötzlich von der Rückbank.

„Wir haben kein Bier mehr".

Im selben Augenblick entdeckte ich aus dem Augenwinkel das Schild mit dem Wort „Supermercato". Zum Blinken blieb keine Zeit mehr. Ich bog im rechten Winkel von der Landstraße ab und kam mit quietschenden Reifen in einer Parklücke zu stehen. Es war kurz vor Ladenschluss und wir sprangen aus der Karre und eilten in den Supermarkt. Drinnen kamen wir verblüfft zum Stehen. Anstelle von Lebensmitteln und Bier gab es rings um uns herum nur Schuhe und Schuhkartons.

Verdammt! Wir waren in einem Supermarkt für Schuhe gelandet. Missgelaunt drehte ich mich in Richtung Ausgang. Kein Bier! Der Abend fängt ja schon mal gut an.

Da entdeckte ich ein Paar schwarz-roter Trekkingschuhe. Die Schuhe sahen Klasse aus. Das, was mich aber so richtig anzog, war die knallgelbe Plakette mit der Aufschrift „Minus 50 Prozent". Das Allerbeste aber war, dass die Teile auch noch perfekt passten. So eine Chance lässt ein Schnäppchenjäger wie ich nicht ungenützt.

Hocherfreut machte ich mich mit den Schuhen auf in Richtung Kassa. Dort traf ich auf meinen Kumpel.Er war bester Laune.

„Schau dir das an!" triumphierte er und hielt mir dabei ein Paar giftgrüner Trekkingschuhe unter die Nase.

„115 Euro statt 160".

Er zückte seine Geldbörse.

„Da muss ich einfach zuschlagen. Ich wette bei uns Zuhause kosten die bestimmt das Doppelte…

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Kommentare 1

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Michael Gattol

am Sonntag, 21. Mai 2017 13:05

Lässig, euer Arco-Trip
Vielleicht hast du von den Kletterspots den einen oder anderen Routentipp noch parat. Auch die "spottbillig" und dennoch feine Unterkunft macht mich neugierig

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Lässig, euer Arco-Trip :) Vielleicht hast du von den Kletterspots den einen oder anderen Routentipp noch parat. Auch die "spottbillig" und dennoch feine Unterkunft macht mich neugierig :p