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5 Minuten Lesezeit (991 Wörter)

Costa Blanca Climbing

Climbing in Costa Blanca, Calpe, Photo by Daria Nepriakhina Climbing in Costa Blanca, Calpe, Photo by Daria Nepriakhina

Dreihundert Sonnentage im Jahr und T-Shirt Temperaturen selbst im Winter klingen richtig gut. Spätestens wenn dann auch noch haufenweise Kletterrouten in allerbestem Fels dazukommen, wird man neugierig.

Wo soll denn das sein? Costa Blanca? Spanien? Zwischen Alicante und Valencia?

Die Informationssuche im Netz verläuft erst einmal ernüchternd. Bettenburgen wohin das Auge blickt. Voller Tourismus. Totaler Ausverkauf des gesamten Küstenstreifens. Einheimische haben hier nichts mehr zu reden. Es regieren Deutsche, Engländer, Schweizer.

Viele von ihnen haben beschlossen, für immer dort leben zu wollen.

Unter ihnen auch einige Kletterer. Und jetzt wird es interessant.

Die Costa Blanca bietet, inklusive ihrem Hinterland, mehrere tausend Kletterrouten von 15 bis 300 Meter Wandhöhe an nahezu 60 Massiven. Meistens dominiert bombenfester grauer Kalk, der in Küstennähe aufgrund seiner Scharfkantigkeit den Fingerspitzen ordentlich zusetzt.

Der Gutteil der Klettermassive befindet sich zwischen Orihuela im Süden und Gandia im Norden und es empfiehlt sich, sein Urlaubsdomizil zentral in oder nahe dem Touristenort Calpe aufzuschlagen.

Die unansehnlichen Bettenburgen von Calpe und Benidorm haben für Kletterer eben auch ihre Vorteile. Speziell in den Wintermonaten findet man hier feine, günstige Appartements mit Meerblick.

Von Calpe aus erreicht man die allermeisten Felsen der Costa Blanca mit dem Auto innerhalb einer Dreiviertelstunde, vorausgesetzt man benutzt, so oft es nur geht, die Autobahn.

Auf der Nationalstraße N332 durch die Dörfchen zu gondeln ist zwar landschaftlich reizvoll aber für einen Kletterer, der möglichst rasch Fels unter seinen Fingerspitzen spüren will, dauert das definitiv zu lange.

Wenn man schon einmal in Calpe residiert, kommt man nicht umhin zumindest mit einer Erkletterung des Wahrzeichens der Region, dem Penon de lfach zu liebäugeln. Die imposante Felsklippe (im Mittelalter Aussichtspunkt und Festung der Bevölkerung zum Schutz vor maurischen Piraten) dem Meer und bietet Routen mit bis zu 7 Seillängen. Für Morgenmenschen und Frühaufsteher kann es nichts Schöneres geben als nach gemütlichem Fußmarsch entlang des Strandes bei den ersten Sonnenstrahlen in die lichtdurchflutete Südwand einzusteigen. Umgeben nur von Meer, Fels, Kakteen und kreischenden Möwen.

Wer´s draufhat dem soll eine der Toprouten an diesem, 328 Meter direkt aus dem Meer aufragenden Bollwerk empfohlen werden:

„El Navegante" (6c+).

Einfacher und dementsprechend bereits mit den entsprechenden Begehungsspuren versehen präsentieren sich die zehn Seillängen der Diedro UBSA (5+) in der rotbraunen Südwand.

Der Abstieg zurück in die Zivilisation ist kurz und gemütlich und um die Mittagszeit sitzt man in der Regel bereits wieder bei Bier und Tapas im Gastgarten eines der unzähligen Strandcafes.

Die Internationalität der Bewohner (unter ihnen viele Rentner die ihren Lebensabend dort verbringen) der Costa Blanca spiegelt auch das kulinarische Angebot wieder. Von indisch, thailändisch, chinesisch über klassisch deutsch und britisch ist praktisch alles vertreten. Will man sich mit regionaler spanischer Küche verwöhnen empfehlen sich die meist kleinen aber feinen Restaurants im Hinterland.

Im selben Hinterland befinden sich auch die bekannten Klettergebiete wie Sella, Bolulla oder Echo Valley. Fels ist praktisch überall und im maßlosen Überfluss vorhanden. In jedem Tal und deren Seitentäler befinden sich Massive in meist hervorragender Qualität und permanent werden neue Klettergebiete entdeckt und erschlossen.

Eines der größten Klettergebiete im Hinterland der Costa Blanca ist Sella. In abgeschiedener Ruhe bietet es sonnenbeschienene Südwände, schattige Nordwände und in den Sektoren VIPs und Wild Side einige der schwierigsten Routen der Region (bis 8c+).

Generell sei gesagt, dass die Costa Blanca ein Paradies für ambitionierte Hobbykletterer ist. Im Bereich 7b und 7c gibt es eine sehr große Auswahl von plattigen, technisch anspruchsvollen und kleingriffigen Wandklettereien bis hin zu richtig überhängenden und athletischen Powerrouten.

Zwischen 6a und 7a kann man spulen bis zu seinem Lebensende und auch im 4. und 5. Grad gibt es eine Vielzahl gut abgesicherter Touren in allerbestem Kalk für Anfänger und Genusskletterer.

Eingebohrt wurden die Routen neben spanischen Locals, hauptsächlich von britischen (allen voran Richard Davis sowie Vater Rowland und Sohn Marc Edwards) sowie belgischen und auch deutschen Erschließern. Namentlich seien an dieser Stelle der Hockenheimer Kurt Kreutzenbeck und der Schwabe Jens Münchberg (Bolulla und Altea Col) erwähnt.

Natürlich kommt es auch immer wieder zu Diskussionen um die kontroversen Stile, in denen die Routen eingerichtet werden. Während die Spanier perfekt eingebohrte Routen mit geringstmöglichem Vorstiegsrisiko bevorzugen, verwenden die Engländer, so oft es ihnen möglich erscheint, mobile Sicherungsmittel. Diese Routen verlangen dann schon ein gewisses Risikomanagement und einen sicheren Vorsteiger.

Freunde von Mehrseillängenrouten mit beinahe alpinem Ambiente, kommen am bereits erwähnten Penon de lfach auf ihre Kosten aber auch die Wände der engen Schlucht Barranco de Mascarat, direkt an der Nationalstraße N332 gelegen oder der Monte Ponoch bei Calpe bieten richtiges Kletterabenteuer.

Helm, mobile Sicherungsmittel und ein kleiner Kletterrucksack mit Wind- oder Fleecejacken, Getränken und einem erste Hilfe Package sei dabei wärmstens angeraten. Scharfkantiger rauer Fels und Kakteen können rasch einmal zu kleineren Verletzungen führen, die verarztet werden müssen.

Speziell in den Wintermonaten weht im Hinterland und in den Wänden gerne eine steife Brise. In den Nächten kann es empfindlich kalt werden. Dennoch – wärmer als in Südfrankreich oder Finale Ligure ist es allemal. Die Küstenregion ist, von den Bergen des Hinterlandes gut vor Wind und Regen abgeschirmt, eine der wärmsten und trockensten Regionen Spaniens und bietet für Kletterer oft perfekte Verhältnisse.

Der Kletterführer über die Costa Blanca ist traditionell in britischer Hand. Seit Jahren beschreibt der englischsprachige Topoführer „Costa Blanca" vom Verlag Rockfax die wichtigsten Klettergebiete. Die Parkplätze sind oftmals nicht ganz einfach zu finden. GPS Koordinaten (im Rockfax Führer angegeben) bringen hier eine deutliche Erleichterung.

Costa Blanca Climbs" von Roberto Lopez hingegen ist brandneu im Verlag Desnivel erschienen (Dezember 2020) und beschreibt ca. 3400 Kletterrouten an 58 Massiven (spanisch/englisch). ISBN / EAN 9788409212781

Ein Teil des Verkaufserlöses wird zur Sanierung von bestehenden Routen verwendet.

Die Küstenregion der Costa Blanca bietet somit für alle ambitionierten Kletterer eine riesige Auswahl an vertikalen Zielen in allerbestem Fels. Das Ganze garniert mit mildem, trockenem Klima und günstigem Leben verspricht einen herrlichen Urlaub unter spanischer Sonne.

Kletterführer Costa Blanca Climbs

Kletterspots an der Costa Blanca 

 
Routenanzahl
98
Schwierigkeitsbereich
3 bis 9a
Familienfreundlicher Spot
Ja

El Rut - Costa Blanca

Kletterspots
 
Routenanzahl
88
Schwierigkeitsbereich
5a bis 9a
Familienfreundlicher Spot
Nein
 
Der Kletterspot Guadalest liegt in einem der schönsten Bergdörfern an der Costa Bl...
Routenanzahl
208
Schwierigkeitsbereich
5a bis 9a
Familienfreundlicher Spot
Ja
 
Routenanzahl
177
Schwierigkeitsbereich
5a bis 7c+
Familienfreundlicher Spot
Ja

Sella - Costa Blanca

Kletterspots
 
Routenanzahl
464
Schwierigkeitsbereich
4 bis 9a
Familienfreundlicher Spot
Ja

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Kommentare 1

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Harry Hofer

am Sonntag, 10. April 2022 14:13

Eines unserer Lieblingsgebiete. War schon öfters dort. Es gibt wirklich für jeden Geschmack etwas. High quality Rock und sogar für uns jede Menge Spaß!

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Eines unserer Lieblingsgebiete. War schon öfters dort. Es gibt wirklich für jeden Geschmack etwas. High quality Rock und sogar für uns jede Menge Spaß!