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3 Minuten Lesezeit (592 Wörter)

Der Kletterer Hannes Arch. (22.09.1967 - 08.09.2016)

ima

 „Hast du nicht erzählt, dass du früher hin und wieder mit Hannes Arch geklettert bist?" fragte mein Arbeitskollege während er sich am frühen Morgen durch die News im Internet scrollte.

„Ja, ist ewig her" erwiderte ich „warum fragst du?"

„Er ist abgestürzt. Mit dem Hubschrauber. Gestern Nacht."

„Ist ihm was passiert?"

Mein Kollege drehte sich zu mir um. „Er ist tot".

Ich lernte Hannes als siebzehnjährigen Buben kennen. Am Ratengrat beeindruckte er mich mit einer respektlosen Begehung des Nordrisspfeilers. Technisch anspruchsvoll. Weite Hakenabstände. Um dort raufzukommen muss man klettern können. Kraft allein reicht hier nicht aus.

Wir haben uns in den Folgejahren immer wieder beim Klettern getroffen. Manchmal haben wir uns gegenseitig gesichert. Nie sind wir gemeinsam eine richtige Tour geklettert. Wir waren keine wirklichen Freunde aber wir konnten einander gut leiden und wenn wir uns über den Weg liefen gab es stets ein nettes Tratscherl.

In jenen Minuten nach der traurigen Nachricht erinnerte ich mich nicht an den Air Race Champion sondern an den Kletterer Hannes Arch.

Ich kann mich nicht mehr so wirklich an Jahreszahlen erinnern aber 1987, ich arbeitete gerade beim Northland an der Kassa, erzählte er mir von Finale Ligure. 6c+ sei er geklettert meinte er. Im Jahr darauf gelang ihm in Cimai die erste 7c.

1990 machte Hannes die zweite Begehung von „Phallus Dei" in der Arena. Sein erster Zehner. Diese Begehung war der Startschuss zu einer unglaublich beeindruckenden Kletterkarriere. Mit seinem Kletterpartner Robert Kerneza war er jede freie Minute in der hinteren Arena und innerhalb eines Sommers gelangen ihm auch von den anderen 8b`s - „Bigtime" und „Vagina Diavoli" die jeweils erste Wiederholung.

Hannes flashte als erster „Down under" (7c) und hakte „Train and Terror" (8a) an einem Nachmittag mit 3 Versuchen ab.

Mit Georg „Schurl" Murschetz gelang ihm die 12. Begehung des „Fisches" in der Marmolada.

Im Yosemite Valley machten er und Heli Neswadba mit Eintagesbegehungen von „Nose" und „Salathe" von sich reden und in Alaska hinterließen die Beiden mit "Big Time" (ich hoffe dass ich mich recht erinnere) eine Erstbegehung an einem 800 m Granitpfeiler in der Ruth Gorge. Schwierigkeitsgrad 8+, A2. Damals die schwierigste Route des Gebietes. Auch diese Route, wenn ich mich richtig erinnere, an einem Tag.

Ich müsste lügen aber ich glaube mich auch zu erinnern, dass Hannes die erste Free solo Begehung des „Zentralfriedhofs" (9-) am Häuslberg in Leoben gemacht hat.

Im Verdon war er nahe daran die damals schwierigste Route des Gebietes „Les specialistes" (8b+) Rotpunkt zu klettern. „Diese Route sei noch etwas schwerer als Phallus Dei" erzählte er mir damals.

Auch das Wettkampfklettern ging nicht ganz spurlos an ihm vorbei und beim Weltcup 1991 in Wien verblies er viele der internationalen Kletterstars und er platzierte sich irgendwo um den 20. Platz im Endklassement.

Hannes kletterte noch viele viele Routen in den obersten Graden aber irgendwann gewann dann die Liebe zur Fliegerei die Oberhand. Wir sahen einander nur mehr sehr selten. Einmal noch bei einer der legendären Geburtstagsfeiern von Werner Lang auf Schloss Buchta. Ein anderes Mal wanderte er mit Ueli Gegenschatz, einem der bekanntesten Basejumper der Welt, zur Peggauer Höhle während ich mir dort gerade die Finger langzog. (Ueli verunglückte kurz darauf bei einem Basejump von einem Züricher Hochhaus).

Im September 2011 verabschiedeten sich Freunde, Kletterer und Paragleiter von Hias Leitner auf der Lichtung hinter dem Gasthof Bodenbauer. Mitten in der Zeremonie wurden sie durch ohrenbetäubenden Motorenlärm aufgeschreckt und der Schatten einer Propellermaschine tauchte knapp über den Baumwipfeln auf. Die Maschine zog direkt über der Trauergemeinschaft senkrecht nach oben bis sie schließlich zum Stillstand kam und sich anschließend in Spiralen nach unten kippen ließ. Am Steuerknüppel saß Hannes Arch, der seinem toten Freund damit die letzte Ehre erwies....

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