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3 Minuten Lesezeit (594 Wörter)

"Die Paten"

clpl-horich-gedenkstein-2018 (c) CLIMBING.PLUS - Franz Horich Gedenkstein

Unser Franz Horich ist nicht mehr. Verunglückt in „seinem" Grazer Bergland bei dem, was ihm so unendlich viel Freude bereitete. Nämlich „a Tour zu putzen". Seine letzte Tour, den „Grassauerweg" hat er nicht mehr fertigstellen können. Das machen jetzt, in seinem Sinne, alte Weggefährten. Zwar nicht mehr mit den legendären, selbstgebauten, „Horichschwertern" sondern mit Inox Klebehaken nach neuestem Stand der Technik aber mit ebenso viel Akribie und Liebe zum Detail wie der Franz es getan hätte.

Ich erinnere mich noch als der Franz Ende der siebziger Jahre die Grastöterdiagonale und einige Klassiker im Brunntal erschlossen hat. Weithin sichtbare, weiße Linien zogen sich durch die Felswände. Überall dort, wo er der Vegetation zu Leibe rückte, kam heller Kalk zum Vorschein. Mittlerweile hat der Fels wieder seine natürliche Patina angenommen und die Routen sind von unten nicht mehr als solche zu erkennen. Damals aber sorgten diese Spuren für Unruhe. Nicht nur die „Wolkenbruchmutter", in der Kassiershütte der Bärenschützklamm sitzend, erklärte ihn zum Staatsfeind Nummer 1 sondern auch die Forstverwaltung trat auf den Plan und schritt ein. Es folgten Jahre in denen die Gerichte immer wieder mit der Causa Horich beschäftigt waren.

Landfriedensbruch!

Klettern verboten!

Putzen doppelt verboten!

Der Franz aber hatte Freunde die, juristisch gebildet, immer wieder Schlupflöcher und Gesetzeslücken auftaten und ihm damit aus der Patsche halfen. Unbeirrt machte er weiter und bescherte dem Grazer Bergland und vor allem uns Kletterern eine ganze Reihe großartiger Routen. Diese Routen aber mussten die Jahre über auch sorgsam gewartet um nicht wieder von der Natur zurückerobert zu werden. Auch das machte der Franz mit der ihm eigenen Sorgfalt.

Nun aber ist es für uns an der Zeit, sein Vermächtnis zu erhalten. Die meisten Routen im Grazer Bergland sind zur Zeit in einem sehr guten Zustand, wie ich während eines langen Gespräches mit Sigi W. aus Pernegg erfahren habe. Vor allem sein Kumpel Tom R. ist seit Jahren unermüdlich am Sanieren. Am Ersetzen von Rostgurken durch Klebehaken. Am Verbessern von Standplätzen und am Erneuern von Sanduhrschlingen. Es gibt bestimmt noch viele andere Kletterer die, ganz im Stillen, Zeit und Geld investieren um Routen zu erhalten.

Wir von CLIMBING.PLUS, der dynamic boulder and climbing community haben ja schon seit längerem die Idee einer Art Patenschaft für Kletterrouten im Grazer Bergland. Wir möchten bei Sanierungstätigkeiten mithelfen und der Schar von Freiwilligen eine Anlaufstelle bieten und sie bei verschiedensten Fragen und Tätigkeiten rund ums Sanieren unterstützen. Heutzutage ist es ja nicht damit getan ein paar lose Steine und Graspolster kontrolliert in die Tiefe sausen zu lassen und ein paar Rostgurken durch Bohrhaken zu ersetzen.

Wie setzt man Klebehaken richtig?

Gibt es dafür Seminare und Schulungen?

Wie baut man Stände und Abseilstellen?

Wie sieht die rechtliche Lage aus?

Wie ist die Zusammenarbeit mit alpinen Vereinen?

Kann ich eine nicht mehr begangene Todesroute so sanieren, dass man sie wieder klettern kann? Wer sind die Erstbegeher? Wie kann ich sie vor Beginn der Arbeiten kontaktieren?

Wer sind die Grundbesitzer? Wer redet mit wem und wann?

Bekomme ich finanzielle Unterstützung für Hakenmaterial?

Fragen über Fragen.

Bestimmt gibt es im GBL Seilschaften und Gruppierungen die bereits in dieser Richtung tätig sind und wir wissen nichts von Ihnen.

Wir würden uns sehr über ein Echo von euch freuen. Schreibt uns. Bringt die Dinge auf den Tisch. Was passt. Was passt nicht. Wer macht bereits was und wo besteht Handlungsbedarf. Wir sind gespannt.

Wer übernimmt die nächste Horichroute als Pate?
Hier geht es zur Projektseite der Paten:

Jeder Tag ist verloren den du nicht draußen verbringst

Rudolf Ägyd Lindner

In diesem Sinne liebe Freunde – Viel Spaß beim Klettern.

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Kommentare 6

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Michael P.

am Samstag, 11. Mai 2019 20:09

Ich finde die Idee wirklich gut, meine Frau und ich würden eventuell gerne die Patenschaft für eine Tour übernehmen. Vorrausgesetzt ihr könnt uns als HobbyFreizeitKletterer alles notwendige näherbringen

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Ich finde die Idee wirklich gut, meine Frau und ich würden eventuell gerne die Patenschaft für eine Tour übernehmen. Vorrausgesetzt ihr könnt uns als HobbyFreizeitKletterer alles notwendige näherbringen;)

Michael Gattol

am Mittwoch, 14. August 2019 13:34

Hallo Michael, hier findest du unsere Übersichtsseite der Paten:
https://climbing.plus/paten

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Hallo Michael, hier findest du unsere Übersichtsseite der Paten: https://climbing.plus/paten

Horst Jobstraibitzer

am Samstag, 11. Mai 2019 20:40

Das können wir sehr gerne machen Michael. Am besten wir schreiben uns mal zu dem Thema zusammen. Lg Horst.

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Das können wir sehr gerne machen Michael. Am besten wir schreiben uns mal zu dem Thema zusammen. Lg Horst.

Mich' Schöls

am Mittwoch, 10. Februar 2021 19:41

Also das wird bei ausgegrabenen Routen wirklich spannend wie viele davon einmal übrigbleiben. Es ist ja eine ganz andere Motivation von Nöten eine bestehende Route wieder auf Vordermann zu bringen, als eine neue auch wenn sie sehr putzintensiv ist einzurichten. Die wirklich Guten und oft gekletterten werden übrigbleiben und manch eine wird sich die Natur zurückerobern. Wie viele es sein werden wird auch von der Anzahl der Akteure in jedem Gebiet und ihrer Bereitschaft etwas für Andere zu machen abhängen. Denke schon das sich da bei euch was machen lässt.

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Also das wird bei ausgegrabenen Routen wirklich spannend wie viele davon einmal übrigbleiben. Es ist ja eine ganz andere Motivation von Nöten eine bestehende Route wieder auf Vordermann zu bringen, als eine neue auch wenn sie sehr putzintensiv ist einzurichten. Die wirklich Guten und oft gekletterten werden übrigbleiben und manch eine wird sich die Natur zurückerobern. Wie viele es sein werden wird auch von der Anzahl der Akteure in jedem Gebiet und ihrer Bereitschaft etwas für Andere zu machen abhängen. Denke schon das sich da bei euch was machen lässt.

Stefan Gruber

am Mittwoch, 12. Mai 2021 11:37

Im Rahmen der Routenpatenschaften, die ich sehr begrüße, möchte ich einen wichtigen Hinweis loswerden. Im neuen GBL-Führer werden diese beworben und dabei findet sich auch der Satz „Mehrseillängen-Routen von Erschließern u. Erstbegehern, wie z.B. […] werden von ihnen selbst betreut!“. Außerdem findet sich unter https://climbing.plus/paten folgender Satz: „Sollten weitere Erschließer von Mehrseillängen Touren im Grazer Bergland die aktive Betreuung der eigenen Touren abgeben wollen […]“

Ich kann zumindest von meinen Touren (Stefan Gansinger) sprechen, aber wahrscheinlich auch für die Mehrzahl der zusätzlich genannten: Kletterrouten werden in der Regel nicht im Sinne von „Wartung“ betreut. Kletterrouten unterliegen einem natürlichen Wandel. Im GBL hat sich Großteils (aber nicht ausschließlich) ein Erschließungsstil etabliert, der es Wiederholern erlaubt, mit dem notwendigen Wissen(1) und entsprechender Ausrüstung(2) die Routen entsprechend sicher zu begehen. Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Routen so betreut werden, dass die gegebene Sicherheit immer gleichbleibt.

Nur weil jemand eine Route erschlossen hat, heißt das nicht, dass er in der Lage ist, diese auf Dauer im gleichen Zustand zu erhalten. Gleichzeitig hat er aber natürlich auf Dauer keine Rechte auf diese. Für ein sinnvolles Erhalten von Routen in der Klettergemeinschaft, ist es aber mehr als sinnvoll mit Erschließern Rücksprache zu halten, wenn Veränderungen in Routen vorgenommen werden sollen. Man findet sicher eine gute Lösung. Sollte ein Erschließer nicht mehr erreichbar sein, ist es ratsam mit einem erfahrenen ortskundigen Kletterer (im Falle vom GBL wäre das z.B. die IG Klettern) Rücksprache zu halten. Nicht abgesprochene Unternehmungen sind nicht sinnvoll und führen erfahrungsgemäß zu unnötigen Konflikten.

Ich spreche hier vor allem von größeren Veränderungen. Werden einzelne Sanduhren fachgerecht(!) getauscht oder der eine oder andere Graspolster entfernt ohne dabei andere zu gefährden, sollte das selbstverständlich möglich sein.

1 dazu gehört z.B. auch zu Wissen wie man mit losem Gestein umgeht oder https://climbing.plus/blog/abseilstand-im-gbl-so-waere-es-gedacht

2 ja Friends wären oft auch im GBL sinnvoll

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Im Rahmen der Routenpatenschaften, die ich sehr begrüße, möchte ich einen wichtigen Hinweis loswerden. Im neuen GBL-Führer werden diese beworben und dabei findet sich auch der Satz „Mehrseillängen-Routen von Erschließern u. Erstbegehern, wie z.B. […] werden von ihnen selbst betreut!“. Außerdem findet sich unter https://climbing.plus/paten folgender Satz: „Sollten weitere Erschließer von Mehrseillängen Touren im Grazer Bergland die aktive Betreuung der eigenen Touren abgeben wollen […]“ Ich kann zumindest von meinen Touren (Stefan Gansinger) sprechen, aber wahrscheinlich auch für die Mehrzahl der zusätzlich genannten: Kletterrouten werden in der Regel nicht im Sinne von „Wartung“ betreut. Kletterrouten unterliegen einem natürlichen Wandel. Im GBL hat sich Großteils (aber nicht ausschließlich) ein Erschließungsstil etabliert, der es Wiederholern erlaubt, mit dem notwendigen Wissen(1) und entsprechender Ausrüstung(2) die Routen entsprechend sicher zu begehen. Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Routen so betreut werden, dass die gegebene Sicherheit immer gleichbleibt. Nur weil jemand eine Route erschlossen hat, heißt das nicht, dass er in der Lage ist, diese auf Dauer im gleichen Zustand zu erhalten. Gleichzeitig hat er aber natürlich auf Dauer keine Rechte auf diese. Für ein sinnvolles Erhalten von Routen in der Klettergemeinschaft, ist es aber mehr als sinnvoll mit Erschließern Rücksprache zu halten, wenn Veränderungen in Routen vorgenommen werden sollen. Man findet sicher eine gute Lösung. Sollte ein Erschließer nicht mehr erreichbar sein, ist es ratsam mit einem erfahrenen ortskundigen Kletterer (im Falle vom GBL wäre das z.B. die IG Klettern) Rücksprache zu halten. Nicht abgesprochene Unternehmungen sind nicht sinnvoll und führen erfahrungsgemäß zu unnötigen Konflikten. Ich spreche hier vor allem von größeren Veränderungen. Werden einzelne Sanduhren fachgerecht(!) getauscht oder der eine oder andere Graspolster entfernt ohne dabei andere zu gefährden, sollte das selbstverständlich möglich sein. 1 dazu gehört z.B. auch zu Wissen wie man mit losem Gestein umgeht oder https://climbing.plus/blog/abseilstand-im-gbl-so-waere-es-gedacht 2 ja Friends wären oft auch im GBL sinnvoll

Michael Gattol

am Donnerstag, 13. Mai 2021 22:09

Hallo Stefan, danke für dein konstruktives Feedback.
Gleich vorab, um Missverständnisse möglichst zu vermeiden, haben wir Anpassungen am Blogtext “Der Paten” vorgenommen.

Mit den Paten wollen wir nicht, dass ungerechtfertigt Einfluss auf Mehrseillängentouren genommen wird, sondern propagieren im Vorfeld den Dialog zwischen Paten und Erschließern - sofern uns das als Online-Medium möglich ist. Ziel des Patenprojekts ist es, eine zentrale Kommunikationsstelle aufzubauen und mit den Anforderungen zu wachsen.

Die von dir angesprochen Problematik, “unerfahrene Kletterer könnten die Dinge selbst in die Hand nehmen”, sollte nicht vermittelt werden. Primär geht es um die Übermittlung von Feedbacks (Text, Fotos, Videos) betreffend eventuellen Problemstellen in den Horich Touren. Das schreiben wir auch so. Per Definition wird es schwierig hier einen genauen Rahmen vorzugeben, was man gleich selbst machen kann und wovon man die Hände lassen soll. Lockere Laschen wieder festzuziehen, loses Gestein und Graspolster mit Vorsicht loszulösen, wird wahrscheinlich von einigen aktiven Seilschaften fortwährend gemacht. Jedoch, wenn es um Sanierung geht (z.B. Tausch/Ergänzung von Materialien), verweisen wir ausdrücklich auf die Feedback-Funktion in unserer Rubrik “Mehrseillängen Touren”. https://climbing.plus/touren
Aufgrund des Feedbacks können sich dann fachkundige Personen (z.B. Erschließer, AV, Bergrettung) der Sanierung annehmen.

Gleich nach dem Release des Projekts, haben sich Erschließer gemeldet, die ihre Route nicht von anderen betreut haben wollten. Daraufhin haben wir eine selektive Freischaltung des “Pate werden” Buttons integriert. Somit stellen wir sicher, dass nur ausgewählte Touren für das Patenprojekt gewählt werden können. Falls ein Erschließer seine Mehrseillängentour für eine Patenschaft freigeben möchte, möge er sich einfach bei uns melden. https://climbing.plus/infos/kontakt

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Hallo Stefan, danke für dein konstruktives Feedback. Gleich vorab, um Missverständnisse möglichst zu vermeiden, haben wir Anpassungen am Blogtext “Der Paten” vorgenommen. Mit den Paten wollen wir nicht, dass ungerechtfertigt Einfluss auf Mehrseillängentouren genommen wird, sondern propagieren im Vorfeld den Dialog zwischen Paten und Erschließern - sofern uns das als Online-Medium möglich ist. Ziel des Patenprojekts ist es, eine zentrale Kommunikationsstelle aufzubauen und mit den Anforderungen zu wachsen. Die von dir angesprochen Problematik, “unerfahrene Kletterer könnten die Dinge selbst in die Hand nehmen”, sollte nicht vermittelt werden. Primär geht es um die Übermittlung von Feedbacks (Text, Fotos, Videos) betreffend eventuellen Problemstellen in den Horich Touren. Das schreiben wir auch so. Per Definition wird es schwierig hier einen genauen Rahmen vorzugeben, was man gleich selbst machen kann und wovon man die Hände lassen soll. Lockere Laschen wieder festzuziehen, loses Gestein und Graspolster mit Vorsicht loszulösen, wird wahrscheinlich von einigen aktiven Seilschaften fortwährend gemacht. Jedoch, wenn es um Sanierung geht (z.B. Tausch/Ergänzung von Materialien), verweisen wir ausdrücklich auf die Feedback-Funktion in unserer Rubrik “Mehrseillängen Touren”. https://climbing.plus/touren Aufgrund des Feedbacks können sich dann fachkundige Personen (z.B. Erschließer, AV, Bergrettung) der Sanierung annehmen. Gleich nach dem Release des Projekts, haben sich Erschließer gemeldet, die ihre Route nicht von anderen betreut haben wollten. Daraufhin haben wir eine selektive Freischaltung des “Pate werden” Buttons integriert. Somit stellen wir sicher, dass nur ausgewählte Touren für das Patenprojekt gewählt werden können. Falls ein Erschließer seine Mehrseillängentour für eine Patenschaft freigeben möchte, möge er sich einfach bei uns melden. https://climbing.plus/infos/kontakt