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4 Minuten Lesezeit (834 Wörter)
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Enchaînement.

GB 0-24 Berglandrunde Photo Credit: Jannis Staud

Enchaînement (franz. für Verkettung oder Abfolge von Ereignissen) ist ein Wort auf das man als Kletterer unweigerlich irgendwann einmal stößt. Gemeint ist damit, nicht nur eine Route hinter sich zu bringen sondern gleich zwei davon zusammenzuhängen oder noch mehr.

1981 durchkletterten die französischen Alpinisten Jean Marc Boivin und Patrick Berhault mit der amerikanischen Direkten an der Dru Westwand und der Fou Südwand gleich zwei der großen Routen im Montblancgebiet an einem Tag. Die Verbindung zwischen den beiden Wänden brachten sie mit einem Hängegleiter hinter sich. Die alpinen Gazetten waren voll von diesem beeindruckenden Abenteuer und der Begriff Enchaînement hielt Einzug in der Kletterwelt.

Freilich wird diese Art des Kletterns schon viel, viel länger praktiziert. In Fontainebleau beispielsweise trainierte man für die Alpen schon vor 100 Jahren in diesem Stil. Man versuchte die nötigen Klettermeter für eine große Wand dergestalt zusammenzubekommen, indem man einfach einen ganzen Haufen Boulder aneinanderhängte. Im Wald südlich von Paris nennt man das Parcours.

Nichts anderes machte John Bachar ab Ende der Siebziger Jahre an den Blöcken von Joshua Tree. Seine Spezialität waren El Cap oder Half Dome Tage an denen er sich ungesichert jede Menge Kletterrouten hintereinander an den riesigen Granitblöcken zu Gemüte führte. Immer wieder versuchte er seine Kumpels zum Mitmachen zu bewegen und wenn sich irgendeiner dann doch dazu breitschlagen ließ, bereute er es alsbald zutiefst. Die Geschichte von John Long, der versuchte Bachar zu folgen und in zwanzig Metern Höhe nur durch einen wackeligen Glücksdynamo seinen Kopf aus der Schlinge retten konnte, gehört zu den ganz großen Stories amerikanischer Kletterliteratur. Bachar war der Erste, der dann tatsächlich das Zusammenhängen der ganz großen Routen im Yosemite Valley in Angriff nahm. 1986 durchstieg er mit Peter Croft innerhalb von 14 Stunden die Nose am El Capitan und die Regular am Half Dome.

Mittlerweile sind es Alex Honnold und Tommy Caldwell die diese Art des Kletterns in neue, unbegreifliche Dimensionen führen.

Aber nicht nur in der großen, weiten Welt werden Enchaînements realisiert sondern auch bei uns Zuhause. Im Gesäuse, im Hochschwab und sogar im Grazer Bergland.

Im Hochschwab gibt es ja seit jeher die berühmte tausend Meter Tour im Bereich der Fölzalm. Vier Routen (Schwierigkeitsgrad etwa 3+) hintereinander leiten vom Mitteralmturm über die Schartenspitze bis zum Gipfel des kleinen Winkelkogels. Schon im Sommer eine schöne Herausforderung, ergibt diese Tour im Winter ein richtiges kombiniertes Abenteuer.

Im Gesäuse griffen Ernst und Roman Gruber eine Wirtshausblödelei meinerseits auf, kletterten drei Routen in der Dachl Nordwand an einem Tag und nannten ihr Enchaînement „Dachltag".

ihre Routen:

Dachl Nordwestwand hinauf – klassische Dachl Nordwand hinunter – Dachlkomplizierte hinauf. Schwierigkeit bis 7+. Locker tausend Klettermeter und alles Team Free.

Angelika Mohr und Peter Pesendorfer dachten sich noch was Verrückteres aus und verbanden für ihr Enchaînement im Juli 2017 gleich einmal drei Routen in drei verschiedenen Gebirgsgruppen und in zwei Bundesländern. Damit die Sache nicht zu langweilig wird, fuhren sie die Strecken dazwischen mit dem Rennrad.

In Zahlen: 160 Km, 1600 Hm, 17 Stunden.

Ihre Routen:

  1. Schwobnblick mit Einstieg über Silent Partners an der Breiten Wand. (Grazer Bergland)
  2. Via Helma am Wachthüttelturm (Höllental/Rax)
  3. Traum und Wirklichkeit (Hohe Wand)

Im Grazer Bergland selbst gibt's zwei unterschiedliche Ideen für Enchaînements.

Zum einen gibt es da die „GB 0-24 Berglandrunde"

Diese wurde von Shorty the und seinem Partner Mola 2002 während des Verzehrs zweier Backhendl und einer Riesenschüssel Erdäpfelsalat beim Wirten ihres Vertrauens kreiert und besteht aus zehn Routen die innerhalb von 24 Stunden geklettert werden müssen. Die Strecken zwischen den Routen werden dabei zu Fuß zurückgelegt.

Der Reihe nach handelt es sich um folgende Routen:

  1. Wiglwogl (Ratengrat)
  2. Alte Südwest (Röthelstein)
  3. Eldorado (Breite Wand)
  4. Michelangelo (SO-Sporn)
  5. Herbstzeitlose (Rote Wand)
  6. Serengeti (Rote Wand)
  7. Sanduhrenparadies (Brunntal)
  8. Steinzeit (Burgstall)
  9. Südkante (Nadelspitz)
  10. Roter Kamin (Rampenwulst)

In Summe: 66 Seillängen und 1710 Klettermeter.

http://www.boulderhoelle.at/gb024/

Die ersten Wiederholer, Jürgen M. und Christian Jauk schafften die Runde 2004 in 20 Stunden und 45 Minuten.

Chrisi Knoll nahm sich 2010 der Runde an und benötigte mit seinem Partner Christian Leitinger 12 Stunden 45 Minuten bis sie sich beim Hubert mit dem Belohnungsbierchen zuprosten konnten.

https://christianknoll.blogspot.com/2010/05/gb-0-24-berglandrunde.html

Vermutlich aber halten seit dem 15.09.2015 die beiden Bergfuchs Mitarbeiter Jannis Staud und Florian Assmann mit 12 Stunden, 30 Minuten den aktuellen Speedrekord. 

Zum anderen gibt es mit GB6 eine Idee von Stefan Gruber:

Sechs Routen im sechsten Grad des Grazer Berglandes hintereinander.

Der Reihe nach handelt es sich um folgende Routen:

  1. Amtsschimmel (Ratengrat)
  2. Eldorado (Breite Wand)
  3. Wunderwelt (Röthelstein)
  4. Michelangelo (SO-Sporn)
  5. Thymianpfeiler (Rote Wand)
  6. Sanduhrenparadies (Brunntal)

In Summe: 46 Seillängen und 1900 Höhenmeter

http://gansinger.net/anchorX/posts/gb6 

Enchaînements dreier berüchtigter Gruber Routen

Kürzlich veröffentlichte Stefan Brauchart einen Blog über einen gescheiterten Versuch an der berüchtigten „Terra Fantastica" am Rampenwulst und erinnerte mich damit wieder einmal an eine alte Spinnerei meinerseits.

Set vielen Jahren nämlich geistert schon die Idee eines Bärenschütz Enchaînements dreier berüchtigter Gruber Routen in meinem Kopf herum:

In dieser Reihenfolge. Team Free und an einem Tag. Das Essen beim Hubert hinterher und die Biere spendiere ich. ?

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Kommentare 3

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Stefan Gruber

am Montag, 02. Juli 2018 20:51

Lässige Idee! Vielleicht findet sich auch wer (die Erstbegeher sind ja diesbezüglich angeblich auch aktiv -- Horst?!) die die wahrscheinlich schon sehr in die Jahre gekommenen Bohrhaken in "Voi Verdon" und "Terra Fantastica" gegen neues Material austauscht. Oder hat das gar schon jemand erledigt?

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Lässige Idee! Vielleicht findet sich auch wer (die Erstbegeher sind ja diesbezüglich angeblich auch aktiv -- Horst?!) die die wahrscheinlich schon sehr in die Jahre gekommenen Bohrhaken in "Voi Verdon" und "Terra Fantastica" gegen neues Material austauscht. Oder hat das gar schon jemand erledigt?

Horst Jobstraibitzer

am Montag, 02. Juli 2018 21:00

Die Terra Fantastica ist definitiv noch nicht saniert. Bei der Voie Verdon nur die Stände denk ich mal. Das Material ist sicher schon alt.

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Die Terra Fantastica ist definitiv noch nicht saniert. Bei der Voie Verdon nur die Stände denk ich mal. Das Material ist sicher schon alt.

nixtuer

am Mittwoch, 20. März 2019 14:12

Horst, ich glaube dass es im GBL noch eine weitere tolle marathon-aktion gibt ;-) vielleicht fragst ja bei Peter und Angelika mal nach was sie letztes jahr lässiges gemacht haben...

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Horst, ich glaube dass es im GBL noch eine weitere tolle marathon-aktion gibt ;-) vielleicht fragst ja bei Peter und Angelika mal nach was sie letztes jahr lässiges gemacht haben...