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3 Minuten Lesezeit (624 Wörter)

"GBL History - Versunkene Schätze"

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Nicht nur das sagenumwobene Inselreich Atlantis ist auf Nimmerwiedersehen im Meer versunken, auch die gleichnamige Kletterroute am Ratengrat scheint abgerutscht zu sein unter das Mäntelchen des Vergessens. Dabei habe ich die Route als echt lässig in Erinnerung. Ein Piazriss zu Beginn, der nach wenigen Metern in eine technisch anspruchsvolle Verschneidung übergeht. Zum Schluss eine Platte. Ich hab die Route 1980 während meiner unermüdlichen Streifzüge durch die Mixnitzer Wälder gefunden und machte mich alsbald mit Ernst und Roman Gruber ans Werk. Im Toprope. Während Ernst und Roman das Neuland gleich so mirnix dirnix flashten musste ich ein paarmal, im Seil hängend, rasten.

Ein paar Wochen später konnte ich Atlantis, zumindest mit Seil von oben, durchsteigen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten die Gebrüder die Tour längst clean gepunktet. Gleich rechts daneben fand ich dann auch noch eine weitere, seichte Verschneidung. Mit einem gruseligen Mantle gleich zu Beginn. Diesmal war Rainer Wagner mit von der Partie und wir tauften unsere neue Errungenschaft „Mephisto". Clean war hier nichts mehr zu machen und wir hauten ein paar Bohrhaken in den Fels. Zwischen den Bolts legten wir windige Keile und beim Mantle setzten wir sogar einen Skyhook als moralische Sicherung ein.

Die Routen waren wirklich gut, aber viel zu schlecht gesichert um ein Klassiker zu werden. Nach einigen Begehungen gerieten beide in Vergessenheit. So wie diesen Routen ist es einer ganzen Reihe von Touren oder sogar ganzen Massiven im Grazer Bergland ergangen.

Wer von euch hat jemals von der Route „Nur für Lange" am Ratengrat gehört? Dabei war es die erste 8- im Bergland und somit ein richtiger Meilenstein in unserer Sportklettergeschichte. Wobei die Tour jetzt vermutlich mit mindestens 8 oder noch schwerer bewertet werden würde. 50 Meter rechts vom Berglandpfeiler stecken die 3 Bolts in einer unscheinbaren, glatten Mauer. Eine für die damalige Zeit typische Kletterei. Kleingriffig, technisch anspruchsvoll, trittlos. Nicht wirklich überraschend ist der Name der Erstbegeher – E. und R. Gruber. Ihres Zeichens schon die Erstbegeher des ersten Siebeners im Grazer Bergland. Den „Narrenriss" hat dasselbe Schicksal ereilt. Nach höchstens 20 Begehungen ist er in Vergessenheit geraten und die wenigsten würden ihn überhaupt noch anfinden.

Oder „Trial and Error" im Brunntal. Eine der ersten 7c`s hierzulande. Die Route findet man wenigstens noch an, denn direkt darunter führt der Weg ins Brunntal vorbei. Es handelt sich um den ehemals hakentechnischen Direkteinstieg zur Grottenführe. Ein hauchdünner Fingerriß spaltet das leicht überhängende Kalkschild. Offensichtlicher geht's kaum noch. Begeher? Fehlanzeige. Thomas Hrovat war der Erste der auf die Idee kam hier hochzuklettern. Ernst und Roman sind es 1984 rotpunkt geklettert und seither habe ich nie mehr etwas von Begehern gehört. Dabei wäre es wohl die Trad Linie schlechthin! So a´ la Prinzip Hoffnung. Nur nicht so schwer.

In der Bärenschütz sind ja sogar ganze Massive in Vergessenheit geraten. „Fatamorgana" zum Beispiel. Rechts vom Rampenwulst gelegen. Die 11 Routen von 6+ bis 9 sind vermutlich mittlerweile wieder verwachsen oder inzwischen wieder so flechtig geworden, dass man auf den ohnehin rutschigen Tritten wohl gar nicht mehr stehen kann. Schade. Das Plätzchen darunter ist ja voll cool. Eigentlich ists auch ein ideales, schattiges Sommergebiet. Aber die Routen sind old school und im „Seitengreifer 7c"war ich wie auf rohen Eiern unterwegs und hatte permanent das Gefühl, im nächsten Augenblick von den Tritten rutschen. Selbst während des Klinkens der Umlenkung war ich mehr am Abschmieren als bei sonstwas.

Ich kenne niemanden der in den letzten fünfzehn Jahren dort geklettert ist.

Aber es gibt auch Gutes zu berichten. So manch versunkene Schätze werden gerade in letzter Zeit am Ratengrat gehoben. Rüdiger Hohensinner und Gefährten erwecken in liebevoller (und mühevoller) Putz- und Bohrarbeit so manches Kletterjuwel wieder zum Leben. Hin und wieder stoßen sie bei ihren Arbeiten auf uralte Rostgurken oder vermoderten Holzkeile unter den Graspolstern. Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Von damals, als es Atlantis noch gab.

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Kommentare 4

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Ansahias

am Samstag, 25. November 2017 17:34

Hin und wieder stoßen sie bei ihren Arbeiten auf uralte Rostgurken oder vermoderten Holzkeile unter den Graspolstern. Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Von damals, als es Atlantis noch gab.


Hähä, die Rostgurken und Holzkeile sind aber Zeugen einer Zeit, als es Atlantis noch nicht einmal gegeben hat...

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[quote][i]Hin und wieder stoßen sie bei ihren Arbeiten auf uralte Rostgurken oder vermoderten Holzkeile unter den Graspolstern. Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Von damals, als es Atlantis noch gab.[/i][/quote] Hähä, die Rostgurken und Holzkeile sind aber Zeugen einer Zeit, als es Atlantis noch nicht einmal gegeben hat... ;)

Horst Jobstraibitzer

am Samstag, 25. November 2017 20:03

Ich meinte ja das Inselreich

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Ich meinte ja das Inselreich :)

Rob Harbert

am Sonntag, 08. Juli 2018 21:21

Danke Horst, für die Erinnerung an fast vergessen Zeiten und Touren. Bitte weiter so. Deine Geschichten lese ich sehr gerne. Lg. Rob

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Danke Horst, für die Erinnerung an fast vergessen Zeiten und Touren. Bitte weiter so. Deine Geschichten lese ich sehr gerne. Lg. Rob

S. Braveheart

am Montag, 09. Juli 2018 10:34

Schon wieder neue Projekte. Horst hör endlich auf damit ?.
PS. : Ich war vor 5 Jahren oder so mal mit dem Davis Schicken Gruber mal Fatamorgana und Arenablick

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Schon wieder neue Projekte. Horst hör endlich auf damit ?. PS. : Ich war vor 5 Jahren oder so mal mit dem Davis Schicken Gruber mal Fatamorgana und Arenablick