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4 Minuten Lesezeit (779 Wörter)

Glück im Unglück, oder Unglück im Glück?

Mit lieben Freunden wollten wir ein verlängertes Wochenende geniessen, nix grossartiges sollte es werden, schöner einfacher Fels mit Herbstsonne, wenn geht noch etwas Meer, ja das war der Plan. 

In Kroatien auf Krk waren wir schon mal und genossen dort direkt am Meer verschieden Klettergärten, teils auch mit 2-3 SL Touren im unteren Schwierigkeitsbereich. Zusätzlich habe ich gelesen dass Thomas Behm dort erst kürzlich etwas Längeres erschlossen hat. Somit war es klar, wir fahren nach Baška.

Am ersten Tag ging es zum Hampeln zu den BierGöttern und danach noch zum Sektor SeaBag. Toller grossteils messerscharfer Fels mit traumhafter Aussicht.

Am nächsten Tag spazierten wir zur Route 'The Blue Light' 5c am Pyramidi, dem Pyramidenförmigen Felsgupf in Bildmitte.

​Wir Nixtuer durften starten und es gingt auch gleich knackig los. Die ersten Meter starteten mit einem Normalhakl und waren etwas verwachsen und brüchig. Danach ist man auch schon bei der Schlüsselstelle der Tour, einer steilen aber gut abgesicherten Stelle an der man etwas nach rechts rauf steigen musste, wahrscheinlich auch eine Grössenstelle, danach deutlich einfacher gerade rauf und nach links ins Gehgelände zum Stand unter dem nächsten schönen Pfeiler.

Der Fels hier wirkte gleich viel freundlicher und fester wobei sich immer wieder kleine Splitter lösten. Generell tat ich mir aber gar nicht so leicht. Wahrscheinlich weil es doch irgendwie ungewohnt und trotz unzähliger Strukturen unübersichtlich war. Eventuell war es auch nur weil wir schon etwas scherzten dass man hier, an diesen mit messerscharfen Spitzen übersäten Felsen, bei einem Abflug bestenfalls als Cevapcici endet. Naja jedenfalls war ich dann schon recht weit oben und kam zu einem Platz an dem man gut stehen konnte, wo auch ein Bolt steckte. Aus dem Topo hatte ich mir gemerkt dass der Standplatz nur einen Bolt besitzt, aber vergessen dass dort zusätzlich noch ein Normalhakl sein sollte. Ich sicherte die Nixtuerin nach. Wir schauten uns den weiteren Verlauf der Route an. Es ging noch wenige Meter hinauf bis zum Gehgelände von wo man zum nächsten Pfeiler spazieren könnte.

Dass ich vorhin schon den ersten Fehler begangen hatte und am letzten Bolt der Seillänge Standplatz bezog wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht...

...die NixTuerin welche im Normalfall nicht vorsteigt kletterte los weil wir noch dachten dass es sich um einen Spaziergang handeln würde, das war dann schon der zweite Fehler...

...der dritte Fehler folgte gleich als sie sich an einem Knödel hochzog der zwar anfangs beim normalen Anhalten fest wirkte aber beim Hochziehen ausbrach!

Es krachte, der Knödel und sie flogen aus der Wand, 'klatsch' knallte sie am Fels auf und schon flog sie auf mich zu. 

Die Zeit kam mir ewig lange vor, ich wusste dass ich in ihrer Flugbahn stehe und sie mich wohl rammen würde. Hoffentlich haltet der eine Bolt an dem wir Stand haben wenn sie mich trifft, auf keinen Fall darf mir der Aufprall das Seil aus den Händen reissen, eventuell kann ich sie auffangen, wieso habe ich sie vorsteigen lassen, … (es ist unglaublich wieviel Zeug unser Gehirn in so kurzer Zeit alles durchspielen kann!). 

'Puff' und schon fiel sie mir genau in meine Arme und wir schauten uns mit grossen Augen entsetzt an.

Mir kam es wie in Zeitlupe vor als sie plötzlich rückwärts und somit kopfüber wieder aus meinen Armen kippte. Reflexartig griff sie aber in Richtung Seilsalat und konnte sich so im Weiterflug wieder drehen sodass dann doch wieder die Füsse voran flogen. Aber ab hier war es dann eher rutschen bevor sie endlich auf einem kleinen Vorsprung zum stehen kam. Gleichzeitig zog ich schon das restliche Schlappseil ein um einen Weiterflug unmöglich zu machen.

Wir wechselten zwei-drei Worte um zu sehen dass bei uns beiden alles klar war und schon konnte ich sie zu unseren Freunden am Wandfuss ablassen. Ein wirklich gutes Gefühl wenn man in so einer Situation nicht alleine ist! Überraschend wurde festgestellt dass es tatsächlich nur die Fingerspitzen erwischt hatte, abgesehen von blauen Flecken und Schnitten in Hose und Rucksack.

Unsre Freunde kletterten nach Anitas Erstversorgung die Route noch fertig, während wir nebenan im Schotter mit hinauf spazierten und noch einige Fotos machten.

Später dann im Wohnmobil kümmerte ich mich um eine fachgerechte Versorgung der Wunden.

Sechs Tage später waren die Fingerkuppen schon wieder soweit verheilt dass wir zuhause im wunderschönen GBL den Elfengarten klettern konnten.

Viel wurde nach diesem Flugtag darüber philosophiert welch grosses Glück wir hatten dass nicht mehr passiert ist. Ich selbst sehe es aber eher so dass es Pech war dass wir mehrere Fehlentscheidungen hintereinander getroffen hatten! 

Wie auch immer, wichtig ist dass man aus solchen Aktionen lernt!


Wenn jemand möchte kann er sich diese Aktion auch als Video anschauen :p  (ab ca 5:25 rumpelt es)

Mehr Infos über die Mehrseilängen Tour: 

flugtag (5)
 
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Kommentare 2

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Michael Gattol

am Freitag, 25. Januar 2019 14:59

Alter Schwede, es geht einfach so schnell wenn passiert, supa das am Ende nix passiert ist!!!

...aber ich muss trotzdem etwas lachen bei dem Standbild

  • 1
[b]Alter Schwede, es geht einfach so schnell wenn passiert, supa das am Ende nix passiert ist!!![/b] ...aber ich muss trotzdem etwas lachen bei dem Standbild :D

Rob Harbert

am Freitag, 25. Januar 2019 17:31

Aber Holla, gut das nicht mehr passiert ist. ?

  • 0
Aber Holla, gut das nicht mehr passiert ist. ?