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7 Minuten Lesezeit (1432 Wörter)

Die Abenteuer von Hias und Sepp am Anica Kuk

Es gab ergab sich, dass die Freunde Hias und Sepp zur gleichen Zeit an der imposanten Anica Kuk NW Wand, in scheinbar sehr unterschiedlichen Routen, zum Klettern gingen. Wie es das Schicksal wollte, waren sie annährend zeitgleich unterwegs.
Neben der Gemeinsamkeit, dass beide zur gleichen Zeit am Anica Kuk unterwegs waren, gibt es noch eine Verbindung zwischen den beiden – welche?
Es ergab sich, dass Hias mit großer Vorfreude losstarten durfte. Sepp war zu dieser Zeit mit Sichern beschäftigt.

Hias kletterte mit großer Begeisterung los. Von unten betrachtet schien die Wand endlos. Die erste Seillänge war leicht und ideal zum Aufwärmen für den folgenden langen Tag.

Bei Sepp war es etwas anders. Er war beim Einstieg damit beschäftigt, den kleinen Steinchen, die durch den Seilzug den Weg nach unten fanden, auszuweichen. Außerdem wirkte die erste Seillänge so überhaupt nicht einladend. „Grasdurchsetzter Bruchhaufen", dachte sich Sepp.

Am Stand angekommen, beobachtete Hias eine slowenische Seilschaft vor ihm. Sie hatte ziemliche Schwierigkeiten in der angeblichen 4a. „If this is 4a, I am going to die in the 6c which is coming in the center of the wall", kommentierte der Slowene die Seillänge. Trotzdem freute sich Hias auf die Länge. Im Nachstieg würde er die schöne Platte elegant überwinden können.

Sepp hatte weniger Glück. Sein Vorsteiger war gleich in einem Verhauer gelandet, den er in einem abenteuerlichen Quergang über kompakte und nicht absicherbare Platten lösen durfte. Danach wartete ein klassischer Riss im 4. Grad. Der Riss war mit brauner Erde gefüllt, sodass die rostbraunen Schlaghaken kaum auszumachen waren.

Hias stieg die kompakte Platte nach, die kurz vor ihm der Slowene absolvierte und kam nach einer kurzen Handrisspassage am Stand an. Ohne viel Zeit zu verlieren, startete er gleich in die nächste Seillänge. In leichtem Zickzack ging es nach oben. Mit der richtigen Taktik konnte er aber Seilreibung verhindern, sodass er die 50m Seillänge ohne größere Schwierigkeiten absolvieren konnte.

Bei Sepp war einiges an Chaos am Stand. Zwei andere Touren kreuzen hier und es war viel Betrieb. Beim Klettern stellte er fest, dass sein Vorsteiger wieder einmal Zwischenhaken ausließ. Normalerweise stört ihn das ja nicht. Nur in dieser Seillänge war er am Ende eines unguten leicht überhängenden Risses und das Seil hing mehrere Meter freihängend nach rechts, weil der Haken am Ende des Risses nicht eingehängt war. Von der Anstrengung im Riss gezeichnet, erreichte Sepp den Stand und machte sich bereit für die nächste Seillänge.

Während Hias seinen Nachsteiger sicherte, hatte er genügend Zeit die folgende Seillänge zu betrachten. Er sah zwei gut gesicherte Steilaufschwünge, die in eine kleine Höhle führen würden. Er freute sich schon auf die Seillänge und vor allem war er neugierig was in der Höhle sein würde.

Noch immer etwas gezeichnet vom Riss machte sich Sepp auf zum Vorsteigen. Ziemlich steil ging es vom Stand weg. Anstatt schöner steiler Leistenkletterei, musste Sepp wieder einen Riss überwinden. Den Ausstieg konnte er nur mit einem Griff in die Expressschlinge erreichen. Auf einem schmalen Band angekommen, rastete er kurz, bevor er einem weiteren sehr steilen Riss zum Stand in einer feuchten Nische folgte.

Endlich war Hias wieder an der Reihe zu klettern. Das Sichern seines Vorsteigers, dauerte ihm fast zu lange. Die Steilaufschwunge hatte er schnell überwunden und er befand sich innerhalb kurzer Zeit in der kleinen Höhle, die er von unten gesehen hatte. Alte Ausrüstungsgegenstände wiesen auf einen verwaisten Biwakplatz hin.
Hias kletterte im Vorstieg aus der Höhle der Sonne entgegen. Eine kurze athletische Stelle leitete ihn in schönes Klettergelände über. Homogene und abwechslungsreiche Kletterei führten ihn über kompakten Fels nach oben.

Sepp beobachtete seinen Vorsteiger wie er sich durch ein kaminartiges Loch nach oben schob und dann verschwand. Geduldig wartete er in der feuchten Nische, bis er zum Nachsteigen an der Reihe war.
Kürzer als erhofft dauerte die Pause, sodass er zügig wegklettern musste. Doch schon nach wenigen Kletterzügen war Schluss. Er steckte im kaminartigen Loch fest. Nur mit Mühe und sehr viel Kraft konnte er sich befreien. Endlich aus dem Loch befreit, stellte er fest, dass schon wieder mühsame Risskletterei auf ihn wartete. Zumindest eine kurze Plattenstelle sorgte für etwas Abwechslung bevor er sich wieder einen Riss zum Stand nach oben mühte.

Hias musste länger auf einen Nachsteiger warten. So konnte er mit großer Freude die abwechslungsreiche Seillänge noch einmal Revue passieren lassen. Ein Blick nach oben sagte ihm, dass es wohl so schön und genussvoll weitergehen würde. Insgesamt war er sehr erfreut über die langen Seillängen.

Am Stand angekommen, sah Sepp schon wieder einen steilen Riss auf sich zukommen. Ohne zu überlegen, übernahm er wieder die Führung. Dieses Mal ging es aber besser und zur Belohnung wartete eine Platte im Anschluss. Die Absicherung verlangte an Eigeninitiative. Aufgrund der wenigen Haken war die Orientierung nicht ganz einfach. Ziemlich weit oben sah Sepp den Stand. So teilte er gedanklich das vorhandene Material auf seinem Gurt so ein, dass er gut gesichert bis zum Stand käme. Schon mit etwas Seilreibung kam er am vermeintlichen Stand an. Wie sich aber herausstelle, war das nicht gar nicht das Ende der Seillänge. Sepp sah, dass er noch etwa 20 Meter vor sich hatte. Expressschlingen hatte er keine mehr, sodass dies zu sehr spannenden 20 Metern wurden.

Hias freute sich schon auf die folgende Kletterei. Etwas aufgeregt war er aber schon, denn es folgte die Schlüsselseillänge. Zunächst war aber Nachsteigen angesagt. Ein kleiner Runout in dieser Nachstiegslänge machte ihn noch etwas nervöser. „Hoffentlich, ist das in der nächsten Seillänge besser", dachte Hias. Er tröstete sich mit dem Wissen, dass schwere Längen üblicherweise viel enger gesichert sind.

Es ergab sich, dass Hias und Sepp zur gleichen Zeit an einem Standplatz waren. Wiederum war Hias zum Vorsteigen an der Reihe und Sepp war mit Sichern eingeteilt. Gerade als Hias wegklettern wollte, grollte es laut durch die Wolken. Ein Gewitter hatte sich in atemberaubendem Tempo genähert. Sowohl Sepp als auch Hias zuckten jeweils zusammen.

Hias der sich gerade in die Schlüssellänge aufmachte, überlegte nicht lange und legte einen Zahn zu. Zum Herumprobieren war keine Zeit. In der Schlüsselstelle streckte er sich und mit einem Griff in die Expressschlinge kam er einfach darüber. Danach wurde es leichter und er konnte seine Geschwindigkeit richtig ausspielen. Hias flog praktisch nach oben und erreichte den vermeintlichen letzten Stand vor der Ausstiegslänge.

Da Sepp mit Sichern beschäftigt war, sah er wie das Gewitter immer näherkam. Endlich war er zum Klettern an der Reihe. Für ihn war nur mehr Geschwindigkeit entscheidet. Deshalb versuchte er erst gar nicht frei zu klettern. Da die Hakenabstände aber nicht gerade eng waren, funktionierte das A0 klettern nicht so recht. So hangelte er sich am Seil hoch. Irgendwann erreichte er dann aber doch, ziemlich erschöpft, den Stand.

Für Hias war klar, dass nun die Flucht nach oben anstand. Über die gesamte Wand des Anica Kuk abzuseilen, war für ihn keine Option. Als er merkte, dass sein Partner zögerte, feuerte er ihn an. „Jetzt oder nie! Wir müssen da rauf. Abseilen ist keine Option."

Bei Sepp war es ähnlich. Er merkte gleich, dass sein Seilpartner nervös war. Er war es ja auch. Das Gewitter war praktisch schon über ihnen. Es konnte jedem Moment in Strömen Regnen. Sepp war schon müde von der anstrengenden Risskletterrei, doch sein Partner motivierte ihn noch einmal. So konnte Sepp zeigen, was noch in ihm steckt. Im Affentempo kletterte er die letzte Seillänge zum Ausstieg. Schon von leichtem Regen begleitet, richtete er den Stand ein, zog sich die Regenjacke über und begann seinen Nachsteiger zu sichern. Ein wenig stolz war er schon, dass er so schnell sein konnte.

Als Hias endlich los klettern konnte, regnete es schon in Strömen. Im Vergleich zum Rest der Tour war die Ausstiegslänge sehr leicht – fast „Laufgelände" dachte er sich. So konnte er sie trotz Nässe rasch absolvieren. Bevor das Unterwetter mit Hagel und allem was dazu gehört loslegen konnte, erreichte er einen Unterschlupf im Gipfelbreich des Anika Kuk. Dort saß auch schon der Sepp.

Das Unwetter dauert knapp eine Stunde. So hatten die Freunde genügend Zeit sich über ihre Touren zu unterhalten. Während Hias eine imposante Route mit abwechslungsreicher -- man könnte sagen moderner -- Kletterei unterwegs war, mühte sich Sepp in klassischer Kletterei mit Rissen und kaminartiger Kletterei. So unterschiedlich die Eindrücke der beiden auch gewesen sein mögen, gibt es eine große Gemeinsamkeit, außer dass diese in der gleichen Wand stattfand. Was ist diese?

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