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4 Minuten Lesezeit (882 Wörter)

In Vino Veritas, 6+

Es war ein Freitag Mitte Oktober, die beste Zeit für genüssliche Klettertouren.

Ein lieber Freund und Erschliesser von vielen grossartigen Touren rief uns an und berichtete dass er das ganze Wochende unausgebucht wäre! Dies durfte natürlich auf keinen Fall so bleiben, also luden wir ihn für Samstag zu uns ins wunderschöne GBL ein. Was ganz gemütliches sollte es werden da wir NixTuer gerade mal wieder vom Arbeitsstress absolut ausgelutscht und verbraucht waren. Harald sah das nicht als Problem, nein er freute sich weil den 'WinnetouWeg' würde er als eine der ganz wenigen Touren im GBL noch nicht kennen. Am folgenden Tag trafen wir uns dann tatsächlich mit ihm und spazierten zum Einstieg hinauf und mussten sehen dass dort schon andere Seilschaften kletterten. Egal, Harald war der Meinung dass wir in so einfachen Touren ohnehin leicht überholen könnten. Und das taten wir dann auch. Zwei Seilschaften konnte unsere DreierSeilschaft bis zum Ausstieg hinauf überholen und weil es dann noch viel zu früh zum Biertrinken war meinte unser Freund dass er die Schlangengrube bisher auch noch nicht gegangen sei. Also ging es dann auch diese Route noch hinauf bis wir endlich zu unserem wohlverdienten Bier unten im Tal kamen. Dort war Harald dann der Meinung dass nun aber wir an der Reihe wären und am Sonntag in sein Revier kommen müssten. Ihm fiel auch gleich eine (seiner) Routen ein die er uns unbedingt zeigen möchte – 'In Vino Veritas' am Grossofen!

Es ist Sonntag und wir treffen uns mit Harald am Vormittag am Parkplatz im Höllental. Gemütlich spazieren wir Richtung Einstieg hinauf. Mir kommt es hier im Höllental immer ein wenig vor wie im Urlaub. Die Vegetation ist so ganz anders als bei uns im GBL, und auch der Fels ist ein anderer, steiler und ich würde fast sagen etwas alpiner. Wir erreichen die Wand und einige Einstiege weiter drüben steigt gerade Karl Kosa in eine Klettertour ein, wir tratschen kurz mit ihm bevor wir uns selbst zum Klettern herrichten. Für uns NachwuchsHampler ist es immer wieder etwas ganz besonderes wenn man Erstbegeher trifft deren Touren wir schon klettern durften und auch konnten ;-) .

Über eine kurze Felsstufe geht es zum Start. In der ersten Seillänge gibt es auch gleich eine Stelle an der ich richtig schauen muss wo bzw wie ich steigen kann, aber Harald hat mich darauf eh schon hingewiesen und lacht nun nur.

Zur zweiten Seillänge muss man ein kleines Schotterfeld nach links queren, hier heisst es aufpassen dass wir unten in den Einstiegen keinen erschlagen. Es geht eine eher bescheidene Verschneidung hinauf zu einer wunderschönen steilen Tropflochquerung.

Habe ich schon erwähnt dass die NixTuerin Querungen jeglicher Art hasst? Nein sie hasst sie nicht nur, sie hat teilweise wirklich Angst davor. Dies ist wohl ein Überbleibsel ihrer noch vor wenigen Jahren extremen Höhenangst (damals gings nichmal im Boulderraum mehr als einen Meter hinauf!). Harald weiss das natürlich, wir sind ja doch schon viel gemeinsam unterwegs gewesen, er kennt uns. Als die NixTuerin dann dort ist wo man für den entscheidenden Querungsschritt die Exe aushängen muss stockt ihr Kletterfluss. Sie setzt erneut an um gleich wieder zurück zu steigen. Das selbe Spiel wiederholt sich noch ein weiteres Mal.

Unser Freund kann nicht glauben dass seine Route hier herunten wo es nun wirklich noch keine Probleme geben kann schon Schwierigkeiten macht, schliesslich hat er Anita ja versprochen dass die Tour so gut wie keine Querung hat, auch wenn das Topo nur aus Querungen besteht.

Naja, jedenfalls steigt er bis zu ihr, greift an ihr vorbei, hängt ihr Seil aus der Expresse, gibt ihr einen Klapps und sagt lächelnd 'so und nun geh'. Hähähä, ihr hättet Anitas grosse Augen sehen sollen. Völlig verblüfft von dieser Aktion steigt sie problemlos die zwei-drei schritte nach rechts und zu mir zum Standplatz herauf um vom sicheren Platz aus in Ruhe hinunter schimpfen zu können.
Harald meint nur lachend 'na geht doch, wusste ichs doch!'

Für die nächste Länge gibt er mir den Auftrag die eine oder andere Exe mit einer A0-Schlinge zu versehen um die NixTuerin zu schonen. Eine wirklich tolle Länge. Die Burschen sind das damals mit Normalhaken im Vorstieg erstbegangen, meinen Respekt haben sie!

Um die Seillängen kurz zu halten und die Nachsteiger(in) besser zu sehen usw gab mir Harald den Tipp für einen Zwischenstand bei einer dicken Sanduhr. Ist aber eher ein unbequemer Platz von dem es danach richtig steil und etwas querend weiter zum eigentlichen Standplatz geht. 

Die nächste Länge hat einen kurzen knackigen Aufschwung und schon geht's (wie solls auch anders sein) in eine Querung.

Nun folgt eine Seillänge mit wunderschöne steilen Platten, Henkeln und Wandstellen bis die nächste Seillänge wieder mit einer Querung anfängt...

...und dann in einer Rinne und über einen Klemmblock hinauf zum Ausstieg geht.

So schön wie das Wetter, so schön war auch die Kletterei.
Anita verspricht dass sie hier in dieser Region nie wieder etwas klettern wird, und schon garnicht zusammen mit Harald.

Im Abstieg schauen wir nochmals auf die Wand zurück und Anita fragt Harald welche Tour wir denn beim nächsten Mal mit ihm klettern werden :-) und schon werden neue gemeinsame Abenteuer geplant...

​...bevor wir aber die Routenbeschreibungen unseres Freundes glauben,  werden wir in Zukunft mit ihm vorher besser eine oder zwei Flaschen Wein trinken :-)

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