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5 Minuten Lesezeit (963 Wörter)

Michael Maili - Drachenblut (8a) 1. Wiederholung

Drachenblut (8a) Michael Maili in Drachenblut, photo credit: Klaus Landauf

Am 03.10.2018 gelang Michael Maili die erste Wiederholung der wohl anspruchsvollsten Mehrseillängen Trad Route im Grazer Bergland: „Drachenblut" (9+/10-) an der Rannerwand, erstbegangen 2008 vom Südtiroler Martin Riegler.

Rannerwand - Route Drachenblut

Noch ein Grund mehr für CLIMBING.PLUS, Michi, der seit vielen Jahren eine fixe Größe in der steirischen Kletterszene ist, um ein Interview zu bitten:

Michi - wann hast du das erste Mal konkret an eine Wiederholung von „Drachenblut" (8a) gedacht?

Als Martin Riegler 2008 die Route eingerichtet hat, war für mich noch alles ganz weit weg und eigentlich nicht wirklich vorstellbar da die Route technisch sehr anspruchsvoll ist und zwei größere Quergänge hat. Erst nach den Fotoshootings für internationale Klettermagazine und für den italienischen Ausrüster Camp, in denen ich Martin fotografierte, bekam ich Lust und wurde selbst neugierig. Aber der Gesamteindruck war dann doch zu überwältigend und ich ließ die Finger davon :-) .

Da man gewisse Sicherungen (Keile) eigentlich nicht wirklich optimal aus der Kletterstellung anbringen kann, benötigt man einiges an Kraftreserven und das halt auch noch in diesem Schwierigkeitgrad. (8a).

Also verschob ich damals meine Vision für´s Erste. :-)

Wieviel Zeit hat dir die Route abverlangt?

Ja, die Zeit war ein wesentlicher Faktor. Da ich erst Ende August das erste Mal alleine abseilte und die Stände suchte, wusste ich, dass die Zeit bevor der Winter kommt wahrscheinlich eher knapp wird. Ich war dann zwei ganze Tage in der Wand, mit dem GriGri zur Selbstsicherung, um die Route wiederherzustellen. Martin war die Route ja clean geklettert - Ich fand also nicht viele Anhaltspunkte und konnte mich nur noch schlecht an den Linienverlauf erinnern. Ich fand auch leichte Chalkspuren, die eigentlich nicht mehr von Martin stammen konnten. Nach einem kurzen Gespräch mit Matthias Aberer wusste ich, dass die Route von zwei Grazern versucht wurde. Ich denke aber, dass diese Jungs die einzigen Bewerber in all den Jahren waren. Wie gesagt musste ich viel wiederherstellen und putzen bis ich die Route mit Grigri Selbstsicherung überhaupt versuchen konnte. Manchmal hatte ich auch ein bisschen Angst, weil die Querungen teils echt schlecht zu probieren sind allein. Insgesamt verbrachte ich zwei ganze Tage allein und danach vier Tage mit Seilpartner in der Wand.

Wer hat dich dabei begleitet und gesichert?

Wesentlich für meinen Durchstieg war sicher mein bester Freund Alex Schranz. Er brachte das nötige Sicherungs-Know How und die Ruhe mit. Es ist eine sehr komplexe Kletterei die perfekte Doppelseiltechnik voraussetzt. Seile ausgeben, einziehen und mögliche Stürze dynamisch abzufangen war sehr wichtig. Vor allem lösten sich bei zwei Stürzen in der 8a Länge die von mir gelegten Friends und ich stürzte weit in die Klemmkeile, wo dann halt das andere Halbseil seine Aufgabe erfüllen musste. Alex hatte immer alles unter Kontrolle, ansonsten hätte ich den Fokus nicht halten können. Es begleiteten mich auch Patrick Gollnhuber und Matthias Woitzuck. Matthias ist für mich ja ein Ausnahmekletterer und er bestätigte mir, dass die Route wirklich viel abverlangt.

Was waren die größten Hürden und Schwierigkeiten in der Route?

Die größte Hürde war bestimmt der Durchstieg der 8a Länge. Die Friends, die ich setzte waren einfach nicht Granit-like. Also so Lala halt. Manchmal riss ich sie einfach mit der Hand wieder heraus. Die zweite Schlüsselstelle dann, vor der Crux, hat mir am meisten abverlangt. Ein Längenzug der mich völlig überspannte und danach kamen zwei schlechte Aufleger. Beim ersten Versuch stürzte ich dort und riss, wie gesagt, einen 0,5 Camelot aus dem Fels und stürzte weiter hinab. Das hat mich schon ein bisschen mürbe gemacht. Aber ich hielt durch. Die Boulderstelle in der 7c Länge (3. Seillänge) machte mir eigentlich am Grigri schon wenig Probleme. Diese ist aber ziemlich steil und du möchtest im 7a Gelände oben raus nicht mehr fallen. Man würde alle Sicherungen herausreißen, denke ich, und sehr, sehr weit stürzen.

Hast du dich speziell auf die Route vorbereitet (psychisch, physisch)?

Ich hatte eine überaus gute Basejump und Wingsuit Saison heuer. War also psychisch in bester Verfassung und konnte mich gut fokussieren. Die vielen Jahre in Kalifornien die ich im Trad-Kletterbereich verbrachte, förderten natürlich den Umgang mit den selbst gelegten Sicherungen in der Drachenblut. Und ich ging ein wenig bouldern :-). Aber grundsätzlich, denke ich, ist es mein Fokus. Wenn ich mir was in den Kopf setze, muss ich da durch, anders geht´s einfach nicht (lacht).

Was machst du außer klettern sonst noch?

Wingsuit-Basejumping ist meine zweite große Passion. Aber ich verbringe auch sehr viel Zeit mit Eisklettern. Ich würde sagen das ist meine Lieblingsbeschäftigung . Wenn möglich verbringe ich pro Jahr immer einen Urlaub in den kanadischen Rocky Mountains.

Was machst du eigentlich beruflich?

Hauptberuflich bin ich seit 10 Jahren Fotograf mit www.mmARts.at. Oft bin aber auch nur als Athlet und Abenteurer unterwegs.

Was sind deine nächsten Ziele und Projekte?

Ganz ehrlich? Im Moment bin ich noch in der Planung. Es gibt einige Ideen. Wahrscheinlich Kalifornien mit meiner Frau Karina. Was sonst!! :-)

Vielen Dank Michi, für dieses lässige Interview.

Bilder sowie Bildrechte bei Klaus Landauf.

CLIMBING.PLUS wünscht dir alles Gute für die Zukunft. Bleib gesund und keep on rockin`.

...

Drachenblut 10- (10- obl.) 100 Hm - Mehrseillängen Tour | CLIMBING.PLUS

Klettern in Österreich / Steiermark / Grazer Bergland / — Eine der schwersten Mehrseillängenrouten im Grazer Bergland! Erste Route im 10- (clean) Bereich im Grazer Bergland. Die Stände sind mit Bohrhaken ausgestattet, der Rest ist ausschließlich mit Keile, Friends und Sanduhren zu erledigen!Vier Seillängen:  1. SL: 6a brüchig, die eine oder andere Zwischensicherung lässt sich anbringen 2. SL: 8a 3. SL: 7c 4. SL: 6c

"Drachenblut" (8a), Rannerwand

2018 jährt sich zum zehnten Mal die Erstbegehung der Route
https://climbing.plus/blog/drachenblut

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Kommentare 1

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Stefan Atschreiter

am Montag, 08. Oktober 2018 18:44

Gratuliere!
Eins würde mich interessieren. Wurden die Zwischensicherungen alle während des Durchstiegs gelegt oder davor?

  • 0
Gratuliere! :) Eins würde mich interessieren. Wurden die Zwischensicherungen alle während des Durchstiegs gelegt oder davor?