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9 Minuten Lesezeit (1826 Wörter)

NEWTON - Anziehungskraft im Zentrum von Graz

Boulderhalle NEWTON Boulderhalle NEWTON

Jetzt mal ehrlich - welcher Kletterer hat nicht schon einmal an eine eigene Boulderhalle gedacht?
Der Gedanke ist verlockend.
Arbeiten dort, wo andere Spaß haben. Bouldern, wann immer es die Zeit zulässt. Permanent Jungs und Mädels um sich zu haben, mit denen man sich sonst am Fels trifft. Und, und, und…
Spätestens bei den ersten Überlegungen wieviel so etwas kostet und wie es zu finanzieren wäre, lösen sich bei den Allermeisten diese Träume in Schall und Rauch auf.
Dennoch gibt es sie - kletternde Idealisten die sich ein Herz nehmen, all ihre finanziellen Möglichkeiten bis zu ihrem Lebensende in die Schlacht werfen um ihre Visionen zu verwirklichen und Boulderhallen aus dem Boden stampfen, die uns allen so viel Freude bereiten.
Unabhängig von Alter, Beruf, Kletterkönnen und Geschlecht - eine Boulderhalle ist der perfekte Ort um seine eigene Form zu verbessern, um sich mit Freunden an den unzähligen Problemen zu matchen, um zu chillen, um miteinander ein oder mehrere Bierchen zu trinken und dabei gemeinsam das kommende Wochenende oder gar den nächsten Klettertrip zu planen. Egal ob Grazer Bergland, Arco oder Fontainebleau.
In Graz gibt es zwei solcher Boulderhallen. Beide bestens besucht und weithin bekannt. Selbst Weltstars wie Janja Garnbret, Domen Skofic, Jernej Kruder oder Jessica Pilz nehmen den Weg nach Graz auf sich, um dort zu trainieren.
Jetzt soll in Graz bald eine dritte Boulderhalle öffnen. Mitten in der Stadt.
Mit dem durchaus Interesse erweckenden Namen "NEWTON".
Die meisten Boulderhallen haben ja irgendetwas mit "Bloc", mit "bouldern" oder zumindest mit "moves" oder "gravitation" in ihrem Namen.
"NEWTON" fällt da erstmal völlig aus dem Rahmen.

Wobei - wenn der gute alte Isaac ein Boulderer gewesen wäre, hätte er bestimmt alles von Beginn an richtig gemacht.
Er wusste nämlich: F=m x a 
(Kraft = Masse mal Beschleunigung). 

Um den Topgriff zu erreichen, muss man seine Masse einmal ordentlich beschleunigen. Dazu braucht man Kraft. Und die bekommt man eben im "NEWTON". Demzufolge gibt es ja eigentlich gar keinen besseren Namen für eine Boulderhalle.
Dennoch - der Hauptaspekt im "NEWTON" wird am sozialen Miteinander, am gemeinsamen Spaß an der Bewegung, liegen.
Einer der Initiatoren (und Wegbereiter des 11. Grades im Grazer Bergland), Armin Buchroithner, lädt die CLIMBING.PLUS.Crew ein, sich selbst ein Bild vom "NEWTON" zu machen. Gerne nehmen wir das Angebot an.

Einiges haben wir ja schon auf Social Media mitbekommen. Dass sich die Halle über drei Stockwerke erstrecken wird zum Beispiel, oder dass neben Armin Buchroithner noch Stefan Ribitsch und Stefan Hofer zum Gründerteam (TriKomp GmbH) gehören. Es sind klingende Namen in der heimischen Kletter- und Boulderszene und Garanten dafür, dass hier was "Gscheites" am entstehen ist.
Und, dass es etwas "Gscheites" werden wird, ist für uns vom ersten Moment an sichtbar.
Noch ist Baustelle, aber man sieht aussen schon, wo die Parkplätze und die Radabstellplätze hinkommen.
Auch der potentielle Platz für einen zukünftigen Gastgarten unter einer schattenspendenden Linde ist bereits zu erkennen.
Ruhig ist es hier. Und das mitten in der Stadt! Mit direktem Blick auf Schlossberg und Uhrturm. Noch bevor wir das Gebäude betreten, sind wir schon ziemlich beeindruckt. Die Location hat echt was.

Armin begrüßt uns vorm Haupteingang. Wir kennen einander eigentlich schon seit vielen Jahren, aber erst in letzter Zeit kam es vermehrt zu Mails und Telefonaten anlässlich gemeinsamer Projekte in der Medienwelt.
Armin führt uns um die Halle, erzählt davon, dass es die Idee schon längere Zeit gegeben hat und dass sich diese Gelegenheit, hier in der Ägydigasse ganz unerwartet und zufällig ergeben habe. Als sie plötzlich da war, blieb nicht viel Zeit zum Überlegen. Kurzentschlossen nutzten Armin und die beiden Stefans die Chance, mieteten das Bauwerk und begannen mit Planung und Behördengängen. Ein Jahr hatten sie für den Umbau vorgesehen, bis das "NEWTON" seine Pforten öffnet. Dass es jetzt ein einige Wochen mehr geworden sind, ist Corona zu verdanken.
Unser erster Weg im Newton führt uns zu Rezeption und Cafe. Ein heller und freundlicher Raum, abgeschlossen vom Boulderbereich im Erdgeschoss. Man sieht schon Teile der Theke, Möbel stehen bereits, noch gut verpackt, im Raum.
"Hier kommt die Anmeldung hin" sagt Armin, "hier die Kaffeemaschine und dort die Soundanlage". Er weiß über jedes noch so kleine Detail Bescheid. Was man sich hier gedacht habe und was da. Viele Ideen kamen von Stefan Hofer. Sein reichhaltiger Erfahrungsschatz, den er sich durch seine Tätigkeiten in verschiedensten deutschen Boulderhallen aneignen konnte, war hier Goldes wert.
Horst erinnert sich an seine eigene Zeit als Häuslbauer zurück. Auch hier gab es tausende Entscheidungen zu treffen, tausende Überlegungen anzustellen.
Die räumliche Trennung von Cafe und Boulderbereich hat sich aus baulichen Gegebenheiten ergeben. Mittlerweile ist man darüber sehr froh. Das Cafe soll ja nicht nur ein Treffpunkt für Boulderer werden, sondern es könne gut und gerne auch ein nettes Lokal für Anrainer, die mit dem Sport so gar nix am Hut haben, werden. Oder für Nachtschwärmer, die sich hier treffen, um nach ein paar Getränken gemeinsam in die Grazer Lokalszene abzutauchen. Das Team will sich da gar nicht festlegen. Das "NEWTON" soll einfach zum Treffpunkt für jeden werden. Auch Essentials für das Bouldern werden im Cafe erhältlich sein. Ein Shop allerdings ist vorerst nicht angedacht.
Allein, wie die Drei bei jedem einzelnen Detail in die Tiefe gegangen sind, flasht uns völlig. Unser Technikerherz jubelt. Dabei haben wir noch nicht einmal eine Wand oder gar einen angeschraubten Griff gesehen.

Das Natureboard

Die gibt es dann erstmals im Kellergeschoß zu sehen. Nicht nur Sanitäranlagen, Lager und Nasszelle zum Reinigen der Griffe und Tritte haben hier ihren Platz gefunden, sondern auch "Das Natureboard". Eine Trainingswand mit einer exklusiven Besonderheit:
Die Griffe und Tritte sind aus Holz (Beastmaker, HardWoodHolds, Eigenbau) und Natursteinen. Perfekt zum Trainieren.
"Man habe", erzählt Armin,"bei den Kunstgriffen oftmals das Problem, dass die Haut an den Fingern aufgibt, obwohl Strom und Motivation zum Weitermachen noch vorhanden wären. Bei diesen Griffen hier gibt es dieses Limit nicht".
Er präsentiert uns eine ganze Kiste mit Steingriffen in verschiedensten Größen. Alle in Form und Farbe völlig unique und - was uns wieder einmal besonders begeistert - selbstgemacht.
Seit 20 Jahren beschäftigt sich Armin mit der Veredelung von Bachsteinen zu Klettergriffen. Zuhause, in seiner Werkstatt schneidet, schleift und bohrt er so lange, bis er sie an die Wand schrauben kann. "Die brechen nicht" erklärt er, "die rumpeln ja seit Jahrtausenden durch die Bachbette. Und der Grip ist weit besser als man anfänglich vermuten möchte. Vor allem weiß man auch nie im voraus, wie der Griff zu belasten ist. Es bleibt also immer spannend damit."
Armin trainiert seit vielen Jahren in seiner legendären Garage zu Hause an solchen Griffen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Er ist mit "Lovebox" erstmals den unteren 11. Grad im Grazer Bergland geklettert und seine Route "Modeselector" 11-/11 an der Peggauer Wand dürfte immer noch die Spitze des Schwierigkeitskletterns im Grazer Raum markieren.
Die Raumhöhe im Kellergeschoß ist etwas niedriger als in den oberen Etagen. Es bot sich daher einfach an, dass neben dem Natureboard hier auch ein Starterbereich installiert wird. Dort kann man an Quergängen erstmals in Ruhe dem Klettersport begegnen, ohne sich mit Themen wie Höhe und Runterspringen beschäftigen zu müssen. Zudem könnte dieser Bereich später auch mit einem Vorhang vor neugierigen Blicken abgegrenzt werden. Vielleicht zukünftig auch für Yogakurse oder Kinderkletterkurse.

Wir gehen zurück ins Erdgeschoß und in den ersten Stock. Erstmals sehen wir die Wände, welche von Stefan Hofer designed wurden. Die Farbgebung ist stimmig und passt perfekt zu den anthrazitfarbenen Matten. Mehrere Schichten Schaumstoff mit verschiedenen Härten sollen den Aufprall möglichst schonend dämpfen und somit Verletzungen weitestgehend vermeiden. Teppichoberfläche hat gegen glatte Planenoberfläche gewonnen. Das passe einfach besser zum "NEWTON". Die Oberfläche bindet den Chalk besser und fühlt sich generell einfach wärmer und heimeliger an.
Noch stehen überall Paletten mit Griffen und Tritten verschiedenster Hersteller herum. Und das, obwohl 60 Prozent der Boulder bereits geschraubt sind. "Da haben wir wirklich großzügig eingekauft", sagt Armin. "Noch fehlen die ganz großen Volumes, aber auch die sollen in den nächsten Tagen eintreffen."
Jeder Schwierigkeitsgrad wird seine eigene Griffarbe haben. Man sieht sofort, welcher Boulder für einen in Frage kommt. Welcher zu schwer und welcher zu leicht sein wird. Nur Gelb und Blau fallen aus dem Rahmen und sind die "NEWTON" Überraschungseier. Da weiß man im Vorhinein nie, was man bekommt. Es kann alles sein. Von superleicht bis superschwer.

Sponsoren gibt es aktuell noch keine, aber vielleicht ergibt sich hier in nächster Zeit etwas.

Der Bouldersport wird weiterhin in seiner Anhängerschaft wachsen und die örtliche Lage des "NEWTON" ist nahezu perfekt. Sogar zu Fuß erreicht man es vom Grazer Stadtzentrum in wenigen Minuten. Alles spricht dafür, dass es ein sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg wird.
Wenn alles nach Plan verläuft, öffnet das "NEWTON" am 21.08.2020 seine Pforten.
Wir wünschen es dem "NEWTON" Team von ganzem Herzen und werden sicherlich regelmäßig vorbeischauen, um uns dort die Finger langzuziehen und anschließend mit den Freunden bei einem Bierchen im Gastgarten zu sitzen und eine gute Zeit zu haben.

Das NEWTON Team

Armin

Armin Buchroithner ist promovierter Maschinenbauer und beschäftigt sich mit Problemstellungen der nachhaltigen Mobilität und Energieversorgung im Rahmen der Energiewende (und auch im "NEWTON"). Den Bergsport entdeckte er durch seinen Vater der u.a. als Bergführer tätig war. Besonders motivierend sind für ihn die Erschließung neuer Routen und das Bereisen internationaler Gebiete. Seit vielen Jahren widmet er sich auch der Kletterphotographie.

Stefan

Stefan Ribitsch begann schon Mitte der 90er mit dem Klettersport und hat etliche Alpin-, Sportkletter- und Bouldergebiete bereist. Als studierter Bauingenieur und Ziviltechniker leitet er nicht nur ein Ingenieursbüro, sondern brachte seine Expertise auch in den Umbau des Standorts von "NEWTON" ein.

Stefan

Stefan Hofer hat nach dem Studium der Archäologie sein Hobby zum Beruf gemacht und ist im Bereich Planung und Design von Boulder- bzw. Kletterhallen tätig. Nach etlichen Jahren in Münster und Erlangen bringt ihn das Projekt "NEWTON", in welches er seine langjährige Erfahrung einfließen ließ, nun wieder zurück in seine Heimat.

Hier geht es zum NEWTON Boulderhallen Eintrag

Bildrechte bei NEWTON.

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