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5 Minuten Lesezeit (903 Wörter)

Rope Solo

Rope Solo

Im Internet sorgt Fabian Buhls Rope Solo Erstbegehung von Ganesha an der Loferer Steinplatte für Furore. 8c im seilgesicherten Alleingang! Unvorstellbar für mich. Wie soll das bloß funktionieren? Mit Selbstsicherung? An und über der Sturzgrenze? Andererseits – je öfter ich mir das Video ansehe desto mehr steigt das Interesse auch selbst einmal ein Rope Solo zu versuchen. Bei Fabi schaut´s ja ganz easy aus.

Skeptisch betrachte ich mein Setup. Wie in dem Artikel über Soloklettern mit Seilsicherung beschrieben habe ich ein Loch in mein Grigri gebohrt und eine dünne Reepschnur durchgefädelt. Jetzt habe ich das Teil am Gurt hängen. Ist es nun so richtig? Nochmals überprüfe ich meine Standsicherung. Die scheint ja wenigstens zu passen. Aber ist das Seil richtig im Grigri? Verkehrt herum muss ich es einlegen oder? Voller Misstrauen beäuge ich die Symbole. Das Seil mit der Hand führt zum Standhaken. Ich bin verunsichert. Hält das jetzt oder hält das nicht? Sicherheitshalber ziehe ich ruckartig am Seil, welches zum Stand führt. Das Grigri blockiert. Na immerhin. Wenigstens etwas. Ich atme auf. Es scheint ja doch richtig zu sein. So, jetzt noch die Backup Schlaufen. Alle paar Meter mache ich einen Mastwurf ins Seil und klinke diesen in eine Expressschlinge. Die Expressen hänge ich fein säuberlich nebeneinander in meinen Anseilring am Klettergurt. Mannoman ist das vielleicht ein Bündel! Und? Welche Schlinge hänge ich nun als Erstes aus? Welche als Zweites? Ratlos versuche ich mir einen Überblick zu verschaffen. So wird das nun einmal mit Sicherheit nichts. Ich entscheide mich für nur drei Backup Schlaufen und beginne neu zu sortieren. Zum Glück habe ich jede Menge unterschiedlicher Expressen. Die Blaue kommt als erstes zum Aushängen. Dann die Rote. Zum Schluss die Gelbe. Von dunkel nach hell. Ist ja einfach zu merken! Habe ich alles mit? Schlingen für den Stand? Abseilachter? Schraubkarabiner? Expressen? Ist das Seil jetzt wirklich richtig im Grigri? Zaghaft ziehe ich an. Das Seil läuft ohne zu blockieren durch das Gerät. Hääääh? Was ist denn das? Eigentlich sollte es ja blockieren. Völlig überfordert setze ich mich nieder. Also irgendwie habe ich mir das ganz anders vorgestellt. Ich wollte jetzt eigentlich völlig entspannt Route um Route im seilgesicherten Solo Vorstieg abspulen. Stattdessen sitze ich nach einer guten Stunde Setupgemurkse ziemlich frustriert immer noch am Boden. Die Erleuchtung kommt aber doch noch. Ich muss beim Testen ordentlich anreißen sonst blockiert da gar nix. Logisch eigentlich. Der nächste Versuch klappt. Das Grigri blockiert sofort. Na also!

Ich habe mir extra eine Route ausgesucht die ich gut kenne. 6+. Perfekt gesichert. Schon beim 2. Haken kommen mir die nächsten Zweifel. Ob das jetzt wirklich einen Sturz hält? Ich beschließe, wenn überhaupt, erst weiter oben einen Sturzversuch zu wagen und klettere weiter. Plötzlich, mitten in der Bewegung, blockiert etwas. Die erste Backup Schlaufe! Na toll! An einer richtig ungünstigen Stelle natürlich. Mit rutschenden Sohlen nestle ich einhändig den Mastwurf auf und mache, dass ich weiterkomme. Das Klinken beim nächsten Haken ist auch keine Offenbarung. Ich ziehe das Seil nach unten aus dem Grigri und muss zweimal nachfassen bis ich es endlich in der Zwischensicherung habe. Den nächsten Haken muss ich unbedingt höher anklettern sonst ist das viel zu anstrengend. Außerdem – Kletterfluss kommt hier keiner auf. Ein paar Haken höher sind meine Backupschlingen verbraucht. Bei jedem Mal Klinken muss ich mich voll konzentrieren um das richtige Seil zu nehmen. Mir fehlt völlig die Übersicht. Außerdem fühle ich mich alles andere als sicher hier. Soll ich mich jetzt am Haken fixieren um neue Schlaufen zu machen oder doch weiterklettern? Ohne Rückversicherung? Scheiß auf diese dämlichen Schlaufen! Ich mache weiter. Nach ein paar weiteren Metern wird mir der zusätzliche Sinn der Backupschlingen vor Augen geführt. Plötzlich beginnt sich nämlich das Seil aufgrund des Eigengewichtes wie durch Geisterhand von selbst durch das Grigri zu ziehen und bildet unter mir eine bedrohliche wirkende Schlaufe. Das hätte ich echt wissen müssen! Ist ja nur logisch, dass so etwas passieren würde. Wütend hänge ich mich, mit mittlerweile ziemlich gepumpten Armen, in den nächsten Bolt. Neue Schlaufen müssen her. Zudem versuche ich mein ganzes Seilchaos neu zu ordnen. Zehn Minuten später geht es weiter. Einen Meter über dem Haken komme ich auf die Idee einen Sturzversuch zu starten. Eine Backupsicherung habe ich ja. Was also soll passieren? Augen zu und durch. Ich springe! Der Sturz wird weiter als gedacht. Dafür ist das Ende abrupter. Ich knalle gegen den Fels. Mannomann das ist vielleicht grob. Da ist ja null Dynamik dahinter! Aber auch das hätte ich wissen müssen. Allmählich bereue ich meine Rope solo Idee schwerstens. Es klappt nicht im Mindesten so wie gedacht und Spaß macht es schon gar keinen. Irgendwie wurstle ich mich weiter zum Stand und als ich kurz darauf wieder sicheren Boden unter den Füßen spüre, bin ich erleichtert und geläutert. Kurz stelle ich mir noch vor, ich wäre in einer Multipitch Route und müsste da jetzt wieder hochjümarn. Ohne mich! Meine Solokarriere ist beendet bevor sie begonnen hat.

Ich vermisse die Stimmen meiner Freunde. Das gemeinsame Lachen am Fels. Das Blödeln und Fachsimpeln. Das Anfeuern und Mut zusprechen. Ich vermisse das Gefühl der Sicherheit und den Spaß am Klettern. Nachdenklich stopfe ich meine Ausrüstung in den Rucksack und mache mich auf den Heimweg. Wenigstens habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Spielart des Kletterns nichts ist für mich.

Abends schaue ich mir das Video von Fabi Buhl noch einmal an. Schaut ja ganz easy aus. Wie macht der Teufelskerl das bloß? 

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