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5 Minuten Lesezeit (916 Wörter)

Sommerlicher GebirgsGenuss, Hochschwab-Südwand, Abrüster 6-

Abrster-17

Wenn an Sommerwochenenden zufällig mal kein Gewitter angesagt ist, wir NixTuer beruflich nicht verhindert sind und unsre alten abgenützten Körper halbwegs mitspielen, ja dann gehen wir gerne eine gemütliche Gebirgstour. Damit wir in der Früh nicht doch lieber länger schlafen sondern wirklich aufstehen fragen wir gelegentlich liebe Freunde ob sie uns begleiten möchten.

Diesmal haben wir uns für die Hochschwab-Südwand entschieden. Mit dem Abrüster haben wir eine relativ gut abgesicherte Genusskraxelei gewählt. Einziges Manko dieser Tour sind Zu- und Abstieg da man vom GH Bodenbauer bis zum Einstieg gut 1000Hm aufsteigt, aber in dieser Region ist es so schön dass auch dies zum puren Wandergenuss wird.


Der Sommer war bisher sehr warm und die Quelle auf der Trawies ist versiegt, oben beim G`hacktbrunn tröpfelt es gerade noch. Wir haben aber vorgesorgt und ausreichend Flüssigkeit im Rucksack, nur im Abstieg werden wir uns dann an einigen dieser kühlen Tropfen erfrischen.

Und plötzlich ist es soweit! Die Hochschwab-Südwand zeigt sich in ihrer vollen Pracht! Für mich ist dieser Anblick jedes Mal aufs Neue traumhaft schön.

Abrüster 6-, Hochschwab Südwand
 
4.2 (1)

Wir haben aber noch ein gutes Stückerl zu gehen bis wir erstmals Hand an den Fels legen dürfen.

Hier geht es hinauf.

Am Felsen im Vordergrund links vorbei und über einfaches Gelände hinauf, danach kletternd von links nach rechts an der gut erkennbaren Wuzzel-Verschneidung links der Bildmitte vorbei und über super Wasserrillen hinauf zum markanten Dach und unter diesem nach links hinauf aussteigen...

Während wir die Vorbau-Schrofen hinauf kraxeln kämpft bei manchen von uns die Vorfreude auf diese herrliche Tour mit der Unsicherheit ob das nicht doch etwas zu Alpin für die heutige Verfassung ist...

Hier auf diesem Schotterplatzerl seilen wir uns an und es geht beginnend über eine liegende Rillenplatte ca 60 Meter zu einem Bühler welchen ich mit einer SU als perfekten Standplatz aufbessere. Dazwischen gab es auch noch einen Bühler neben zwei alten Schlingen, das dürfte wahrscheinlich der gedachte Start sein.

Und schon laufen mir die Damen nach, herrlich ;-) 

Drüben beim Lufthammer hören und sehen wir eine andere Seilschaft. Übrigens waren das die einzigen anderen Klettere welche wir an diesem Tag in der Südwand gesehen habe! Unglaublich, wo sind die ganzen anderen Kletterer? Naja uns ist es so eigentlich eh am liebsten...also ab geht's hinauf.

Die zweite Seillänge wird schon zum Anhalten, ist aber besser abgesichert als im Schall-Topo eingezeichnet. Passt sehr gut!

Die dritte Seillänge wird kurz da wir den SU-Zwischenstandplatz beziehen, ist auf alle Fälle empfehlenswert. Für solche Aktionen sollte man unbedingt einige Bandschlingen und/oder Reepschnüre dabei haben.

Achja, in der Variante gerade aus hinauf baumelte eine Rückzugs-Exe welche ich leider nicht erbeuten durfte. Man sollte hier also nicht einfach so allen sichtbaren Bolts nachrennen, in der gesamte Route kommt es immer wieder vor dass man links oder rechts neben sich neue Bolts entdeckt!

Die Folgenden beiden Längen sind einfach, wenn man ein bisserl mitdenkt kann man aber auch hier in wirklich gutem Fels klettern!

In der fünften Länge bin ich mir nicht sicher was die Schlüsselstelle war, das Raufsteigen bei der Rostgurke kam mir fast schwieriger vor als dann in der Wasserrille rauf zum Stand wobei ich da eher etwas rechts in einer super zerfressenen Rille geklettert bin. Zwecks Sicherheit hänge ich aber meiner besseren Hälfte ein Schlingerl in den Bolt, was sich aber als völlig unnötige Arbeit erwies. Wer braucht schon A0-Schlingen bei so einem Fels?!?

Hähähähähä, und jetzt kommts!

In der sechsten Länge ist dann passiert was passieren musste! Ich schaue am Stand ins Topo und lese meinen Damen vor: '40 Meter, 4 Bolts, 4-/4, zum Ende nach links zum Stand'. Der Blick rauf zeigt super geile Genusswasserrillen, und zwar Ende nie! Ich starte rauf und bin sofort in einer anderen Welt – voll schön! Beim Übersteigen eines kleinen zerfressenen Wuzzels schaue ich hinunter und erkenne dass die letzte Zwischensicherung doch schon ein gutes Stückerl unter mir ist. Hmm...'4 Bolts auf 40 Meter' stand ja im Topo und ich habe erst zwei geklippt. Ein bisserl verwirrt schaue ich in der Gegend herum und erkenne dass der Standplatz einige Meter links von mir ist, und zwar links unter mir! Ganz egal, der Fels ist so cool dass ich gschwind zum ersten Bolt der nächsten Länge klettere. Dort pflanze ich ein kleines Klemmgerät neben den Bolt und erhalte so einen super Standplatz. Mit gut 50 Metern war dank 60er Halbseile auch alles im grünen Bereich.

Die Damen kraxeln zum eigentlichen Standplatz und sichern mich dann von diesem weiter bis zum letzten Stand unter dem Dachüberhang.

​Von hier geht es nochmals gut gesichert rauf auf die Wiese zu einem Felsklotz mit den letzten Bolts.

Mit einem Jubelsschrei steigen wir aus, gleichzeitig kommen uns aber fast die Tränen weil wir gerne noch weiteren Traumfels genossen hätten.

Die verdiente Jausenpause wird leider etwas verkürzt da am Horizont schon dunkle Wolken mit Donnergrollen auf uns zu sausen.

Bis auf ein bisserl Tröpfeln im G`hackten blieben wir aber von dem ganzen Spektakel verschont und konnten gemütlich runter zum Bier beim Bodenbauer spazieren.

Von den gemütlichen SüdwandTouren welche ich kenne war diese für mich mit Abstand die schönste und lohnendste. Bis auf das kleine Klemmgerät zum Aufbessern des ungeplanten Zwischenstandplatzes wurde nichts Mobiles gebraucht. Naja, 2-3 Schlingen an manchen Standplätzen haben wir wie schon gesagt gefädelt.


Wer wasserzerfressenen Fels mag, sich auch wohl fühlt wenn die Zwischensicherungen im 4-5er Gelände etwas weiter auseinander sind und kein Problem mit längeren Zustiegen hat, ja der wird diese Tour lieben!

Ich sage jedenfalls DANKE!

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