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4 Minuten Lesezeit (813 Wörter)
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Tausend-Meter-Tour

(c) Stefan Schweiger Einstieg Tausend-Meter-Tour, Mitteralpenturm

Alles begann, wie jeder Arbeitstag, mit dem obligaten Blick auf den Wetterbericht. Wie schon so oft in diesem Jahr, prognostizierte der Wettermann Regen am Wochenende, nix also mit den längeren Touren. Am Donnerstag und Freitag würde es jedoch einigermaßen beständig ansagen, da entstand eine Idee, ich fragte Stefan (meinen Arbeitskollegen und gleichzeitigen Kletterpartner): "Nema am Freitog frei und gema klettern?" Die Antwort lies nicht lange auf sich warten: "Passt moch ma. Wohin?" Da wir schon seit geraumer Zeit mit der Schinko auf der Schartenspitze Nordseite liebäugelten, war das Ziel auch schnell gefunden. Dank dem Auferbauer Kletterführer und den tollen Fotos von Willi End wurden die sehr nützlichen Beschreibungen dann auch schnell gefunden. Beim schmökern sind wir dann auf eine kleine Textpassage aufmerksam geworden, die uns doch sehr gefiel:

Die Nacht vor der Tour:

Genau heute, wo nur mehr wenige Stunden Schlaf bis zum Weckton bleiben, müssen in der Nachbarsbar wieder alle komplett durchdrehen, gröllen und johlen. Komisch, dabei ist doch heute gar kein Wm Spiel. Vom Lärm noch immer munter geh ich den morgigen Tag schon mal im Kopf durch. Hab ich alles eingepackt? Genug Wasser? Essen? Friends? Seil? Aja die Halbseile packt Stefan ein. Ich bin schon innerlich am finsteren Zustieg, da schiessts mir ein: Das sind schon einige Seillängen, 32 um genauer zu sein im Aufstieg, bei 20min pro SL, bei brüchigen Gelände gerechnet, sind das schon mal ~10,5Std. + 1,5Std. Abklettern. + Pausen... huuuh das könnte spät werden.

In der früh war eine Neubewertung der Situation notwendig, ich rief Stefan an: (hierbei sollte erwähnt werden dass sich das Gespräch, da wir überhaupt keine Morgenmenschen sind, mit eher knurrender Tonlage sowie kurzen Sätzen abspielte) "Dere"  "Wos is?" "I glab wir müssen das Einfachseil und die T-Bloc´s einpacken, sonst brauch ma ewig!?" "Bledsinn" ..kurzes Schweigen "Ja ok i hau mal alles rein"

Facts:

#Mitteralpenturm, Westkante 10SL 4-

#Alte Westwand, Wolfweg 2

#Schartenspitz, Südgrat 13SL 3+

#Kl. Winkelkogel, Dir. Westgrat 9SL 3+

​Der 1,5h lange Zustieg vom Gasthaus Schwabenbartl aus gestaltete sich dank der gemächlichen Steigung als sehr angenehm. An der Steinbockleiten angekommen markiert ein kleiner Steinmann den einfacheren Aufstieg über die Schuthalden steil bergauf bzw. rechts querend zum tiefsten Punkt der W-Kante. Um sie herum, an knorrigen Baum vorbei zur markanten Schlucht, dort befindet sich der Einstieg.

Um alles ganz dem Schicksal zu überlassen, knobelten wir wie jedes mal, wer anfängt. Diesmal gewann Stefan und machte sich sogleich mit viel Material auf den Weg in die ersten drei SL. Wir wählten in der ersten SL die Variante über die Kante anstatt der rechts im Kamin. 

​Die nächsten beiden SL kletterten wir wieder "einzeln" bedingt durch die hohe Steinschlaggefahr und der Seilreibung. Am Fingerpfeiler angekommen wartete schon die Schlüsselstelle in Form eines Kamins mit abschließenden Klemmblock auf uns. Für all jene die keine Kratzspuren haben möchten empfehle ich den Rucksack nachzuziehen ;)

Teilweise fragwürdiges Material, jedoch gut sanierte Standplätze.

Nach zwei sehr brüchigen und spärlich abgesicherten SL die man mit Friends/Keile aber gut entschärfen konnte, kamen wir zu einer schönen Hangelleisten Variante die man unbedingt mitmachen muss. Anschließend noch über Block- und Plattenkletterei zum Gipfel des Mitteralmturm. Blick Richtung toll beleuchteter Schartenspitze Südgrat und Kl. Winkelkogel.

​Nach 2h im Aufstieg und einer kleinen pause in Form eines Wurschtbrots, begaben wir uns auf den Wolfweg im Abstieg oder besser gesagt im Abklettern. Der Wolfweg durch die Alte Westwand wurde nach einem seiner Erstbegeher und gleichzeitig auch einer der Mitgründer von den "Grazer-Turner Bergsteiger" Viktor Wolf von Glanwell benannt.

Die Route zieht diagonal durch die Wand in der man fast ausschließlich an Kaminen, Platten kombiniert mit Steilgras abklettert. Mir ist die Bewertung deutlich schwerer vorgekommen. Für Personen ohne alpines Gespür und nötigen Voraussetzungen im seilfreien Abklettern würde ich diese Tour nicht empfehlen. 

Nach 1,5h im Abstieg sind wir direkt zum Südgrat Einstieg gekommen. Angeseilt. Und schon gings wieder los. In der großen markanten Schlucht aufwärts schnaufend verpasste ich es auch leider die 4er Stelle mitzunehmen. Bis zur Ottlplatte ist es nicht die schönste Kletterei aber dafür wird man danach mit herrlichen Platten belohnt. Insgesamt gut abgesichert und kompakt.

Nach 5h Kletterzeit schon leicht ermüdet auf der Schartenspitze. Die Vorfreude auf das ersehnte Elektrolytgetränk steigt. 

Und weiter gings am laufenden Seil. Weiter, weiter
Immer weiter brauche ich mehr und mehr..... Ein Ohrwurm der mir während der Tour nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Kompakte tolle Gratkletterei. Absicherung alpin. Mittlere Friends von Vorteil.

​Den letzten SL Verschneidungs- und Risskletterei folgend erreichen wir erschöpft nach 7h Kletterzeit+Pausen den Kl. Winkelkogel. Wir entschieden uns gegen die Ertelschlucht und seilen uns über die Nordschlucht ab. Schnell liefen wir Richtung Grasserhütte um unseren Hunger und Durst zu stillen. Freundlich wurden wir von der Wirtin empfangen. Ein herrlicher Tag ging mit dem Weg zurück Richtung Schabenbartl zu Ende.

Ein speziellen Dank möchte ich an Horst aussprechen, der mich dazu animierte meinen ersten Blog hier zu schreiben. Horst erwähnte die Tour in seinem Beitrag Enchainement

...

Enchaînement. - CLIMBING.PLUS

Enchaînement (franz. für Verkettung oder Abfolge von Ereignissen) ist ein Wort auf das man als Kletterer unweigerlich irgendwann einmal stößt. Gemeint ist damit, nicht nur eine Route hinter sich zu bringen sondern gleich zwei davon zusammenzuhängen o

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Kommentare 1

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gelöschter User

am Montag, 23. Juli 2018 18:41

gute story, danke für's schreiben und teilen

  • 1
gute story, danke für's schreiben und teilen :)