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Verleihung des Paul-Preuss-Preises 2022 an Thomas Huber

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 Großes Alpinistentreffen im Messner Mountain Museum auf Schloss Sigmundskron (Bozen)

Thomas Huber, Extremkletterer aus Berchtesgaden, ist der zehnte Träger des Paul-Preuss-Preises. Der Ältere der berühmten Huberbuam erhielt die von der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft (IPPG) verliehene Auszeichnung im Rahmen eines Alpinistentreffs am Samstag, den 27. August 2022, im MMM Messner Mountain Museum Firmian auf Schloss Sigmundskron bei Bozen aus der Hand des IPPG-Obmanns Georg (Joe) Bachler. Der Bergführer und Psychologe Jan Mersch würdigte in seiner Laudatio die Leistungen und die Lebenseinstellung des Geehrten, dessen bergsteigerische Maxime der Philosophie des 1913 im Alter von 27 Jahren tödlich abgestürzten Dr. Paul Preuss aus Altaussee im steirischen Salzkammergut folgt.

Erster Träger dieses Preises war Reinhold Messner, dem es zu verdanken ist, dass der jüdische Intellektuelle und Extremkletterer wieder stärker ins Bewusstsein der alpinen Welt geraten ist. Paul Preuss war es ein elementares Anliegen, beim Klettern nur unbedingt notwendige Hilfsmittel einzusetzen. In diesem Sinne vertrat er auch im damaligen Mauerhakenstreit eine kompromisslose Haltung.

Nach Reinhold Messner erhielten in den folgenden Jahren so bekannte Kletterer wie Hanspeter Eisendle, Albert Precht (+), Hansjörg Auer (+), Alexander Huber, Beat Kammerlander, Bernd Arnold, Heinz Mariacher und Catherine Destivelle diesen Preis.

Zum zweiten Mal vergab die IPPG auch einen Förderpreis, und zwar die beiden jungen argentinischen Brüder Pedro und Tomas Odell (Jahrgänge 2003 und 2005). Auf die in Patagonien aufgewachsenen jungen Kletterer war Thomas Huber aufmerksam geworden und hatte sie der IPPG vorgeschlagen.

photo credit: Hans Helmberger

Solidarität mit ukrainischen Bergsteigern

Angesichts des brutalen Überfalls der Russen auf die Ukraine hatten sich die Verantwortlichen der IPPG entschlossen, einen Solidaritätspreis für einen ukrainischen Bergsteiger auszurufen. Die Wahl fiel auf Mikhail Fomin, der dank seiner großartigen Leistungen in den Bergen der Welt, zur Spitzengarde der Begsteiger gehört. Das gilt auch für seine beiden Begleiter Nikita Balabanov und Viatcheslav Polezhailo; sie haben 2021 mit der Besteigung des Südostgrats der Annapurna III (7555 m) im Karakorum im Westen Nepals eines der großen Probleme an den höchsten Bergen der Welt gelöst. Für ihre Erstbesteigung des Nord-Nordwest-Pfeilers des 7348 m hohen Talung nahe des Achttausenders Kangchendzönga hatte das Trio bereits den Piolet d'Or erhalten.

Reinhold Messner würdigte in seiner Laudatio für Mikhail Fomin, den ukrainischen Spitzenbergsteiger, stellvertretend für seine Kollegen in der vom Krieg heimgesuchten Ukraine und bewertete diese Ehrung als „Signal" für deren Unterstützung. Fomin habe in den letzten zehn Jahren das Bergsteigen im östlichen Europa geprägt. Zum Alpinismus allgemein merkte er an, dass der „traditionelle Alpinismus als Haltung" zu verstehen sei und nicht als sportliche Angelegenheit. Es gebe keine stärkere emotionale Zugehensweise zur Natur. „Wir Bergsteiger gehen dorthin, wo man umkommen könnte, um nicht umzukommen". Der Alpinismus an sich habe sich „radikal verändert", er sei ein großartiger Sport geworden, den die alpinen Vereine auch zu unterstützen hätten. Paul Preuss sei für ihn ein Richtungsgeber, obwohl er in der NS-Zeit ausgegrenzt worden sei.

Sämtliche Auszeichnungen konnte die IPPG dank der großzügigen Unterstützung der Firma Salewa mit finanziellen Mitteln ausstatten. Die zum drittenmal auf Sigmundskron veranstaltete Preisverleihung war wieder ein Treffen alpiner Legenden und aktueller Spitzenkletterer.

photo credit: Horst Jobstraibitzer

Thomas Huber: Glaube an die „perfekte Linie"

Thomas Hubers langjähriger Freund Jan Mersch erinnerte in seiner Laudatio nicht nur an die gemeinsamen „wilden Zeiten" bei der Sektion Traunstein in der Alten Traunsteiner Hütte auf der Reiteralm und gab damit „Einblick in das Wasserglas seiner Seele", er würdigte aber auch die bergsteigerische Entwicklung von Thomas und seines Bruders Alexander, die „den 10. Grad ins Gebirge" gebracht hätten. In seiner Antwort erklärte Thomas Huber: „Ich glaube an die perfekte Linie!". Er dankte seinen Förderern, angefangen von seinen Eltern bis hin zu seinen Ideengebern Kurt Albert, Wolfgang Güllich und Reinhold Messner. Der von Paul Preuss propagierte „Verzichtsalpinismus" mache das Abenteuer „noch viel größer".

Bergsteigende Brüderpare aus Bayern und Argentinien

Zum Förderpreis an die beiden argentinischen Bergsteiger Pedro und Tomas Odell meinte der Obmann der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft, Georg Bachler, dass diese zwei Brüder von zwei Brüdern (Thomas und Alexander Huber) entdeckt und gefördert worden seien. Alexander Huber gab ihnen mit auf den Weg: „Immer schön festhalten und nie loslassen!"

Diese zehnte Verleihung des Paul-Preuss-Preises (die dritte im Messner Mountain Museum Firmian auf Sigmundskron war wieder ein Treffen zahlreicher alpiner „Legenden" und aktueller Kletterer, Bergführer und anderer Persönlichkeiten, die mit dem Spitzenklettern zu tun haben. Der Internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft (gegründet 2014) ist es damit wieder gelungen, im Sinne des großen Freikletterers ein Zeichen zu setzen.

photo credit: Hans Helmberger

 Text: Hans Helmberger / 28.08.2022

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