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6 Minuten Lesezeit (1262 Wörter)

Vom Usi-Bouldertunnel zur Dachlkante. Teil 2/4: Wenn die großen Berge rufen…

IMG_1481 Wenige Meter vor dem Gipfel des Dachsteins.

Erste Alpinklettereien (2014): Ungefähr zur Zeit der ersten Mehrseillängen im Frühjahr 2014 kam die Idee vom "Steinerweg" in der Dachstein Südwand auf. Ein Klassiker und eine wirklich schöne Tour, doch hatte ich zu dieser Zeit noch gar keine alpine Erfahrung. Es folgten weitere Mehrseillängen im Grazer Bergland, wie etwa "Roter Kamin", "Amtsschimmel", "Krabbelstube", "Wigl-Wogl" und die eine oder andere kurze Tour am Nadelspitz.


Anfang Juni wagten Anja und ich uns dann raus aus dem Grazer Bergland und fuhren zur Oberst Klinke-Hütte und zum Admonter Kaibling um den "Waidhofnerweg" über den Westwandeinstieg zu machen. Also die erste alpinere Tour und als wir beim Bier auf der Hütte am Vorabend saßen, war die Vorfreude groß diesen markanten Zacken zu erklimmen. Ganz vorstellen konnten wir es uns ja noch nicht, wie wir es durch diese Wand schaffen sollen - sah sie doch recht steil aus. Am nächsten Morgen war der Einstieg leicht gefunden und die erste Seillänge war schön. Die Hakenabstände waren zwar etwas weiter, aber alles lief gut. Nach der langen Traverse zur eigentlichen Tour folgte bald die Schlüsselseillänge. Ganz schön steil kam sie mir damals vor, ich wurde auch leicht gepumpt und an der Schlüsselstelle (V+) war ich ganz froh, dass ich vor kurzem wieder eine VIII- im Klettergarten bewältigte. In der schönen Verschneidung montierte ich eine Leiste ab und wegen Griffausbruchs schnitt sich Anja in der nächsten Seillänge leicht in den Finger, weil sie sich festkrallenderweise gegen einen Sturz wehrte. In der folgenden Seillänge waren die Hakenabstände mächtig weit, aber es ging mir ganz gut damit. Ich beobachtete mich während dem Klettern auch selbst um herauszufinden wie es mir so damit ging, denn soweit war bei meinen Touren im Grazer Bergland noch kein Haken vom anderen entfernt. Wir erreichten glücklich und sehr zufrieden den Gipfel und hatten somit unsere erste kleine Alpintour absolviert. Für mich war eines sofort klar: Mir gefällt es in einer alpinen Wand unterwegs zu sein.


Erste Tour im Gesäuse (2014): Im Sommer lernte ich Markus, der mir alpinistisch voraus war, kennen und er willigte ein mit mir eine Nordwand im Gesäuse zu gehen. Ich hatte von den Nordwänden bis dato nur gehört und Bilder gesehen und war äußerst motiviert auch selbst einmal Hand anzulegen. Im September trafen wir uns auf einer Geburtstagsfeier wieder und einigten uns auf die „Peternschartenkopf NO-Wand (V-)". Nach Conny's und meinem zweiten Kletterurlaub in Mallorca war dann der Tag gekommen. Äußerst zeitig fuhren wir in Graz Anfang Oktober los. In Eisenerz und im Gesäuse hing der Nebel, so dass wir keine Wände sahen. Wir stiegen über den Höllersteig auf und mussten nach Überschreiten der Nebelgrenze feststellen, dass die Wand sehr nass war. Blind vor Motivation stiegen wir trotzdem ein. Hatte ich Markus noch in Graz gesagt, dass ich nicht weiß, wie es mir gehen wird wenn nur ein bis zwei Bohrhaken (BH) pro Seillänge vorhanden sind, so konnte ich nun feststellen: gar nicht so schlecht. Schon damals viel mir auf und noch heute mag ich das: Wenn es nur wenig Haken gibt, dann konzentriere ich mich auf das wesentliche - nämlich das Klettern selbst und es ist ein schönes Gefühl einfach nur zu klettern. Trotz Nässe kamen wir gut voran, doch in der achten Seillänge war Schluss. Zehn Meter glitschnasser Fels bis zum nächsten Haken waren mir zu weit. Ich machte Stand, holte Markus nach und auch er traute es sich nicht zu. Da wir noch an einem guten Punkt zum Umdrehen waren, traten wir den Rückzug an. Natürlich enttäuscht, aber auch erfahrener kehrte ich nachhause. Meine Großmutter sagte mir einmal: "Das Wichtigste, was ein Bergsteiger können muss, ist Umdrehen".


Neue Trainingsmöglichkeiten in Graz: Im Folgenden Winter verbrachte ich viel Zeit im neu eröffneten BLOC House. Dieses machte mich persönlich - und ich würde meinen die gesamte Grazer Szene - stärker und mit meiner ersten "leichten" VIII+/IX- ("Rostiges Saxophon" am GSpot) und einer "schweren" VIII+ ("Om" an der Badlwand) im Gepäck startete ich voller Gewissheit in den Sommer 2015, dass heuer mehr alpin geklettert wird und hoffte den "Steinerweg" zu gehen.


Alpine Klettereien (2015): Als erste Station fuhren Markus und ich Ende Juni zu den drei Zinnen und wollten uns an der "Demuthkante" (Westliche Zinne Nordostkante) versuchen. Mit Hammer, Normalhaken, Friends und Keilen standen wir um kurz nach 6:00 und Überschreiten eines kleinen aber steilen und nicht ungefährlichen, pickelharten Schneefeldes am Einstieg. Wir hatte uns mit dem Hammer Stufen geschlagen um überhaupt eine Chance zu haben. Als wir nach Norden blickten, sahen wir eine Schlechtwetterfront hereinziehen und entschieden klugerweise abzubrechen. Drei Stunden später herrschte ein regelrechter Schneesturm und wir waren heilfroh nicht irgendwo in einer Wand ohne Bohrhaken zu hängen. Dafür umrundeten wir die Zinnen und sahen uns Einstiege namhafter Touren an.


Ein paar Wochen später war ich dann mit Luki wieder im Gesäuse und konnte endlich einen Erfolg in den großen Wänden verbuchen. Wir kletterten die „Nordverscheidung" an der Rosskuppe. Eine schöne Tour in meist sehr gutem Fels, die ich durchaus weiterempfehlen kann. Die Tour ist in den Schwierigkeiten anhaltend und man muss schon wirklich klettern um dort rauf zu kommen. Sicherlich waren wir damals noch langsam und alles dauerte gefühlt ewig, aber so ist das wenn man etwas Neues anfängt und Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.


Für den restlichen Sommer wurde es wieder etwas ruhiger. Mit Conny kletterte ich die "Ave Maria" in der Roten Wand und das "Ufo" am SO-Sporn und stieg alle Seillänge im Vorstieg durch. Nach unserem Urlaub auf Kalymnos, der uns sehr gut gefiel, schien das alpine Jahr zu Ende zu sein. Doch tat sich da noch ein geniales Wetterfenster Ende Oktober auf und Markus und ich fuhren endlich zum Dachstein. Es war also tatsächlich soweit und der lang ersehnte Tag war gekommen. Wir stiegen am 31. Oktober ganz alleine in den "Steinerweg" ein. Bis zum Steinerkamin noch am laufenden Seil und dann klassisch sichernd. Am Schluchtüberhang hatte jemand die BH abmontiert, ich war schon müde und so überwand ich die Stelle technisch. In den Ausstiegslängen trafen wir auf Schnee, aber trotz nasser Füße erreichten wir den Ausstieg nach gut sieben Stunden. Wir hatten es geschafft und ein Traum ging für mich in Erfüllung. Diese Tour öffnete außerdem für mich Türen, denn mir war nun klar: "ich kann auch das". War ich mir noch am Vortag nicht sicher, ob auch ich im Stande bin so eine große Wand zu durchsteigen, schien nun noch viel mehr möglich.


Sportklettern (2016): Nach einem weiteren Trainingswinter wurde das Jahr 2016 zwar ein gutes Sportkletterjahr - ich kletterte eine IX-/IX ("Die Rechte" an der Badlwand) und zwei IX- ("Atlas" am GSpot und "Ultracool" in der oberen Arena) und in Geyikbayiri zwei VIII onsight und eine flash - doch alpinistisch wollte es nicht so recht. Zwar begann die Saison mit einem Genussdurchstieg der Planspitze Nordwestwand, doch Markus und mein nächstes Projekt - die "Rote Rinne" in der östlichen Nordwand der Planspitze - wies uns zweimal ab. Diese Tour ist nur mit wenigen Normalhaken gesichert und einmal wurde Markus am Zustieg krank und einmal war der Einstiegskamin grauslich nass und für unser Empfinden ohne Absicherung zu gefährlich.


Admonter Kaibling, dir. Westwand (2016): Nichtsdestotrotz nahm ich Conny Ende August zum Admonter Kaibling mit und wir durchstiegen die "dir. Westwand" mit etwas Mühe bei der Wegfindung und im VI+ Kamin. Keine gute Einführung für Conny ins Alpinklettern, aber der Klemmkeil, den ich an einer Expressschlinge befestigte und in einen Trichter warf um mich daran hochzuziehen, amüsiert uns noch heute. Im Oktober verbrachten wir dann noch einen wundervollen Urlaub in Leonidio, aus dem wir gar nicht mehr zurückkehren wollten. So angenehm entschleunigt waren wir und uns gefiel neben dem Klettern das "einfache" Leben dort sehr gut...


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