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6 Minuten Lesezeit (1192 Wörter)

Vom Usi-Bouldertunnel zur Dachlkante. Teil 1/4: Wie alles Begann...​

Zeitgleich zum 101. Blogeintrag auf https://cormario.wordpress.com/ fragt mich Horst, ob ich nicht auch hier mal ein Geschichterl drucken möchte. Dies nehme ich nun gerne wahr und es ist auch eine schöne Gelegenheit diese 101 Geschichten Revue passieren zu lassen, zu reflektieren und Erfahrungen zu teilen, die wir am Blog nicht erwähnt haben. Eine Erzählung in vier Teilen:

Teil I: Wie alles Begann...

Bouldern – Indoor (2012/13): Mit dem Klettern bzw. Indoorbouldern begann ich mit 18 Jahren - damals in der Nähe von Wiener Neustadt und nur für ein halbes Jahr. Denn durch das Bundesheer riss der Faden und in Graz fand ich irgendwie niemanden mit dem ich wieder anfangen hätte können. So geschah es, dass ich erst im Jahr 2012 zum ersten Mal wieder kletterte. Conny, meine Lebensgefährtin und zu dem Zeitpunkt volleyballtechnisch in der 2. Bundesliga unterwegs, fragte mich ob wir nicht einen gemeinsamen Sport ausüben wollen und willigte gerne in meinen Vorschlag - Indoorbouldern - ein. Da wir damals beide noch studierten, war ein Kurs am Usi naheliegend und aufgrund von Platzmangel schafften wir es nur noch in den Fortgeschrittenenkurs von Andi Matuska. Sicherlich waren wir dort - zumindest anfangs - falsch aufgehoben, konnten uns aber bei den Besseren gleich wichtige Tipps holen und richtiges Greifen und Steigen abschauen. Also vielleicht gar nicht so verkehrt und bereits im zweiten Semester waren wir schon mitten drin statt nur dabei.


Felsklettern (2013): In diesen beiden Semestern besuchten wir einmal wöchentlich den Kurs, auch wenn wir uns manchmal motivieren mussten um nicht den Schlendrian einreißen zu lassen. Wirklich losgegangen - würde ich meinen - ist es als wir mit dem Felsklettern angefangen haben. Conny und ich überredeten Andi, ob er uns nicht das Sichern und die notwendigsten Grundlagen des Sportkletterns zeigen könnte. So fanden wir uns im Mai im Klettergarten Weinzödl im Norden von Graz ein: Knoten- und Hakenkunde standen ebenso auf dem Programm wie Sichern, Nachsteigen und zu guter Letzt auch Vorsteigen.


Ab nun war es um mich geschehen. Conny war noch recht mit Volleyball (3-4 Mal Training pro Woche und wochenends Match) eingeteilt und kam deshalb nicht immer mit, aber ich verbrachte in den nächsten Monaten viele Stunden und Tage im Klettergarten Weinzödl. Für mich tat sich eine ganz neue Welt auf: die Welt des Routenkletterns, Projektierens, Stärkerwerdens und Rotpunktsammelns. Schon Anfang Juli schaffte ich meine ersten beiden VII- (Jungmannschaftsplatte und Totenkirchl-SO), im Herbst meine erste VII+/VIII- (Dir. Güntherwand) und kurze Zeit später schon eine VIII (Sag niemals nie).
Es war also der Zeitpunkt gekommen den Horizont zu erweitern. Dies beinhaltete zum einen den Besuch anderer Gebiete wie die Badlwand, die Weiße Wand, den G-Spot, die obere Arena oder den Nadelspitz und zum anderen eine neue Disziplin des Sports kennen zu lernen - das alpine Sportklettern.


Alpines Sportklettern (2013​​): Abermals überzeugte ich Andi mich und dieses Mal Thomas ein weiteres Mal in die Lehre zu nehmen. Auf der Fahrt zur Roten Wand im Herbst 2013 diskutierten wir noch über die Routenwahl. Thomas, der auch zum ersten Mal eine Mehrseillänge bestritt, war etwas skeptisch und handelte uns auf die "Hühnerleiter" herunter. Wir stiegen zum Rucksackplatzerl und noch kurz weiter rechts auf - Kenner der Roten Wand werden hier merken, dass diese Beschreibung nicht zur "Hühnerleiter" führt. Ich war noch gar nicht gebietskundig und wunderte mich in der ersten Seillänge wie schwer sich denn IV+ anfühlen kann, nahm es aber hin, da Andi bei der Autofahrt meinte, dass es im Alpinen oft etwas härter bewertet ist. Der erste Stand war mitten in einer Platte und schon damals gefiel mir das recht gut - so Mitten in einer "Wand" zu sein. Die nächsten beiden Seillängen waren wieder leichter und am dritten Stand trafen wir eine weitere Seilschaft. Beim Smalltalk kam auf, dass sie sich in der "Waschrumpel" befanden und wir deshalb nicht in der "Hühnerleiter" sein konnten. Wir sind also die ersten drei Seillängen der "Ave Maria" (VI, V, IV+) gegangen und plötzlich machten die Schwierigkeiten für mich wieder Sinn. Andi hatte anscheinend vollstes Vertrauen in uns und entschieden, doch nicht in die "Hühnerleiter" einzusteigen. Als weiteren Aufstieg nahmen wir die "Waschrumpel" und erreichten sehr zufrieden den Ausstieg.


Diese erste Mehrseillänge gefiel mir gut und mir war klar, dass ich definitiv noch weitere gehen möchte. Es sollte bis Ende Februar 2014 dauern, bis ich Conny überreden konnte auch in das Mehrseillängenbusiness einzusteigen. Als erste Tour wählten wir die "Südkante" des Nadelspitz über die rechte Einstiegsvariante. Es lief alles gut, auch wenn die Hakenabstände mir damals im Vorstieg recht weit vorkamen. Das Schöne an Mehrseillängen ist und bleibt für mich das "Teamevent", denn am Ende hat man gemeinsam den Ausstieg oder Gipfel erreicht.
Eine Woche später stiegen wir in die "Flowers & Nurses" ein - dieses Mal zu dritt. Für Ende Februar war es - wie so oft im Grazer Bergland - schon angenehm warm und so verbrachten Anja, Conny und ich einen schönen Tag. Ich stieg alle Seillängen vor und wir brachen wie geplant am Ratengratgipfel ab. Da diese Tour sehr erfolgreich war und alles glatt lief, entschieden Conny und ich am nächsten Tag die "Waschrumpel" in der Roten Wand zu gehen, obwohl Conny sich nicht ganz gesund fühlte.


Alpine Gefühle in der Waschrumpel (02-2014): Wir starteten sicher nicht ganz zeitig und waren am Zustieg vom vielen Schnee auf dieser Seite des Berges überrascht. Am Rucksackplatzerl schien kräftig die Sonne und so ließen wir die Daunenjacken unten. Die erste Seillänge dauerte ewig: Schuhe anziehen beim ersten Haken wegen Schnees; auch von dort sichern, damit das Seil nicht nass/dreckig wird; und mir kamen die Hakenabstände ordentlich weit vor, sodass ich sicher unglaublich langsam unterwegs war. Nach drei Seillängen ist die Sonne dann verschwunden, der Wind frischte auf (wie so oft in der Roten Wand) und uns wurde kalt. Weiter oder runter? Wir hatten - zuversichtlich durch die letzten beiden Mehrseillängen - nur ein Einfachseil dabei und entschieden uns fürs Weiterklettern. In den nächsten vier Seillängen wurde uns teils unglaublich kalt, zwischenzeitlich schneite es sogar leicht und wir wussten, dass wir sicher die Einzigen weit und breit waren. Wie unsere kalten, fast gefühllosen Hände an den Griffen hielten weiß ich bis heute nicht, aber es hat einfach alles gehalten. Bei Sonnenuntergang erreichten wir endlich den Ausstieg. Es windete stark. Den Abstieg kannte ich zwar von der Tour mit Andi, aber es sah doch im Winter und bei Schnee alles etwas anders aus. Wir nutzten den gespurten Westabstieg, verhauten uns beinahe nochmals, erreichten doch noch das Rucksackplatzerl und beim letzten Licht die Forststraße - und wie froh wir waren, denn nun war endgültig klar, dass wir auch heil nachhause kommen sollten.


Diese Tour war für uns sicher eine große Lehrstunde und wir lernten hoffentlich aus unseren zahlreichen Fehlern. Bis dato habe ich sicher objektiv gefährlichere/wildere Touren gemacht, aber keine war je mehr so grenzwertig. Wir haben damals viel mitnehmen dürfen. Trotz dieser Erfahrung kletterten wir im nächsten Monat verschiedene Mehrseillängen. Ich begann damals ein Tourenbuch, mir missfiel aber etwas, dass ich Fotos ausdrucken musste um sie einzukleben. Wir hatten keinen Drucker und mehr als ein bis zwei wollte ich auch nicht ins Buch geben. So kam Conny mit der Idee einen Blog einzurichten um sozusagen ein digitales Tourenbuch zu füllen - und daraus wurde https://cormario.wordpress.com/

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