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3 Minuten Lesezeit (542 Wörter)

Was Sie schon immer über "Zeitgeist" wissen wollten, aber sich nicht zu fragen trauten

Zeitgeis_20190104-221255_1 (c) Hannes Raudner & (c) Lukas Maul

Die Route "Zeitgeist" hat in den letzten Monaten einiges an medialer Aufmerksamkeit erhalten. Mir scheint, dass es aber noch einige Details gibt, die der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden dürfen.Gib eine Überschrift ein...

Das Wichtigste zuerst: Ich kletterte "Zeitgeist" am 20 Juli 1992 nachdem ich zwanzig(?) eher dreißigmal am Sprung gescheitert war. Anschließend hatte ich die Route gut im Griff, sie wurde zu einer Art "Testpiece", die man immer wieder kletterte und es war eine Ehrensache, dass man im "Zeitgeist" nicht mehr runterfiel. Ich hielt meine Weste bis 2007 sauber. 2015 war ich dann allerdings nur mehr ein Häufchen Elend am dritten Bolt, was mich schon ziemlich ärgerte. 2016 war es dann schon besser, eine Begehung in der Neuzeit steht aber noch aus.

Ich war damit nach E. und R. der dritte Pernegger Staatsbürger, der Zeitgeist kletterte. Mit C. und W. sollten noch zwei weitere folgen. Damit stammen aus dem kleinen Örtchen immerhin 5 Zeitgeistbegeher.

Im Pernegger Freibad blieb meine Heldentat unbeachtet. Die Damen M., M. und C. schleckten brav das Eis, das ich auf meine Meisterleistung hin spendierte, lauschten meinen blumigen Worten (noch vor 5 Jahren, schwerste Route Österreichs, Überhang, Sprung …) bedankten sich artig, verdrehten die Augen (ich hab's gesehen) und wandten sich wieder interessanteren Dingen zu

Bei P. war ich dann zehn Jahre später wagemutiger. Das erste Date in der Peggauer Wand verlief erfolgversprechend, beim zweiten in der Arena drückte ich ihr das Seil in die Hand und - Hurra die Gams- rein in den "Zeitgeist". Die Rotpunktbegehung war meinen Ambitionen anscheinend nicht hinderlich, hat mich P. doch drei Jahre später tatsächlich geheiratet.

Zeitgeist wurde ursprünglich mit X- nach UIAA bewertet. Der Zweitbegeher E. wertete sie dann auf IX+ ab. "Nicht weil ich die Route für so leicht hielt", wie er mir eines Tages sagte, "sondern weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, eine X- zu klettern". Die Sperre im Kopf war damals ein echtes Problem. Ich erinnere mich genau, wie ich Mitte der Achtziger Jahre zum Zeitgeist spazierte, nur um mal raufzuschauen, und mir dachte, dass, wenn ich jemals einen Sechser klettern würde, ich ein gemachter Mann wäre.

Drei heftig diskutierte Fragen in den Neunzigern: Ist "Zeitgeist" schwerer als "Gräfin Mariza" im Zigeunerloch? (Ja). Soll man "Zeitgeist" als Aufwärmtour klettern, bevor man zu den 8bs in die hintere Arena geht? (Nein, hab ich ausprobiert.Zieht zuviel Maximalkraft). Ist "Train and Terror" schwerer als "Zeitgeist". (Ja).

H. kletterte "Zeitgeist" im zarten Alter von 14 Jahren und mit 16 dann "Phallus Dei".

B. war in jenen Tagen in JEDER Hinsicht gut in Form. Es regnete, als er am Parkplatz ankam, die Arena war wahrscheinlich nass und deswegen erfolgte ein Einkehrschwung zum Bärenschützwirten. Ein Bier ergab das nächste und nach dem achten GROßEN Bier schien auch wieder die Sonne. Man könnte also schauen, ob die Arena nicht doch trocken wäre. Gesagt, getan. Der Wanderweg bis zur Brücke ging noch. Das steile Waldstück entlang der Unteren Arena war eine Herausforderung, der Quergang zur Oberen Arena und der sandige Abschnitt zum Einstieg des "Zeitgeist" waren an der Grenze zum Menschenmöglichen. Doch das Risiko wurde belohnt: "Zeitgeist" war trocken. B. zog sich also den Gurt an, band sich ins Seil ein und legte mit 4 Liter Bier in den Venen eine lupenreine Rotpunktbegehung hin.

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Kommentare 2

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Horst Jobstraibitzer

am Freitag, 04. Januar 2019 23:26

Wieder einmal eine schriftstellerische Meisterleistung von B.
Ich als selbsternannter Chronist und geistiger Archivar des klettersportlichen Treibens im Grazer Bergland weiß natürlich wer E., C., W., H. und sogar B. (der mit den acht Bieren intus) sind und kann der Geschichte demzufolge mühelos folgen.
Nur mit den drei eisschleckenden Damen im Pernegger Freibad habe ich so meine Not. Bei einer M. müsste ich schon raten. Aber wer war die zweite M.? Und bei C. fehlt mir überhaupt jegliche Erinnerung. Dabei müsste ich doch anwesend gewesen sein.
Verdammt....

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Wieder einmal eine schriftstellerische Meisterleistung von B. Ich als selbsternannter Chronist und geistiger Archivar des klettersportlichen Treibens im Grazer Bergland weiß natürlich wer E., C., W., H. und sogar B. (der mit den acht Bieren intus) sind und kann der Geschichte demzufolge mühelos folgen. Nur mit den drei eisschleckenden Damen im Pernegger Freibad habe ich so meine Not. Bei einer M. müsste ich schon raten. Aber wer war die zweite M.? Und bei C. fehlt mir überhaupt jegliche Erinnerung. Dabei müsste ich doch anwesend gewesen sein. Verdammt....

Bernhard Lechner

am Samstag, 05. Januar 2019 09:33

Tja, die Identitäten von M., M. und C. werden in meinem nächsten Projekt mit dem Arbeitstitel "Die Helden von damals" weiter gelüftet werden. Um es noch spannender zu machen: Du wirst auch vorkommen. Schon im ersten Absatz!!!

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Tja, die Identitäten von M., M. und C. werden in meinem nächsten Projekt mit dem Arbeitstitel "Die Helden von damals" weiter gelüftet werden. Um es noch spannender zu machen: Du wirst auch vorkommen. Schon im ersten Absatz!!!