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5 Minuten Lesezeit (981 Wörter)

Jasmin Plank - Weltmeisterschaft Innsbruck/Tirol 2018- zwischen Hinfiebern, Bangen und Staunen.

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Nachdem ich mich ein Jahr lang sehr intensiv auf die Weltmeisterschaft vorbereitet hatte, war es am 06.September endlich soweit. In wenigen Tagen sollte ich wissen, wie sehr sich die harte Arbeit der letzten Wochen und Monate gelohnt hat und wo ich im weltweiten Vergleich stehe. Ich konnte es kaum erwarten selbst im Wettkampf an den Start zu gehen. Nachdem die Eröffnungsfeier aufgrund des schlechten Wetters ins Wasser gefallen war, freute ich mich auf die ersten Wettbewerbe und die Finalis in der Olympiaworld. Das Flair in der Halle war unbeschreiblich. Die Motivation aller Sportler war riesengroß und die Stimmung im Publikum einzigartig. 

Das erste große Highlight der Weltmeisterschaft war dann der Sieg unserer Jessy Pilz im Leadbewerb. Ich freute mich sehr mit ihr und der ersten Goldmedaille im ersten Wettkampf für unser Nationalteam. Angespornt von Ihrer Leistung und der phantastischen Stimmung wuchs die Vorfreude noch mehr und die Spannung auf das was auf mein Team und mich noch zukommen wird. Am nächsten Tag wurde allerdings meine Vorfreude stark getrübt. Nach einer Nacht voller Schmerzen musste ich auf Anraten meines Hausarztes ins Krankenhaus. Der Verdacht einer Nierenbeckenentzündung stand im Raum. Meine größte Sorge zu diesem Zeitpunkt war, dass meine Teilnahme an der Heim-WM auf der Kippe stand. Zwischen Sorge und abwarten auf die Ergebnisse der Untersuchungen musste ich mich ablenken, dies funktionierte am besten mit dem Livestream des Halbfinales der Herren. Nach einigen Stunden bangen und warten stand dann fest, ich musste mir bei einer der letzten Trainingseinheiten eine Rippe angeknackst haben, dazu kam eine Entzündung der dort anliegenden Muskelansätzen.Trotz der Diagnose stand für mich fest, dass ich auf jeden Fall antreten werde. Am Abend konnte ich dann schon wieder live miterleben wie unser Jakob Schubert den zweiten Weltmeistertitel für Österreich erkletterte. 

Nach einem sportlichen Ruhetag war es nun auch für unser Paraclimbing Team an der Zeit ihr Können unter Beweis zu stellen. Als ich am Vormittag zur Boulderqualifikation kam, konnte ich schon das erste Mal unsere Routen bestaunen und ich verliebte mich sofort in sie. Der Routensetzer konnte den Stil des Vorstieges, der Vortage fortführen. Auch wenn ich mich bis dato noch nie an solch einer Routen versucht hab, wollte ich nur noch eines, Klettern und das möglichst schnell. Am späten Nachmittag wagte ich meine ersten Kletterversuche nach der Diagnose. Denn auch wenn ich beschlossen habe, trotz Schmerzen an den Start zu gehen, musste ich erst sehen ob mein Körper das auch mitmachen würde. Schon nach ein paar Griffen wurde wusste ich, ich kann klettern sollte aber nur nicht ins Seil fallen, denn da waren die Schmerzen nahezu unerträglich. Um 17:00 war es soweit unsere Routen wurden vorgeklettert und unser Bewerb konnte endlich starten. Ich war zwar nervös aber voll konzentriert und überglücklich. 

Die erste Qualifikationsroute war für mich eine besondere Herausforderung. Hoch ansteigen, Beine durchdrücken und gleichzeitig das Gleichgewicht halten. Dennoch schaffte ich es bis zum Top Griff, den ich leider nur anschlug aber nicht halten konnte. Alles lag nun an der zweiten Route, um die Chance den Einzug ins Finale aufgrund der Leistungen im ersten Durchgang meiner Kontrahentinnen doch noch zu schaffen. Diese Route war genau nach meinem Geschmack. Ich hatte von Beginn an bis zu den letzten paar Griffen einfach nur Spaß. An der letzten Grifffolge mobilisierte ich mit der Unterstützung der Zuschauer meinen ganzen Kampfgeist und meine letzten Kraftreserven. Leider gelang es mir auch hier nicht den Topgriff zu halten. Somit endete meine erste Weltmeisterschaft mit dem ungeliebten 5. Platz. 

Was ich allerdings von diesem Tag mitnehmen konnte war sehr viel positives Feedback. Ich war überwältigt wie sehr meine Familie und meine Freunde mich unterstützten und mitgefiebert haben. Es war wunderschön vor soviel Publikum zu klettern. Ich weiß nun das ich auch International mit den Besten mithalten kann. Jetzt heißt es einfach weiter hart an mir arbeiten, weiter trainieren und dann kann ich mein KÖNNEN ja schon im nächsten Jahr bei der nächsten WM in Japan unter Beweis stellen. Der zweite Qualifikationstag der Paraclimber war für mich ein ganz besonderer. Da ich am Vortag so sehr auf meinen Wettkampf fokussiert war, bekam ich von meinem Umfeld und von meinen Teamkollegen nicht all zu viel mit. Der Mittwoch wurde von mir dazu genutzt um die gesamte Paraclimbing Community kennenzulernen, sich auszutauschen und natürlich auch den anderen Athleten die Daumen zu drücken. 

Nachdem die Paraclimber ihre Qualifikation beendet hatten, war ein Ortswechsel angesagt. Von nun an fanden alle weiteren Bewerbe in der Olympiahalle statt. Als ich meine Finalroute gesehen habe wurde ich etwas demütig. Sie war einfach nur wunderschön geschraubt und ich hätte sie so gerne geklettert. Sehr schön mitanzusehen war einfach auch die Wertschätzung aller Athleten und Zuschauer, die sich an allen Tagen eingefunden haben um uns anzufeuern und die Daumen zu drücken. Die Leute waren von der gebotenen Leistung begeistert. Selbst Tage danach bekomme ich noch sehr viel Zuspruch und Wertschätzung auf der Straße. Wir waren ein Teil des Ganzen und wurden Herzlichst aufgenommen. 

Auch wenn vom Paraclimbing Team Österreich niemand ins Finale klettern konnten, haben wir uns in den letzten 2 Jahren seit Beginn des Paraclimbing Projektes extrem gesteigert und aufgezeigt, dass mit uns in den nächsten Jahren stark zu rechnen ist. Den krönenden Abschluss bildeten am Sonntag Jessy Pilz mit dem 3. Platz in der Kombination und Jakob Schubert dem es gelang, den ersten Weltmeistertitel in der neuen Kategorie der Kombination zu erklettern. Ich bin stolz darauf,Teil eines so großartigen Nationalteams zu sein. 

Zum Abschluss möchte ich mich noch bei meinen Trainerinnen Katha Saurwein, Ines Kappbacher und Mena Eppensteiner bedanken die uns in den letzten 2 Jahren geformt und unterstützt haben. Dem Kletterverband, der uns die Chance geboten hat bei dieser Weltmeisterschaft dabei sein zu dürfen. Dem KVÖ ist es durch gute Organisation und dem großen Angebot gelungen ein unbeschreibliches Erlebnis für jeden einzelnen Kletterer zu schaffen. Natürlich gebührt auch meinen Sponsoren ein großer Dank, denn nur durch die Unterstützung von euch konnte ich mir den Traum meines Sportes erfüllen und hoffentlich noch lange Zeit ausüben.

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