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  Dienstag, 21. Januar 2014
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Eigentlich braucht man nicht viele Überredungskünste, um Kinder zum Klettern zu motivieren. Das geht im Gegenteil meistens ganz von alleine. Und so war es auch bei meinem Sohn. Ein Kletterkurs in der Schule und schon ist er auch zu ersten Ausflügen in die Wände des Grazer Berglandes mitgekommen.
Mit der Schule waren wir sogar einmal mit ca. 10 Kindern ein paar Tage in Paklenica. Als Schulveranstaltung! 2 Lehrer und ein paar Väter als Begleitpersonen. Das war für alle ein beeindruckendes Erlebnis. Klar, dass da bald der Wunsch nach mehr da war: "Papa, geh'n wir einmal eine Nordwand?". "Ja freilich!" Und schon befanden sich Vater und Sohn wenig später am Einstieg eines Nordwandklassikers. Kälte und das etwas brüchige Gestein jagten dem Junior dann allerdings einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Aber einmal eingestiegen, gab's kein Zurück mehr.
Wie befreiend war es danach, gemeinsam in der Sonne auf dem kleinen, nur Kletterern zugänglichen Gipfel zu stehen. Dass uns beim Abseilen ein Gewitter erwischt und total durchnässt hat, war dann noch der standesgemäße Abschluss eines rundum gelungenen Tages.
Na ja, vielleicht war's doch etwas zu heftig… Nordwände standen jedenfalls nicht mehr an der obersten Stelle in der Wunschliste. Aber gemeinsames Sportklettern gab's schon noch ab und zu.
Zumindest solange Papa vorsteigt. ;)

Doch irgendwann ist der Faden gerissen. Nichts und niemand konnte den Junior mehr an die Felsen bringen. Kein Elan, kein Ehrgeiz mehr, den Vater zu überflügeln.

Wie war das doch bei uns anders! Jeden Sonntag ging's zum Klettern. Das spärliche Taschengeld wurde gespart und zur Gänze als Benzingeld für die Fahrten ins Gebirge ausgegeben. Dementsprechend mager war auch die Kletterausrüstung.
Klettern ohne Wenn und Aber. Hauptsache draußen am Fels. Irgendwo oben im Gebirge.

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Wenn ich mir heute allerdings so manche Einträge in mein damaliges Tourenbuch so durchlese – Stand an zwei Rostgurken, dann 40 Meter im brüchigen Fünfergelände senkrecht hinauf, natürlich ohne Zwischensicherungen… – dann bin ich über die unterentwickelten alpinistischen Ambitionen meines Sohnes nicht mehr ganz so unglücklich… Ehrlich!