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Black Diamond - Chaos - Klettergurt - Produkttest

Michael Gattol
Aktualisiert 29 Mai 2022
 
3.8 (1)
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Chaos Klettergurt

Erhältlich bei

Bergfreunde.de
Bergfreunde Outdoor-Store

Produkt Infos

Hersteller

Man befindet sich in der vorletzten Seillänge einer Mehrseillängenroute und wünscht sich gerade nichts mehr als einen bequemeren Klettergurt. Viele von euch kennen sicherlich dieses Problem, wenn man mit einem zu harten Hüftgurt in längeren Touren unterwegs ist und sich in Standplätzen von links nach rechts drehen muss, um die Druckstellen immer wieder zu verlagern. Doch es kann auch anders gehen! Mittlerweile gibt es einige Gurte, die speziell für langes Tragen ausgelegt wurden. Einer davon ist der Chaos von Black Diamond, welchen ich in folgendem Testbericht vorstelle.

Nachdem mein alter Gurt schon weit über seine empfohlene Gebrauchstauglichkeitsdauer gekommen ist, war es Zeit, sich nach einem neuen Gurt umzusehen, der explizit für den Einsatz in längeren Touren vorgesehen ist. Nach ausgiebigen Recherchen fiel die Auswahl auf den Chaos von Black Diamond.

Handling
Dieser Gurt von Black Diamond hat einige positive Produktdetails, welche für einen Mehrseillängen-Gurt wichtig sind: Die zwei Anseilringe bieten genügend Platz für die beiden Achterknoten von Halbseilen. Die Anseilschlaufe selbst misst ganze zwei Zentimeter in der Breite und ist durch ihre Flexibilität kein Hindernis zwischen den beiden Knoten.
Die Verstellbarkeit des Gurtes ist leider relativ bescheiden, was gerade bei Mehrseillängentouren nicht gut ist. Ein solcher Gurt sollte eher mehr Verstellmöglichkeiten haben, um bei verschiedenen Schichtdicken der Kleidung (je nach Wetter mehr oder weniger) genügend Spielraum zu bieten. Dafür lässt sich der Gurt schnell und einfach bedienen. Das An- und Ausziehen geht durch die Schnellverschluss-Schnalle äußerst flott von statten. Weiters kann man auch die Beinschlaufenstege je nach Bedarf in der Höhe anpassen bzw. sind die Stege auch abnehmbar. Dass Black Diamond bei dem Chaos auf die sehr praktische Beinschlaufen-Verstellung (trakFIT) verzichtet hat, wäre ein echter Mehrwert gewesen – so haben wir ein paar Gramm weniger mit zu schleppen. Das ist aber etwas schade, denn es wäre auf jeden Fall ein Mehrwert für diesen Gurt gewesen. Nichts desto trotz fallen die Beinschlaufen sehr weit aus, dies liegt vielleicht auch daran, dass der Gurt eine Unisex-Variante ist und somit Mann und Frau passen soll. Es ist zwar ein Gummiband für eine gewissen Dehnung eingearbeitet, wobei das bei einem Oberschenkelumfang von ca. 50 cm bei der Größe Medium bei weitem noch nicht gebraucht wird.
Man sollte sich vor dem Kauf bezüglich der Abmessungen für Hüfte und Beine schlau machen, um auszuschließen, dass der Gurt im geschlossenen Zustand auch wirklich mittig an der Hüfte sitzt. Sehr gut lässt sich das überstehende Gurtband an zwei dafür vorgesehene Schlaufen am Gurt versorgen, ohne nachträglich beim Klettern davon gestört zu werden, wie es ab und an zum Beispiel bei dem Klettergurt Arc’teryx R 320a der Fall ist.

Die 2009 eingeführte Kinetic Core Construction™ von Black Diamond sowie der verwendete Bullhorn-Schnitt des Gurtes bieten einen spürbar besseren Tragekomfort in Mehrseillängen, als andere Klettergurte im Vergleich. Der Gurt fällt seitlich von den Hüften zum Rücken hin ab, sodass der Gurt einen sehr symmetrisch geschwungenen Schnitt aufweist, von daher rührt wohl auch der Name Bullhorn-Schnitt. Eben dieser Schnitt trägt – wie im Vergleichsbild gut ersichtlich (siehe Galeriebild) – zum positiven Tragegefühl maßgebend bei.
Weitere Klettergurte mit der komfortablen Kinetic Core Construction™ (KC2) von Black Diamond, die im speziellen für das Sportklettern geeignet sind, wären zum einen der Ozone Gurt für Männer und zum anderen der Aura für Damen. Die markantesten Unterschiede zum Chaos sind die fehlende Nachziehschlaufe sowie die etwas kleineren Materialschlaufen.

Der Schichtenaufbau des Chaos zählt im Vergleich zu anderen Gurten nicht zu den dünnsten, wie es zum Beispiel beim R 320a von Arc’teryx mit seiner Warp-Strength-Technology der Fall ist, dieser aber dennoch sehr bequem ist wenn er einem passt.
Der sehr gute Tragekomfort des Chaos wird hauptsächlich über seine großzügige Polsterung und dem Bullhorn-Schnitt des Gurtes erreicht.

Der Gurt bietet weiters eine Nachziehschlaufe (Haulschlaufe) die bis zu 12 kN Belastbar und somit ideal für das Anhängen zusätzlicher Kletterausrüstung – außer Chalkbags ist. Die Kletterer unter uns, die es gewohnt sind das Chalkbag am Gurt zu befestigen, werden an der großen Nachziehschlaufe nicht wirklich ihren Gefallen finden. Die Schlaufe ist nicht für das Chalkbag gedacht und das Bag hängt einfach eine Spur zu tief und pendelt zu stark hin und her, sodass das Chalken der Hände oft länger dauert, als geplant.

Material & Konstruktion
Der Aufbau des Hüftgurtes besteht aus vier Materialschichten: Außen-, Konstruktions-, Dämpfungs- und Innenschicht.
Außen wurde weitgehend Nylon verbaut, was einen Vorteil der Abriebfestigkeit mit sich bringt. Die zweite Schicht dient der Stabilisierung und Lastabtragung. Für den weichen und angenehmen Sitz sorgt eine Schaumstoffpolsterung an der Innenseite des Gurtes, welche zusätzlich mit einem wasserabweisenden Innenmaterial versehen wurde, um den Schweiß besser zu transportieren.

Der Chaos Gurt punktet im Wesentlichen mit seinem hervorragendem Tragekomfort, welcher der Einarbeitung von Vectran-Strängen und der Polsterung zu verdanken ist. Black Diamond verwendet VECTRAN® Stränge welche ein Hochleistungs-Flüssigkristallpolymer (engl. liquid crystal polymer, LCP) sind. Dieses Garn bietet hervorragende Eigenschaftskombinationen, wie eine sehr hohe Festigkeit, hohe Elastizität, geringe Dehnung, geringe Abnutzung, es bleibt formstabil und zudem ist diese Faser fünfmal stärker als im Vergleich Stahl.
Insgesamt ist die Haptik der außenliegenden Materialien sehr angenehm. Speziell das weiche und atmungsaktive Netzgewebe auf der Innenseite ist sehr positiv hervor zu heben.

Materialschlaufen
Der Gurt besitzt vier formgepresste Materialschlaufen, welche mit transparentem Gummi überzogen sind. Primär schützt der Gummi die darunter liegende textile Schlaufe gegen zu starken Abrieb. Ein weiterer Vorteil des Gummiüberzugs ist die bleibende Formstabilität der Schlaufen. Leider halten diese am Ende, beim Übergang zum Gurtband, nicht lange im Gummischaft, sodass diese ihre Formstabilität etwas verlieren (siehe Foto).
Im Vergleich zu anderen Klettergurten sind die Materialschlaufen leider auch etwas kleiner geraten, hier hätte Black Diamond ruhig größere bzw. eventuell eine fünfte Schlaufe (wie es zum Verlgleich der neue Xenos Gurt von Black Diamond hat) verbauen können.

Ein ernsthaftes Problem tat sich gleich nach der ersten Mehrseillänge auf: die obersten Fasern des Gurtbandes wurden teilweise abgetrennt (siehe Galerie). Da diese Schadstelle im geschlossenen Zustand im Bereich der Schnalle ist, liegt die Vermutung nahe das die Fasern durch die Schnalle abgerieben wurden, was durch das stetige hin und her Bewegen beim Klettern verursacht wird.
Das gibt dem ganzen natürlich einen unsicheren Beigeschmack hinsichtlich der Sicherheit. Im Verlauf des Produkttests ist aber keine weitere derartige Abnutzungserscheinung aufgefallen. Möglicherweise hatte die Schnallenkante einen Grad-Rückstand, welcher sich nun durch die regelmässige Benutzung auf Kosten des Gurtbandes selbst entgratet hat.

Farbe, Design und Größe
Black Diamond legt den Chaos Klettergurt nur in der Farbkombination Ink/Limelight auf. Das Produktdesign ist sehr gut in Kombination mit der Marke sowie den Farben aufeinander abgestimmt worden. An den Beinschlaufen findet man sogar eine Vernähung, welche das Black Diamond Logo wiederspiegelt – ein nettes Detail (siehe Produktbild).
Wer zwischen den Gurtgrößen Small und Medium schwankt, sollte in Betracht ziehen, dass die Materialschlaufen bei der Small-Variante merklich kleiner ausfallen, als bei der Medium-Variante.
Wer verstellbare Beinschlaufen bevorzugt und zusätzlich die bewärte Kinetic Core Construction™ haben möchte, ist eventuell bei einem neuen Black Diamont Klettergurt besser aufgehoben. Im Speziellen wurde dieser Klettergurt für die Mixed-Kletterei entwickelt.

Transport
Der Transportsack des Chaos wirkt anfangs sehr filigran. Der Sack ist rundum aus einem sehr groben und dünnen textilen Meshmaterial gemacht, was im Zeitraum des Produkttests aber kein Problem darstellte. Das Gute an dem durchgängig perforierten Packsack ist natürlich die Belüftung für den Gurt selber.

Fazit
Allgemein wäre zu sagen, dass der Chaos für Kletterer zu empfehlen ist, die einen leichten und Bequemen Gurt suchen. Für jene Leute, die eher von der alpinen Ketterei angetan sind, könnte der Klettergurt aufgrund der etwas klein geratenen Materialschlaufen nicht ganz zufriedenstellend sein.

Produktdetails
Einsatzbereich: Mehrseillängen
Material: Nylon, Vectran
Verschluss: Schnalle (Speed-Adjust-Verschluss)
Gewicht: 404g (Medium)
Größe: Medium (Taille 76-84 cm / Schenkel 55-58 cm)
Extras: Kinetic Core Construction™, Bullhorn-Schnitt, Nachziehschlaufe (12 kN)

Fotos

Chaos
Gurt mit Kletterausrüstung
Beinschlaufen fallen etwas groß aus
Chaos im Gebrauch
Nachziehschlaufe
Gummihülsen an den Enden der Materialschlaufen
Anseilschlaufe
Schnell-Verschluss-Schnalle
Materialschlaufen
Vergleich Bullhorn-Schnitt von BD mit dem Schnitt vom Arc'teryx R320a
Gummi der Materialschlaufen rutscht aus den Hülsen
ausgefranstes Gurtband
ausgefranstes Gurtband

Bewertungen

1 Feedback
Gesamtbewertung
 
3.8
Preis / Leistung
 
3.0(1)
Qualität
 
4.0(1)
Handling
 
4.5(1)
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Guter Mehrseillängen-Gurt
(Aktualisiert: 28 November 2013)
Gesamtbewertung
 
3.8
Preis / Leistung
 
3.0
Qualität
 
4.0
Handling
 
4.5
Ein hervorragender Gurt für Mehrseillängen mit ein paar kleinen Schwächen. Er ist nicht der leichteste, aber mit Sicherheit einer der komfortabelsten Gurte am Markt.
Ich bin es gewohnt, das Chalkbag an den Gurt zu hängen, was hier durch die Nachziehschlaufe nicht mehr wirklich gut funktioniert.
Leider verlieren die Materialschlaufen recht bald ihren guten Sitz, weil der Gummiüberzug an den Enden von den Hülsen rutscht und damit die Materialschlaufen nicht mehr so elegant vom Gurt abstehen. Ob das nun nur bei meinem Gurt der Fall ist oder ob das öfter passiert, kann ich nicht sagen.
Weiters fallen die Materialschlaufen – obwohl der Gurt explizit für das Alpine Terrain ausgelegt wurde – nicht ganz so großzügig aus wie bei manch anderen Gurten das der Fall ist, hier hätte BD ruhig etwas breitere Schlaufen verbauen können. Hier bieten im Vergleich die Arc’teryx Gurte (R 320a & R300) breitere Materialschlaufen.
Da der Gurt nur als Unisexvariante konzipiert wurde, fällt das Verhältnis der Beinschlaufen zur Gurtgröße relativ weit aus. Mir sind die Schlaufen, speziell mit leichter Bekleidung, ein wenig zu weit.
Vorteil:
+ Speed-Adjust-Schnalle funktioniert tadellos
+ Leicht
+ Tragekomfort
+ Nachziehschlaufe
+ Bullhorn-Schnitt
Nachteil:
- keine Verstellbaren Beinschlaufen
- Der Gummi an den Materialschlaufen rutscht aus den Befestigungshülsen
- Materialschlaufen sollten breiter sein
- Gurtband wird von der Speed-Adjust-Schnalle leicht aufgescheuert
Gummi der Materialschlaufen rutscht aus den Hülsen
ausgefranstes Gurtband
ausgefranstes Gurtband
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