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Ocun - Kestrel QD NANO 8 - Express-Set

Martin
Aktualisiert 20 Januar 2023
 
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Verpackung - schlicht und schön!

Produkt Infos

Hersteller

„Ein Satz Expressen ist ein Satz Expressen!“ – dies war wohl mein Gedanke, bevor ich das neueste Express-Set „NANO 8“ von Ocun in der Hand halten durfte. Und dass dem ganz bestimmt nicht so ist, möchte ich euch mit nachfolgendem Test zeigen.

Farbe und Design
Besonders auffallend sind zu Beginn zweierlei Dinge: Einerseits ist es die interessante Farbgebung der Expressen, wobei jede Exe eine andere Farbe hat: silber, rot, blau, grün, gelb und violett gehaltene Karabiner könnten schon mal eine ungefähre Einsatzrichtung der Expressen vorgeben – gerade im alpinen Gelände, wo mobil mit verschieden großen Geräten abgesichert werden muss, könnte man sich diese Farbmarkierung zu Nutzen machen.

Der zweite augenscheinliche Punkt ist das Gewicht der Exen – man könnte es fast als einen „Hauch von nichts“ beschreiben, ja so leicht sind diese Teile. Für sehr harte Rotpunktbegehungen oder bei längeren Zustiegen ist dies natürlich auch ein großer Vorteil.

Die Karabiner selbst sind verhältnismäßig klein gehalten, aber trotzdem sehr hochwertig verarbeitet. Es gibt keine scharfen Kanten, das heiß geschmiedete Aluminium ist gleichmäßig eloxiert und die Schlingen sauber vernäht. Mit 14 cm fallen letztgenannte für diese Expressen recht kurz aus, was sich durchaus in einer erhöhten Seilreibung bemerkbar machen kann.

Technische Daten, Konstruktion und Aufbau
Mit einem Gewicht von 60 g je Set spielen die Kestrel NANO 8 Expressen mit in der allerhöchsten Liga der leichtesten Expressen am Markt. Sie liegen noch vor den bekannten Petzl Ange Finesse SS (66 g bei 17 cm Schlinge), aber deutlich hinter den noch leichteren Edelrid Nineteen G (45 g bei 10 cm Schlinge). Vergleicht man die Bruchlasten der Karabiner untereinander (zu/offen/quer = 23/7/8 [kN]), trennt sich das Spreu vom Weizen. Es zeigt sich, dass sie mit den als besonders sicher geltenden Black Diamond Hoodwires (82 g, 24/8/8 [kN]) gleichzustellen sind. Im Vergleich zu den minimal schwereren Petzl Ange Finesse SS (20/9/7 [kN]) und den leichten Edelrid Nineteen G (20/7/7[kN]) gibt dieses Sicherheitsplus diesen Expressen ganz klar den Vorzug und macht sie durchaus auch zum Sportklettern interessant.

Einzig die Schnapper-offen Belastung könnte noch höher sein, befindet sich diese bei Exen fürs Sportklettern doch zumeist über 10 kN. Doch es gilt, nicht nur die nackten Zahlen anzusehen, es spielt nämlich auch die Konstruktion der Expresse mit Drahtschnapper eine große Rolle. Dieser minimiert die Wahrscheinlichkeit, dass der Karabiner durch Klopfen am Fels, wenn das Seil durchläuft, aufgeschlagen wird. Zusätzlich ist auch die Karabineröffnung mit 22 mm recht gering und der resultierende Hebel des Bügels vernachlässigbar. 7 kN Bruchlast in Kombination mit dieser Konstruktion scheinen also mehr als ausreichend zu sein.

Einsatz und Handling
Es gibt aber keinen Vorteil, der nicht auch einen Nachteil mit sich bringt. Sind 22 mm Karabineröffnung für die Sicherheit von großer Wichtigkeit, bedeutet dies aber Abstriche im Handling. Die Verwendung mit Einfachseil oder von Halbseilen in Halbseiltechnik ist gut, die Expressen lassen sich hervorragend clippen. Verwendet man aber Zwillingsseile oder Halbseile in Zwillingsseiltechnik, “läufts nicht mehr ganz so geschmeidig”, ist aber auf jeden Fall auch noch sehr gut. Hat man aber Handschuhe wie bei alpinen Nordwandtouren oder beim Eisklettern an, wird das Clippen der Exen fast gänzlich unmöglich. Man sollte sich also gut überlegen, für welchen Einsatzbereich man sich diese Exen zulegt.

Wie von allen hochwertigeren Expresssets gewohnt, ist der felsseitige Karabiner frei in der Dyneema-Schlinge beweglich, wohingegen der seilseitige Karabiner mit einer Gummifixierung versehen ist. Achtung ist hier besonders bei der Montage der Expressen angebracht: Ein tödlicher Unfall ereignete sich im vergangenen Jahr, weil die seilseitigen Karabiner nicht in die Schlinge selbst, sondern nur in die Gummifixierung eingehängt wurden!!! (rockandice.com/lates-news/12-year-old-tito-traversa-dies-in-climbing-fall)

Fazit
Alles in allem ist Ocun mit diesen Exen ein großer Wurf gelungen, der sowohl optisch als auch technisch sehr viel her macht. Ich kann sie sowohl für Mehrseiltouren im Grazer Bergland, für alpine Touren als auch für Durchsteigungsversuche bei harten Sportkletterrouten uneingeschränkt empfehlen. Rein zum Sportklettern und auschecken von harten Zügen, wo man doch von Zeit zu Zeit fürs Clippen auf die Schlinge selbst greift, würde ich persönlich eine dickere Schlinge dem dünnen Dynema vorziehen. Genial finde ich das Gewicht - da geht sich dann zusätzlich noch das Kaffeekännchen samt Kocher aus.

Fotos

Verpackung
Verpackung
Das Clippen geht sehr geschmeidig von der Hand.
Die Halbseile passen ziemlich genau durch (Durchmesser dieser ist 8.3mm)
Ocun - Kestrel QD NANO 8 - Express-Set
am Wandfuß des Nadelspitz.
am Wandfuß des Nadelspitz.
Die Verwendung in der Kombination mit Handschuhen und Halbseilen gestaltet sich schwierig...
am Wandfuß des Nadelspitz.
...ohne Worte...
Seilverlauf, der schon etwas hackelt.... Die Exen sind halt sehr kurz.

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