„The Mustang“ M14- (Vail, Colorado)
Text: Angelika Rainer
Zwei Jahre in Folge reiste ich, gemeinsam mit meinem Freund Marco, Anfang Januar nach Colorado. Nicht etwa, um in Aspen oder Beaver Creek Ski zu fahren, sondern um dort harte Eis- und Mixedrouten zu klettern.
Bei meinem ersten Besuch hatte ich zudem den Plan, in der Kleinstadt Ouray am größten Eiskletterfestival der Welt, dem Oray Ice Festival, teilzunehmen und dort beim renommierten Mixed-Kletter-Wettkampf zu starten.
Ein kurzer Abstecher nach dem Wettkampf führte uns nach Vail zum bekannten Fang Amphitheater, wo ein amerikanischer Freund im Jahr zuvor neue, harte Mixed Routen eröffnet hatte.
Ein lustiger Wegweiser mit der Aufschrift „Ice Climbers here" brachte uns am Zustieg, entlang einer Langlaufloipe, zum Schmunzeln und zum Glück auch auf den richtigen Weg.
Und dann stand dieses gewaltige Amphitheater aus Fels und Eis vor uns!
Ich war vom ersten Anblick an begeistert, aber leider reichte unsere, zur Verfügung stehende, Zeit nicht aus, um mich ernsthaft einer der schwierigeren Routen widmen zu können.
Ich war überzeugt wiederzukommen und schon der darauffolgende Winter sah mich wieder in Vail. Diesmal mit der fixen Idee die Route „The Mustang" zu klettern, die zu diesem Zeitpunkt als schwierigste Mixedroute Amerikas (M14-) gehandelt wurde.
„The Mustang" startet an einem 20 Meter hohen Wasserfall, der von der Mixedkletterlegende Jeff Lowe bereits im Jahr 1994 erstmals geklettert wurde.
Um zum Eis des gefrorenen Wasserfalls zu gelangen, musste ich gleich einmal tief in meine Drytooling Trickkiste greifen, denn schon der Start stellte mich vor eine große Herausforderung. Dort, wo die Männer mit ihrer größeren Armspannweite einfach nur ihren Arm heben, um ihr Eisgerät auf das erste Placement zu legen, musste ich vom Boden wegspringen und gleichzeitig mit meinem Eispickel den ersten Griff treffen.
Nach dieser Boulderpassage und dem darauffolgenden vertikalen Wasserfall, durchquert „The Mustang" das horizontale Dach über die gesamte Breite des Amphitheaters und endet nach 45 anstrengenden Metern an einer dünnen Eiszunge, an der immer noch äußerst delikate und spannende Kletterpassagen die gepumpten Unterarme an ihre Grenzen bringen.
Der Mustang ließ sich von mir nach hartem Kampf zähmen und mein Freudenschrei hallte nach erfolgreichem Durchstieg durch das Fang Amphitheater.
Für die Begehung einer Route am eigenen Limit muss vieles zusammenspielen:
Die physische Form,
die Wetterbedingungen,
der Kopf,
die Befindlichkeit an diesem einen Tag.
All das während eines Kurztrips zu einem anderen Kontinent auf den Punkt bringen zu können ist eine ungeheure Herausforderung und macht für mich solch einen Durchstieg noch einmal um vieles wertvoller.Angelika Rainer
Geboren am: | 18.10.1986 in Meran |
Klettert seit: | 25 Jahre |
Lebt in | Meran, Arco und Bergamo |
Größte Wettkampferfolge: | dreifache Weltmeisterin und zweimaliger Weltcupgesamtsieg im Eisklettern |
Schwierigste Mixedroute: | The Mustang, M14- in Vail, Colorado |
Schwierigste Drytoolingroute: | A Line Above the Sky, D15 in Tomorrows World, Dolomiten |
Schwierigste Sportkletterroute: | Esclatamasters 9a ,Perles (Spain) |
Liebt: | Essen |
Hasst: | Ungerechtigkeit |
Wird gesponsort von: | Karpos, Grivel, La Sportiva und Kiku Apples |
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