Skip to main content
6 Minuten Lesezeit (1134 Wörter)

"Der Besuch des Gringos"

46495461_10205423879352335_1195071978642341888__20181119-190421_1 Andi Spitaler in Gringo, photo credit: Michael Maili

Nachdem am 23.10.2018 eine der letzten, noch ungekletterten, Linien in der hinteren Arena („Grottenolm" 8b+/8c) durch Andi Matuska befreit wurde, gelang am 18.11.2018 dem Salzburger Andi Spitaler die Erstbegehung der Route „Gringo" 8b+ bei leichtem Schneefall und gscheit herbstlichen Verhältnissen.

Neugierig geworden bat CLIMBING.PLUS, den hierzulande nur Insidern bekannten Salzburger doch ein wenig von sich und der Route "Gringo" zu verraten:

Hallo Andi. Fein, dass du dir ein wenig Zeit für uns nimmst. Wir sind uns ja schon einige Male in der Arena begegnet und haben uns dabei immer voll lässig unterhalten. Trotzdem weiß ich herzlich wenig über dich.

Wer bist du, wo kommst du her und was hat dich nach nach Graz verschlagen? Seit wann kletterst du?

Also ich bin der Andi Spitaler, komme aus dem salzburgischen Flachgau in der Nähe des Wallersees und studiere seit zwei Jahren Elektrotechnik an der TU Graz. Klettern tue ich jetzt seit 13 jahren.

„Gringo" ist ja zum Teil ein altes Projekt von Robert"Fuxi" Fuchsbichler. Warum hast du es umgebohrt? Wo ist die Crux der Gringo?

Das Projekt ist mir schon beim ersten Besuch in der hinteren Arena, da war ich grade einmal einen Monat in Graz, ins Auge gestochen. Für mich war die mögliche Linie viel offensichtlicher als die „Phallus Dei" zum Beispiel. Ich hab mich dann mit ein paar Leuten darüber unterhalten und der Tenor war bei allen derselbe. Es ist meistens nass, hat es geheißen, speziell der Einstieg, und eigentlich interessiert es niemanden wirklich.

Mir hat es aber keine Ruhe gelassen und ich hab weiter links einen neuen, trockenen Einstieg gefunden und eingebohrt. Auch mit der Befürchtung, dass ich mir damit, als Fremder, bei den Locals keine Freunde machen werde. Aber die Züge in der Tour fand ich sooo lässig, dass ich es riskierte. Ich dachte mir, wenn die einmal sehen wie genial die Moves sind, dann werden sie bestimmt ebenso begeistert sein von der Tour wie ich.

Weiter geht es über die Originallinie zum einzigen Raster in der Tour. Von hier ist die ursprüngliche Linie nach rechts in die „Phallus Dei" gequert und hat einen weiteren genialen Boulder unberührt gelassen. Dieser führt leicht links bzw. direkt über eine extrem offene Sloperleiste zu einem weit entfernten Sinterelement und weiter zum Top der „Down under".

Die Tour hat eigentlich zwei Schlüsselstellen. Eine gleich ganz zu Beginn, das ist ein unglaublicher Schulterzug wie er mir in dreizehn Jahren klettern noch nicht untergekommen ist. Die zweite Crux ist dann ganz oben, nach dem Rastpunkt. Beide würde ich als fb 7b-7c Boulder einstufen.

Hört die Tour auf, wo sie in die Phallus mündet oder bezieht sich die Bewertung auf die Kombi mit „Phallus Dei"?

Wie schon gesagt, die Tour mündet gar nicht in die „Phallus Dei" sondern sie endet am Top bzw. an der letzten Schlinge der „Down under". Es war für mich logisch dort aufzuhören, wegen des no hand rests und ich überlasse ein Weiterklettern oder diverse Kombinationen mit anderen Routen Leuten, die mehr Ausdauerkraft als ich besitzen. :)

Du hast ja auch bereits härtere Routen als „Gringo" geklettert. War das deine härteste Erstbegehung? Wie lange hast du für Gringo benötigt?

Meine bisher schwersten Routen:

Adrenalin 8c+ vom Alex Huber am Karlstein

Ramasuri 8c/c+ vom Klem Loskot im Salzburger Land

Love 2.0 8c vom Kilian Fischhuber im Zillertal

Von meinen Erstbegehungen her gehört sie zu den schwierigsten. Ich bin eine Neutour (Toro 8c?) in Salzburg geklettert, die vielleicht ein bisserl schwerer ist, aber die ist eigentlich nur eine Variante zu einer bestehenden Tour. Die „Gringo" ist da schon um ein Vielfaches lässiger und wertvoller weil`s eine eigenständige Linie ist.

Ich bin etwa zwei Jahre, eigentlich seit ich in Graz studiere, immer wieder hingegangen, aber nie konsequent dran geblieben. Gestern hat dann alles gepasst.

Du bist im Herbst in der oberen Arena den „Schönen Tag zum Klettern" durchgestiegen. Vermutlich war das erst die dritte Begehung dieser Route  nach David Jacob, der sie vor zwei oder drei Jahren wiederholt hat.

Der „Schöne Tag" ist jetzt zwar keine Kingline aber schon a lässige Tour. Ich versteh gar nicht warum die so selten probiert wird. Es heißt zwar immer dass sie definiert ist, aber das betrifft eigentlich nur eine Stelle, wo man einmal nach rechts greifen kann. Wenn du aber einmal in der Crux bist, kannst eh nimmer aus. Das ist so wie in Fontainebleau, eine Kletterei an ganz flachen, abschüssigen Schalen. Und mit 8a+ finde ich sie richtig hart bewertet. Ich bin schon 8b`s geklettert, die waren auch nicht schwerer.

Kletterst du eigentlich auch alpin?

Ja manchmal schon. Heuer war ich mit Freunden zum Beispiel ein paarmal in den Dolomiten. Da sind wir Klassiker geklettert wie die Comici, die Cassin oder die Hasse Brandler in den Zinnen.

Wie trainierst du? Nur klettern/bouldern im Freien, gehst du ins Blochouse oder hast du daheim einen Trainingsbalken? Kletterst du auch Wettkämpfe?

Trainieren direkt tue ich eigentlich gar nicht. Ich versuche einfach, so oft es mein Studium zulässt, zum Klettern zu gehen. Und da bin ich auch eher der Seilkletterer. Ich gehe zwar auch zum bouldern, aber das ist mehr Abhängen am Fels, mit guten Freunden und a Gaudi haben mit denen, als richtig ernsthaftes bouldern. Da fahren wir schon mal nach Fontaineblau zum Beispiel aber es ist nie so, dass wir da wirklich was projektieren.

Ins Bloc house gehe ich schon hin und wieder. Aber auch nicht zum ernsthaften trainieren am Campusboard oder so. Da versuche ich einfach ein paar lässige Boulder zu klettern und freue mich auf´s Lasko Pivo danach und auf`s Zusammensitzen mit Freunden.

Ich hab zwar früher an einem Balken trainiert aber jetzt bin ich vor zwei Monaten umgezogen und hab das Ding nicht wieder montiert. Eigentlich bin ich zu faul um es zu montieren. Und auch zu faul um daran zu trainieren.

Wettkämpfe bin ich früher ein paar geklettert. Jetzt mach ich das nimmer.

Hast du schon nächste Projekte/Kletterziele ins Auge gefasst?

Eigentlich nicht. „Public Enemy" (8c/8c+) im Zigeunerloch hab ich mir schon einmal angeschaut. Das wär vielleicht was. Aber in nächster Zeit hab ich noch einige Prüfungen an der Uni und dann schau ma weiter.

Gibt es Vorbilder oder Kletterer die dir besonders taugen?

Vorbilder direkt hab ich keine. Der Loskot Klem aber zum Beispiel taugt mir schon. Mit dem bin ich ein paarmal geklettert und ich war immer wieder davon beeindruckt wie bescheiden der geblieben ist. Trotz seiner Erfolge.

Lieblingsklettergebiete?

Die Salzburger Wandln natürlich (lacht) und das Zillertal. Die Arena taugt mir auch voll. In Spanien sind leider viele Routen gechippt. Ich kletter`s zwar trotzdem, aber lieber sind mir die natürlichen Linien, egal wie komplex die Bewegungen sind.

Hobbies außer klettern?

Ich mag auch das richtig klassische Bergsteigen. Vor ein paar Jahren war ich in den peruanischen Anden und hab dort in der Cordillera Blanca einige Gipfel bestiegen. Ansonsten mag ich es mit Freunden abzuhängen.

Vielen Dank für das Interview Andi. 

Alles Gute und see you on the rocks.

Ähnliche Blogs

 

Kommentare

Bereits registriert? Hier einloggen
Der Blog wurde noch nicht kommentiert.
Sei der Erste :)