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3 Minuten Lesezeit (571 Wörter)

GBL History "Phallus Dei" 8b

IMG_2532 Robert Kerneza 1985, photo credit: Thomas Hrovat

Robert Kerneza kletterte 1986 als Erster durch den riesigen Überhang in der hinteren Arena, nannte die Route "Phallus Dei" und bewertete sie mit dem Schwierigkeitsgrad 10. Seitdem macht immer wieder das Gerücht die Runde, es wäre der erste Zehner Österreichs gewesen und überhaupt eine der ersten 8b Routen weltweit. Aber war das damals wirklich so? Oder vermischt sich da Wunschdenken und Realität zu etwas, was es so gar nie gegeben hat? Eine interessante Frage. Das sagte sich auch der Autor dieser Zeilen, bevor er abtauchte in sein Archiv, um zumindest ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

„Kanal im Rücken", an der Kastlwand im südlichen Frankenjura, gilt als der erste glatte Zehner unseres Planeten.

Der magische Schwierigkeitsgrad 8b wird mit dieser Route 1984 erstmals erreicht. Der Erstbegeher – no na ned – Wolfgang Güllich.

1985 legt Wolfgang nach und durchsteigt das freigegebene Martin Scheel Projekt „Punks in the Gym" 8b+ am Mount Arapiles in Australien.

Zu dieser Zeit liegt der Nabel der Sportkletterwelt im südfranzösischen Klettergebiet Buoux. Hier halten sich die Besten der Welt monatelang auf und wetteifern um die schwierigsten Routen.

Der zwanzigjährige Antoine LeMenestrel, klettert im Sektor „Au bout du monde" den Superklassiker „La Rose et le Vampir" 8b und schafft damit eine der ersten europäischen 8b´s, während ziemlich zeitgleich ein weiteres Mitglied der Gang des Parisiens, nämlich Jibe Tribout in der Verdonschlucht die Route „Les braves gens ne courent pas les rues" 8b erstbegeht. Antoines Bruder Marc klettert in Buoux an der Westwand „Les Mains Sales"8b. In den amerikanischen Smith Rocks hängt Alan Watts die beiden Seillängen der Eastface of monkey face zusammen und klettert damit die erste 8b der USA.

Ebenfalls in Buoux erfolgreich ist Didier Raboutou mit „La Mission"8b. 

Bis zum Ende des Jahres 1985 gibt es weltweit also sechs 8b´s und eine 8b+ Route.

1986 aber überstürzen sich in diesem Schwierigkeitsgrad die Ereignisse.

In Cimai gelingt Didier Raboutou die Erstbegehung der Route „Sortiléges"8b

Antoine LeMenestrel verbindet seine Route „La Rose et le Vampir" mit der darüberliegenden 8a+ Route La Secte und kreiert damit „La Rage de Vivre" 8b+. Im Basler Jura klettert er als Erster „Ravage"8b+

Sein neunzehnjähriger Bruder Marc LeMenestrel schafft wenige Meter rechts von La Rage „Le Minimum" 8b+. Im selben Wandbereich eröffnet Jibe Tribout "Tabou Zizi"8b. 

Marc LeMenestrel erweitert die Anzahl der 8b Routen in Buoux um eine weitere - "Mauvais Sang".

Jibe Tribot klettert in den Smith Rocks „To bolt or not to be" 8b+ und hinterlässt damit die schwierigste Route Amerikas.

In Deutschland liegt es wieder einmal an Wolfgang Güllich den Standard zu heben. Sein Meisterwerk 1986 ist „Ghettoblaster" 8b/8b+ am Rabenfels im nördlichen Frankenjura. An der fränkischen Luisenwand eröffnet er "Kamasutra 218" 8b.

In den Dolomiten finden Heinz Mariacher und Manolo Zanolla an talnahen Felsen ihre neuen Herausforderungen.

Heinz schafft mit „Kendo"8b+ im Val San Nicolo einen Meilenstein des italienischen Sportkletterns und Manolo macht dasselbe am Monte Totoga in der Pala. „Ultimo Movimento"8b.

Andrea Gallo kann diesen Grad in Italien ebenfalls klettern. Am Monte Sordo im italienischen Klettergebiet Finale Ligure gelingt ihm „Hyena"8b+.

In England erschließt Ben Moon „Zeke the Freak"8b an der Rubicon Wall. Jerry Moffat klettert am Ravens Tor eine Bouldertraverse und bewertet sie mit 8b "Power Band"

Stefan Glowacz besucht Australien und macht die Erstbegehung von „Lord oft the Rings" 8b am Mount Arapiles.

In der steirischen Arena schließlich klettert Robert Kerneza „Phallus Dei" 8b.

Es stimmt also tatsächlich – mit der Erstbegehung von „Phallus Dei" 8b reihte sich Robert Kerneza damals unter den Besten der Welt ein.

Chapeau! 

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Kommentare 2

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Ulli Illia

am Sonntag, 18. November 2018 01:02

und das Schönste für jemanden, die niemals in ihrem Leben auch nur annähernd diese Schwierigkeiten klettern können wird - ich bin dabei gewesen. Als Sicherungssklave Inklusive steifem Nacken. Trotzdem eine der schönsten Zeiten überhaupt. Besonders mit der Clique um Didier Raboutou in Buoux. Auf den Campingplatz im Apt reinfahren war damals wie nach Hause kommen.

Danke lieber Horst für deine vielen Geschichten und Anekdoten! Du bist wirklich der Historiker der ostösterreichischen Sportklettergeschichte!

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und das Schönste für jemanden, die niemals in ihrem Leben auch nur annähernd diese Schwierigkeiten klettern können wird - ich bin dabei gewesen. :) Als Sicherungssklave ;) Inklusive steifem Nacken. :D Trotzdem eine der schönsten Zeiten überhaupt. Besonders mit der Clique um Didier Raboutou in Buoux. Auf den Campingplatz im Apt reinfahren war damals wie nach Hause kommen. Danke lieber Horst für deine vielen Geschichten und Anekdoten! Du bist wirklich der Historiker der ostösterreichischen Sportklettergeschichte!

Horst Jobstraibitzer

am Sonntag, 18. November 2018 10:48

Hallo Ulli. Danke für die Blumen aber so wie ich das sehe, hast du auch so einiges zu erzählen. Vielleicht hast du mal Lust deine Erinnerungen niederzuschreiben und auf CLIMBING.PLUS zu bloggen.

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Hallo Ulli. Danke für die Blumen aber so wie ich das sehe, hast du auch so einiges zu erzählen. Vielleicht hast du mal Lust deine Erinnerungen niederzuschreiben und auf CLIMBING.PLUS zu bloggen.