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NEWTON KB - Anziehungskraft in der Sportstadt Kapfenberg

signal-2022-01-10-120754_00_20220116-115404_1 photo credit: Armin Buchroithner
photo credit: Armin Buchroithner
photo credit: Armin Buchroithner

Am 23.01.2022 um 10 Uhr öffnet NEWTON in der Sportstadt Kapfenberg (Grazer Straße 96, 8605 Kapfenberg) seine Pforten. 

https://www.newton-kb.at


Trotz Pandemie und wirtschaftlich schwieriger Situation, entschloss sich das bewährte Grazer NEWTON Gründungsteam in der obersteirischen Sportstadt Kapfenberg eine, von einheimischen Kletterern lang herbeigesehnte, Boulderhalle zu realisieren. 

Gestützt auf ihre Bau- und Betriebserfahrungen aus der Grazer Ägydigasse und erweitert um drei neue Mitglieder - Peter Brunnhofer, Lukas Kriechbaum und Lukas Tietjen - hat das NEWTON Team die Arbeiten, mit dem Ziel eine extrem ansprechende Boulderhalle zu bauen, im Sommer 2021 in Angriff genommen.

Armin hat CLIMBING.PLUS kürzlich zum Lokalaugenschein eingeladen und als ich die Halle betrete, ist von ihm erstmal nichts zu sehen. Es herrscht geschäftiges Treiben. Die letzten Platten werden an die Wände geschraubt, im Sanitärbereich werden Fliesen verlegt und Paletten mit Klettergriffen werden mit einem Hubwagen durch die Halle gekarrt. Auch die Soundanlage ist schon in Betrieb und beinahe übertönt sie das Zischen der Schweißelektrode in Armins Hand. Kurz unterbricht er seine Arbeit, klappt den Schweißschirm hoch und begrüßt mich mit einem breiten Grinsen. Hier im hintersten Winkel der Halle habe ich ihn gefunden. Er hätte nur mehr ein paar Schweißpunkte zu setzen erzählt er, dann ist auch die letzte Stahlstütze fixiert und der Trockenbau im Gastrobereich kann fertiggestellt werden.

Eigenleistung wäre ein extrem großer Eckpfeiler zum Gelingen des Projektes, erklärt Armin, als wir kurz darauf durch die Halle schlendern. Sonst wäre das alles hier finanziell nicht zu stemmen. Neben seinem eigentlichen Job auf der TU Graz arbeitet er nun seit Monaten von Freitag Mittag an auf der Baustelle. Bis Sonntag Abend ist er mit seinem Team mit Bohren, Schrauben, Schweissen und Kabelziehen beschäftigt. Es werden Pläne umgesetzt oder auch verworfen und Konzepte neu den Erfordernissen angepasst. Es wird diskutiert, gelacht und gemeinsam an einem Strang gezogen. Wie schon in Graz, weiß Armin auch hier über jedes noch so kleine Detail Bescheid. Aber nicht nur er - jeder im sechsköpfigen NEWTON Team hat seinen Spezialbereich, den er mit der Akribie eines Häuslbauers behandelt.

Wir beginnen unseren Rundgang am Eingang. Armin führt mich zur Rückseite des Komplexes. Ein überdachter Eingangsbereich wird hier mit Gastgarten realisiert. Durch ihn führt unser Weg in die Halle. Vom Straßenlärm ist auf dieser Seite praktisch nichts zu hören. Es wird mit Sicherheit eine chillige Location sein, um nach dem Bouldern hier noch zu verweilen und gemeinsam mit den Kumpels das eine oder andere Bierchen zu trinken. Der Übergang vom äusseren in den inneren Gastrobereich ist fließend. 

Linkerhand vom Halleneingang hat die Theke mit  Anmeldebereich ihren Platz gefunden und etwas dahinter finden wir die Sanitärbereiche und Garderoben. Der Trockenbau ist hier abgeschlossen und hat den ersten Anstrich erhalten. 

Alles riecht neu und frisch und wie in Graz jubelt auch hier mein Häuslbauerherz. An jedem noch so kleinen Detail erkennt man das Herzblut des NEWTON Teams. 

"Im Prinzip", sagt Armin, "haben wir hier auch gar nichts anderes gemacht, als in Eigenregie ein Einfamilienhaus in die Halle zu stellen. Nicht nur die gesamte Planung wie Wandkonzept, Innenarchitektur, Elektro-,Licht- und Medienplanung, Heizungssteuerung, Audio und Gastronomie inkl. Einrichtung mit allen erforderlichen Behördengängen wurde von uns durchgeführt. 

Auch beim Aufbau (Stahlbau, Trockenbau, Spenglerarbeiten, Elektrik und den zuvor nötigen Abbrucharbeiten) haben wir praktisch alles selbst gemacht. Unterstützt wurden wir lediglich von einem Installateur, einem Spachtler und von Monteuren beim Wandbau. 

Design und Konzept der Wände liegt im Verantwortungsbereich der NEWTON Kreativabteilung Stefan und Lukas. 

"Das ist halt der Vorteil, wenn man drei Maschinenbauer und einen Bauingenieur in seinen Reihen hat"

Wir unterhalten uns über die schwierige wirtschaftliche Situation mit der Pandemie und dem massiven Preisanstieg bei praktisch allen Baumaterialien. Zudem ist auch die Verfügbarkeit derselben ein großes Thema. Man bekommt nicht alles so, wie man es gerne haben möchte. Und wenn, dann nur mit ewig langen Lieferzeiten. 

Dass der geplante Eröffnungstermin (23.01.2022 , 10 Uhr) dennoch so eingehalten werden kann, ist letztlich auch das Ergebnis von Eigenleistung und Kreativität bei der Materialbeschaffung. 

"Diese Treppenstufen hier zum Beispiel", sagt Armin und zeigt auf ein einen Stapel geölter Holzbretter, "waren vor kurzem noch ein Baumstamm, den wir in der Scheune eines Bauernhofes gefunden haben".

Unterstützung gibt es auch von der Stadt Kapfenberg, die sich ihrer Rolle als Kletterer- und Bergsteigerstadt durchaus bewusst ist. Zu erwähnen wären an dieser Stelle die Kapfenberger Sportkletterpioniere Sepp Lang und Hias Leitner sowie  Robert Kerneza, der bereits 1986 eine der weltweit ersten Routen im zehnten Schwierigkeitsgrad erstbegehen konnte.

Mitten in der Halle zieht ein freistehender Block meine Blicke auf sich. Teilweise stark überhängend, erinnert er mich optisch an den Ammagammablock in den australischen Grampians. 

Eben wird eine Platte der deutschen Wandbauer VerSys (https://versys-gmbh.de) eingepasst. Millimetergenau mit Theodolith und Laserpunkt. Stefan gleicht es mit seinem CAD Modell am Laptop ab und nickt zufrieden. "Passt!"

Noch hat der Block keinen Namen aber das könnte man ja im Rahmen eines kleinen Wettbewerbs hinkriegen, sinniert Armin, während wir weiter durch die Halle spazieren. Rechterhand findet sich ein weniger steiler Wandbereich. Mich irritiert, dass keine Einschlagmuttern zu sehen sind. "Diese Wand werden wir ausschließlich mit Volumen und Spax bestücken." 

In Gedanken sehe ich die Jungs und Mädels hier schon im Pogo-Style herumturnen und Bewegungen ausführen wie man sie bisher nur vom Boulderwettkampf der vergangenen Olympiade her kannte.

Armin erwähnt kurz die technischen Eckdaten der Halle, in dem vormals ein Raumausstatter seine Geschäftsräumlichkeiten hatte. 

900 m² Grundfläche, 670 m² Boulderfläche. 4,5 m Wandhöhe. Die Dachbinder wurden geschickt in die Wandkonstruktion eingebunden. Es kommen dieselben Matten wie in Graz zum Einsatz. Und - ganz wichtig - vor der Halle gibt es genügend Fahrradabstell- und Parkplätze.

Bald stehen wir vor einer weiteren, ganz besonderen, NEWTON Spezialität - Der Trainingsbereich mit dem Eyecatcher KILTERBOARDhttps://settercloset.com/pages/the-kilter-board

Ein Kletterboard mit fix definierten Griffen und Tritten. Hydraulisch stufenlos in der Neigung verstellbar. Verbunden mit einer Handy App kann man unzählige Boulder in verschiedensten Schwierigkeitsgraden auswählen, deren erlaubte Griffe und Tritte mittels Leds aufleuchten. Zusätzlich wird diese Trainingsecke mit Campus- und Hangboards ausgestattet.

Weiter spazieren wir an mehr oder weniger überhängenden Wandpartien entlang. Überall spürt man Stefans Kreativität. Wie fließend die Neigungen ineinander übergehen. Wie ansprechend die Bereiche farblich miteinander abgestimmt sind. Jetzt ist es der Anlagenbauer in mir, der jubelt. Andächtig streichen meine Fingerspitzen die raue Wandfläche entlang. Sogar ein paar Boulder sind hier schon geschraubt.

"Wir setzen hier auf andere Griffe als in Graz" sagt Armin. "Neue Hersteller, neue Griffformen. Und vor allem jede Menge davon. Farblich bleiben wir bei unserem Konzept wie in Graz".

Die Nature Wall mit Armins selbst produzierten Steingriffen allerdings bleibt in Graz. So etwas wird es in dieser Form in Kapfenberg nicht geben. "Die Hallen sollen sich ja voneinander unterscheiden", sagt Armin. "Wir wollen hier keine Kopie von Graz. Obwohl das ja von den räumlichen und baulichen Gegebenheiten auch gar nicht möglich wäre".

Bei jedem Meter weiß Armin etwas zu erzählen. Was man sich hier gedacht habe und was da. Ein wichtiger Punkt betraf die Beleuchtung, ein Weiterer die Heizung. Viele Lösungen konnte das Team schon aus ihren Erfahrungen von Graz mitnehmen. Manches aber war völliges Neuland und es bedurfte einiger Diskussionen um es letztendlich so hinzukriegen wie es nun ist.

Schließlich endet unser Rundgang wieder im Thekenbereich. 

Mir brennt die Frage zu den Eintrittspreisen auf der Zunge.

"Wir haben hier die gleiche Preisgestaltung wie in Graz" sagt Armin. "Saisonkarten und Zehnerblöcke gelten hier wie dort. Perfekt für Studenten und Wochenendpendler.

"Und die Biersorte?" 

Stefan, der uns die letzten Stationen begleitet hat, grinst. 

"Keine Sorge. Wir haben auch daran gedacht und bieten, wie in Graz, ein ausgewogenes Sortiment verschiedenster Getränkemarken. 

Da halten wir es so wie bei unseren Bouldern - Es ist für jeden etwas dabei."


CLIMBING.PLUS bedankt sich recht herzlich für die Führung und wünscht alles Gute für die Zukunft.

https://climbing.plus/blog/newton-anziehungskraft-im-zentrum-von-graz

https://www.newton-graz.com

The making of NEWTON KB:

alle Photos Archiv Armin Buchroithner

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