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4 Minuten Lesezeit (812 Wörter)

To bolt or not to be

bolti

Eines vorweg: Die Anzahl der von mir in den Fels gedonnerten Bohrhaken (https://bolting.eu/produkt-kategorie/einbohrartikel/bohrhaken/) kann sich ein Sägewerker an seinen Fingern abzählen. Naja ganz so schlimm ists vielleicht doch nicht, aber in dieser Hinsicht war ich zeitlebens faul. Ich gehöre eher zu denjenigen die ab und an eine schöne Linie entdecken und diese Entdeckung sofort ausplappern. Andere machen sich dann immer an die Knochenarbeit und werden berühmt damit.

Sogar meine Lieblingsschwägerin hat in ihrer kurzen Kletterkariere eine Neuroute kreiert. Einen ganzen Nachmittag putzte, gärtnerte und bohrte sie und nachdem die letzte Lasche festgezogen war, kehrte sie der Kletterwelt den Rücken und wurde nie wieder am Fels gesehen. „Kinder an die Macht" heißt ihr Vermächtnis. In der oberen Arena und die Route ist eine richtige Diva. Klein. Schön. Und giftig wie der Teufel. Selbst Zeitgeistaspiranten machen einen weiten Bogen um den Climb und hüten sich dort aufzuwärmen. Wenn man zum Tagesbeginn gleich einmal aus dieser 6b rausfliegt braucht man sich um den Zeitgeist keine Gedanken mehr zu machen.

Als ich mit dem Klettern begann gab es logischerweise noch keine Bolts. Einzig die berühmten Stichtbohrhaken mit 6 mm Durchmesser und 2 cm Länge wurde bei Technorouten eingesetzt und ganz zum Beginn der Sportkletterära auch beim Freiklettern. Das „LSD" zum Beispiel, am Kugelstein, war die zweite Route des siebten Grades im Grazer Bergland. Eingebohrt mit ganzen drei Stück solcher Dinger. Und auch die Gebrüder Gruber sicherten an Stichtbohrhaken als sie den Plattenriss am Ratengrat erstmals Rotpunkt kletterten. 7c oder noch härter.

Die Geburtsstunde der heutigen Bohrhakentechnologie schlug um 1980 als sich die Gebrüder Remy mit Mammut und Hilti zusammensetzten und ein Handbohrsystem entwickelten. Die Laschen (https://bolting.eu/produkt-kategorie/einbohrartikel/bohrhakenlasche/) waren damals noch aus Alu. Das System selbst bestand aus einem Bohrhalter mit einer konischen Aufnahme für den Kronenbohrer, dem Kronenbohrer mit Spreizdübel, einem ordentlichen Hammer und einer unerschütterlichen Portion Begeisterung. Mittels drehen und hämmern und drehen und hämmern hatte man bereits nach 20 Minuten ein entsprechend tiefes Bohrloch geschaffen. Schnell den Konus in die Krone eingesetzt und das ganze Teil mit kräftigen Hammerschlägen im Loch versenkt. War das Loch zu wenig tief dann war es ein Pfusch und wenn man das Pech hatte, dass sich der Konus aus der Krone löste oder ungünstig verkeilte dann war die gesamte Schinderei überhaupt umsonst. Aber wenn es passte wurde der Aufnahmekonus von der Bohrkrone geschlagen und schon konnte man die Alulasche aufschrauben.

Diese Mühsal erklärt auch die höllischen Hakenabstände bei den Routen dieser Zeit. Der Begriff „plaisier" existierte noch nicht und wenn, dann hätte er bestenfalls als Schimpfwort gegolten. Die Alulaschen von Mammut waren schwer zu kriegen und jede schriftliche Bestellung dauerte Wochen. Kein Wunder, dass in den Lehrwerkstätten der Kapfenberger HTL und bei Böhler der Pfusch mit der Anfertigung von Selbstbaulaschen einen absoluten Höhepunkt erlebte. Im Prinzip wurden sämtliche Neurouten bei uns in den Achtzigern mit solchen Qualitätsprodukten ausgestattet.

Als man die Gebrüder Remy eines Tages plötzlich mit einer Akkubohrmaschine in den Wendenstöcken sah, wusste jeder der auch nur ein einziges Mal mit der Hand gebohrt hatte was Sache ist. So ein Ding musste her. Ich ließ mir jede Menge Überstunden in Naturalien (in dem Fall eine Bosch Akkubohrmaschine) auszahlen, kratzte das Pickerl mit der Inventarnummer ab und sanierte gleich einmal Train and Terror im Linkslauf. Der Fels kam mir zwar sagenhaft hart vor, aber das konnte ja auch am stumpfen Bohrer liegen.

Im Laufe der nächsten Jahre änderte sich vieles. Bohrmaschinen wurden gang und gäbe. Klebehaken (https://bolting.eu/produkt-kategorie/einbohrartikel/klebehaken-buehlerhaken/) kamen auf und genormte Laschen werden einem mittlerweile zu einen Spottpreis nachgeschmissen. Was sich nicht änderte war meine Bohrfaulheit.

Das aber sollte jetzt kürzlich anders werden. Im Zuge eines Instandhaltungskonzeptes der Horichrouten wollte auch ich mich wieder einmal zum aktuellen Stand der alpinen Bohrhakentechnik schlaumachen um dem Grazer Bergland einmal was zurückgeben zu können.

Klebe- vs. Schlagankertechnologie. 

Ich sprach mit verschiedenen Erschließern, um mir zu dem Thema eine eigene Meinung bilden zu können und las mich im Internet ein.

Dabei erschien mit Gerhard Schaar auch ein alter Bekannter auf meinem Monitor. Gerhard studierte in Graz und wir haben uns immer wieder im Grazer Bergland getroffen.

Mittlerweile lebt Gerhard in Innsbruck und ist Gründer einer der etabliertesten Firmen, wenn es um das Thema Kletterinfrastruktur und Einbohrhardware geht —> https://bolting.eu

Während meiner Beschäftigung mit Einbohrhardware läutete eines Abends mein Handy und einer der fleißigsten Erschließer im Grazer Bergland war am Rohr.

„Horst" sagte er „Du bist Techniker. Ich bin Techniker. Wir beide wissen welche Technologie die einzig Wahre ist. Da brauchen wir ja gar nicht drüber zu diskutieren!"

„Ähm, tja, also" lautete meine Antwort. „Ganz klar. Da führt kein dran Weg vorbei. Kein Thema."

„Ich wusste, dass du gleich denken wirst wie ich" war die Antwort. „Freut mich. Ich war mir, ehrlich gesagt ohnehin sicher, dass du meine Meinung teilen wirst."

Leicht überfordert legte ich auf und noch heute bin ich mir nicht wirklich sicher, was der Kollege da jetzt tatsächlich gemeint hat.

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