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3 Minuten Lesezeit (611 Wörter)

Eine halbe Sache (oder ein kleines Abseilmathyrium)

Ich bräuchte ein gelbes 60m Mammut Phoenix Halbseil. Falls jemand zufällig ein Blaues braucht, könnten wir uns gemeinsam das Set beim Bergfuchs kaufen und die Kosten teilen.

Einen Teil der Geschichte, wieso ich ein neues Seil brauche gibt es hier:

Wir stehen am Ende von SL 16. Die Akkuanzeige der Bohrmaschine blinkt bereits. Wir wissen das Tagesziel ist erreicht. Also machen wir uns fertig zum Abseilen und werfen das Seil aus. Bevor es in die Tiefe geht, werfe ich noch einen großen Stein hinunter. Im Augenwinkel sehe ich noch wie er genau Richtung Seil fliegt – „Wird schon nichts sein", denke ich mir und beginne die Abseilfahrt und bringe am Ende mit der allerletzten Akkuladung noch einen notwendigen Abseilstand unter.

Nach einer Weile kommt mein Partner nach. Er meint, dass das Seil von dem Stein beschädigt ist. Der Mantel ist ganz aufgerissen. Ob das noch bis ganz unten hält?

Nach 2 weiteren Abseilern über die volle Seillänge schaut die Stelle nun nicht mehr vertrauenswürdig aus. Wir beschließen ab jetzt lieber kürzer abzuseilen und das Seil zu schonen.

Mein Partner versucht das Seil abzuziehen. Ich sehe wir er sich richtig schwer tut. Wir stehen an einem Abseilstand außerhalb unserer Tour. Sollte sich das Seil beim Abziehen verklemmen, stehen wir alleine und ohne Chance auf eine Seilbergung im oberen Drittel einer 600hm Wand. Mir graut es bei dem Gedanken. Also werden die Prusikschnüre ausgepackt und ich begebe mich, schon etwas gezeichnet von einem langen Tag, auf den beschwerlichen Weg nach oben. Nach 10m erreiche ich die ja noch immer beschädigte Stelle im Seil. Kurz hatte ich sie vergessen. Im Nachhinein bekomme ich Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle gerade noch an diesem Seil gehangen zu haben. Wieder oben angekommen, löse ich das Seil, welches sich an einer Miniwurzel verfangen hatte. Mit diesem gelösten Problem geht es wieder zurück zu meinem Partner.

Von nun an geht es problemlos nach unten, bis wir den flachen Mittelteil der Route erreichen. Da wir nur mehr kurz abseilen wollen, wird daraus eine äußerst mühsame Abseilerei. Im flachen Gelände entsteht immer eine Art gordischer Knoten im Seil, der natürlich gelöst werden muss.

Endlich erreichen wir wieder steileres Gelände. Mit Drei Mal abseilen sind wir unten. Der letzte Abseiler geht über den äußerst unguten Schrofenvorbau. Der ist zwar im Zustieg zur Tour halbwegs gangbar. Hinunter will man da aber eigentlich nicht gehen.

Mittlerweile ist es finster geworden und wir sind nun 16h unterwegs. Glücklich es geschafft zu haben, geben wir zu Haus kurz Bescheid, dass wir nun Absteigen.

Ich beginne mit dem Abziehen der Seile – ein letztes Mal. Der Knoten in der Mitte liegt schon ein paar Meter vor mir. Doch plötzlich geht nichts mehr weiter. Die Zornesröte in meinem Gesicht erleuchtet die finstere Nacht. Zu allem Ärgernis hängt auch noch das unbeschädigte Seil fest. „Es hilft nichts", denke ich mir. Ich packe die Stirnlampe auf den Kopf und beginne die Schrofen wieder raufzuklettern. Im kegelförmigen Schein der Stirnlampe sieht man zum Glück die Ausgesetztheit nicht. Als ich den Stand erreiche, traue ich meinen Augen nicht. Das Seil hatte sich einfach beim Abziehen um eine Bohrhakenlasche gewickelt. Etwas wütend werfe ich das Seil nach unten und mein Partner dirigiert mich von unten über den komplizierten Schrofenvorbau zurück. Irgendwann ist aber auch das geschafft und wir können endlich mit dem Fußabstieg beginnen …

… trotz dieser Tortour freue ich mich schon richtig darauf, wieder zur der Tour zurückzukehren und diese fertigzustellen. Dazu brauche ich aber ein intaktes Halbseil. Falls zufällig wer ein blaues Mammut Phoenix 60m Halbseil braucht (ich bräuchte das Gelbe), könnten wir beim Bergfuchs das Set gemeinsam kaufen und den Preis teilen.

https://www.bergfuchs.at/kletterausruestung-boulderausruestung/kletterseile/halbseile/

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Kommentare 2

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andi

am Freitag, 12. Juli 2019 08:58

Wenn euch sowas wieder passiert bzw das Seil stark beschädigt ist. Beschädigte Stelle zb Knoten rein und diese Hälfte des Seils nur zum abziehen verwenden - beim Abseilstand Knoten bzw. Besser HMS(Mastwurf) gegen Kettenglied anwenden, dann kommts auch mit einem beschädigten Seil runter

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Wenn euch sowas wieder passiert bzw das Seil stark beschädigt ist. Beschädigte Stelle zb Knoten rein und diese Hälfte des Seils nur zum abziehen verwenden - beim Abseilstand Knoten bzw. Besser HMS(Mastwurf) gegen Kettenglied anwenden, dann kommts auch mit einem beschädigten Seil runter :)

Stefan Gruber

am Donnerstag, 12. September 2019 14:08

andi, vielen Dank für den Tipp! An diesem Tag hätte ich mir die Variante mit Abseilen am Einfachstrang wahrscheinlich nicht mehr getraut. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Seil beim Abziehen verhängt, ist gefühlt höher. Ich kannte das aber auf die Art wie hier dargestellt: https://www.climbing.com/skills/long-rappel-short-rope/ -- ausprobiert habe ich das selbst aber noch nie.

Seil habe ich mir im Übrigen längst besorgt und die Tour ist mittlerweile auch "fertig" .

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andi, vielen Dank für den Tipp! An diesem Tag hätte ich mir die Variante mit Abseilen am Einfachstrang wahrscheinlich nicht mehr getraut. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Seil beim Abziehen verhängt, ist gefühlt höher. Ich kannte das aber auf die Art wie hier dargestellt: https://www.climbing.com/skills/long-rappel-short-rope/ -- ausprobiert habe ich das selbst aber noch nie. Seil habe ich mir im Übrigen längst besorgt und die Tour ist mittlerweile auch "fertig" :).