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6 Minuten Lesezeit (1177 Wörter)

Viecher

Hund

Da Klettern eine Freiluftsportart ist, kommt man dabei mit Tieren aller Art in Berührung.

Insekten

Es war an einem heißen Sommertag 2001. Die selten hübsche I. (O-Ton Nede) hatte sich gerade von ihrem Freund getrennt. Ein Grund mehr mit ihr durch die Ostwand des Nadelspitz zu klettern. Ich bemerkte nicht, dass sich eine Hummel in meiner Kniekehle an meinem Schweiß labte, ging in den Frosch und die Hummel biss in Todesangst zu. Der Schmerz war beeindruckend, durchaus vergleichbar mit einem Wespenstich und mit dem Nachteil, dass der Biss noch wochenlang juckte.

Apropos Wespen. Das war echt gemein. B. fuhr mit mir ins Frankenjura und meinte, dass es nicht notwendig sein, im Straßengraben zu schlafen, da es in Obertrubach eine alte Frau gäbe, bei der man im Dachboden günstig übernachten könne. Wir betraten den dämmrigen Dachboden, zwanzig Japaner betrachteten uns interessiert. Der Dachboden war vollkommen belegt, nur in einem hinteren Winkel waren überraschenderweise zwei Plätze frei. Zwanzig Japaner betrachten uns interessiert, wie wir dort unsere Schlafsäcke ausbreiteten. Wir krochen in unsere Schlafsäcke und zwanzig Japaner beobachteten uns interessiert, wie wir wie von der Tarantel gestochen hochfuhren, da wir uns direkt unter einem riesigen Wespenkrug hingelegt hatten.

Sehr viel Spaß hatte ich auch, als 1995 ein Bienenschwarm den Klettergarten in L'ans en Vercors überfiel. Nicht jeder konnte rechtzeitig den Rückzug antreten.

Ceüse ist auf jeden Fall eine Reise wert. Ich denke gerne an „Berlin" oder „Mirage" oder an die 4 Bolts auf 30 m Tour „Blocage violente" oder an den Kletterurlaub mit Nede und seiner Freundin K. Wie allgemein bekannt sein dürfte, muss man vom Campingplatz rund eine Stunde zu den Felsen spazieren. Es gab ein Problem: K. hatte Angst vor Schmetterlingen. Bei der ersten Bergwiese war Endstation. Es war ein Bild für Götter: Nede und ich standen wie „betropazt" im Gemüse, während K. laut kreischend vor einem Bläuling davon Richtung Wald rannte. Der Urlaub verlief im Großen und Ganzen eher unentspannt.

Schlangen

In unseren Breiten spielen Schlangen eine eher untergeordnete Rolle. Das Kärntner Klettergebiet Sapotnica wurde eine Saison lang von einer Sandviper gesperrt. Wenn man in Australien allerdings einem Tier begegnet und es ist keine Katze und kein Känguruh dann weiß man, dass es so giftig ist, dass es dich umbringen kann. Ich war bei Dynamos daher eher etwas zaghaft und kriege Gänsehaut, wenn ich mich erinnere, wie ich mich in den Blue Mountains in die Büsche schlug und sich unter meinem nackten Hintern für die Tätigkeit ganz passend eine „Brown snake" kringelte.

Wild

Die nächste Geschichte habe ich schon zweimal erzählt, aber weil sie so gut ist, möchte ich sie ein drittes Mal zum Besten geben. Wir saßen nach getaner Arbeit in der Badlwand beim Badlwirt als sich ein Herr im modischen Grün unserem Tisch näherte und sich als der Herr Oberförster der Gegend vorstellte. „Mein Gott", dachte ich mir, „ich habe jetzt aber so gar keine Lust zum Streiten." Es sollte jedoch anders kommen: „Er fände klettern echt toll.", sagte er, „und es hätte ihm nichts Besseres passieren können, als dass auf der Badlwand mit dem Klettern begonnen worden sei." Vorher seien nämlich die gamprigen Rehböcke immer zu Nahe der Felswand gekommen und dann abgestürzt. Seit an der Badlwand geklettert wird, gäbe es viel weniger Fallwild.

J. erzählte eine Geschichte vom Admonter Kalbling. Gams und Kletterer gingen jeder seinen Geschäften nach und hielten einen höflichen Respektsabstand von 2, 3 Metern als plötzlich ein Pfiff ertönte und die Gämse in Massenpanik davon preschten. J. verstand die Aufregung nicht und sah sich um. Ganz hinten, etliche Kilometer entfernt, im Bereich des Sparafeldes, war ein Jäger aufgetaucht. Die Moral von der Geschichte: Gämse sind nicht so blöd als dass sie einen buntgekleideten Kletterer nicht von einem Jäger unterscheiden könnten.

Es muss so um 2005 gewesen sein, als ein älterer Steinbock wahrscheinlich von einem jüngeren Konkurrenten aus dem Brunntal vertrieben worden war und in die Arena übersiedelte. Dieser besagte Steinbock bewohnte das Gebiet zwischen Oberer und Hinterer Arena und war sehr griesgrämig. Kletterer und Störenfriede aller Art konnte er nicht ausstehen und wenn sich einer ihm näherte, packte ihn die reine Rauflust. Um in die Hintere Arena zu gelangen, nahm man daher üblicherweise den Umweg über das Bachbett in Kauf. MM wollte die Abkürzung nehmen und sich beim Steinbock vorbeischleichen. Es kam zum Zweikampf und MM entging nur um Haaresbreite einem Absturz über die Untere Arena.

Hunde

sind nicht immer die treuesten Begleiter des Menschen. Leo war eine Scheidungswaise und durch die Wirren des Schicksals in die Obhut von K. gelangt. Klettern fand er langweilig, weswegen er die Typen, die über ihm in der Wand hingen, gerne ins Wadel zwickte. Wie schon oben erwähnt, herrscht zwischen Kletterern und Jägern tiefe Feindschaft. Der eine versteht nicht, warum man am Felsen sein Leben riskieren soll und der andere begreift nicht, was so lustig daran ist, Tiere tot zu schießen. Es begab sich, dass K. mit Leo zum Parkplatz Bärenschützklamm kam. Am anderen Ende des Parkplatzes machte ein Jäger gerade die Heckklappe auf. Leo sah seine Chance. Er riss sich von K. los, stürmte zum Auto und stürzte sich mit kühnem Hechtsprung in den Kofferraum, den er nicht mehr verlassen wollte.

Wie in einem meiner früheren Werke erwähnt („Am falschen Ende des Seiles") litt ich unter einem akuten Mangel an Kletterpartnern. Eines Tages war es wieder so weit und deshalb spazierte ich zum Nadelspitz, um ein wenig zu bouldern. Mein Projekt war der Quergang von „Take it easy" zu „Getscha". Ich kam gut über die erste Schlüsselstelle und musste dann eine Entscheidung treffen. Die Hochschwablegenden H. + R. L. hatten ihr Basislager genau unter der zweiten Schlüsselstelle aufgeschlagen. Während die beiden die Westwand kletterten, bewachte ihr Hund das Material. Ich entschied mich für die Rotpunktbegehung des Boulders, der Hund ging zum Angriff über und es gab dann ein lautes Zeter und Mordio meinerseits, der Hund kläffte wie verrückt und H. und R. versuchten ihn aus 50 m Höhe zu beruhigen.

Die abschließende Geschichte ist kein Scheiß und hat sich wirklich genau so zugetragen. C. und ich nutzten den ersten Frühlingstag des Jahres, um in Rabenstein zu klettern. Wir standen in der Sonne und plauderten ein wenig über dies und das. Glaubt mir!!!! Ich sagte gerade, dass es echt ein Glück sei, dass wir nicht in der Eigernordwand sitzen, sondern hier in der Sonne, wo uns nichts passieren kann, als plötzlich ein paar Kieselsteine auf uns herabrieselten und keine Armlänge von mir entfernt ein Hund auf den Boden aufschlug, noch zwei Japser machte und dann -Gott sei Dank- verstarb. Erste Hilfe war nicht mehr notwendig, aber irgendwer musste den Besitzer ausfindig machen und ihm die traurige Nachricht und den toten Hund überbringen. C. ging Richtung Burg, ich zur Buschenschank und ich hatte Glück. C. fand einen Familienvater mit drei Kindern, die verzweifelt ihren Hund suchten.

Ich sah im Laufe meiner Kletterkarriere dreimal dem Heldentod ins Auge: Einmal durch einen vergessenen Knoten (siehe „Liebe deine Feinde"), einmal bei einem Verhauer am Sparafeld (Arbeitstitel: „Scheiß drauf") und einmal durch einen abstürzenden Hund. Ich bin froh, dass ich ihm dreimal knapp entronnen bin.

 

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