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6 Minuten Lesezeit (1132 Wörter)

Johanna Färber klettert "Public Enemy" (11-) im Zigeunerloch

IMG_9077-2 Jo Färber in Public Enemy; (C) Hari Penasso
Jo Färber in Public Enemy; (C) Hari Penasso

Sein wohl schwierigstes Projekt war eine etwa zwölf Meter hohe, überhängende Wand. Christoph ging vier (!) Jahre hindurch praktisch ausschließlich zu dieser Wand und versuchte sie jede Woche mehrmals, nur um bei seinem letzten Versuch dreißig (!) Zentimeter unterm Ausstiegsgriff zu stürzen. (Sie wartet bis heute auf ihren Erstbegeher und ich habe bisher noch keinen einzigen Kletterer gesehen, der bei ihr auch nur vom Boden abgehoben hätte).

(Auszug aus dem Buch "Eroberung des Unsichtbaren" von Thomas Hrovat, Ueberreuter 2001)

Das "Grill Projekt" wurde schließlich 2006 von Armin Buchroithner erstbegangen.

"Public Enemy" (11-)

Es war dies die erste Route im 11. Schwierigkeitsgrad in der Steiermark. Ein Meilenstein.

Am 3. Mai 2021 gelang Johanna Färber, als erste Frau, ein Rotpunktdurchstieg dieser geschichtsträchtigen Route. Ein weiterer Meilenstein im steirischen Sportklettern.

CLIMBING.PLUS gratuliert ganz herzlich zu dieser großartigen Leistung und ist natürlich neugierig:

CLIMBING.PLUS: Herzliche Gratulation zu deiner ersten 11- Johanna. Hast du dich extra für die "Public" vorbereitet oder ist das einfach so passiert weil die Form aufgrund deiner Weltcupvorbereitung aktuell so gut ist? Wie lang hast du für die Tour gebraucht?

Johanna: Ich und Public haben eine lustige Beziehung würd ich sagen. Meine Herangehensweise war auch sehr unkonventionell. Ich bin schon vor längerer Zeit "Stalker" und "Siri" geklettert und wollt dann eben auch die "Public" probieren. Ich hab, glaub ich, 2018 oder so das erste mal reinprobiert und hab eigentlich gleich mal alle Züge gemacht und hab eigentlich ziemlich schnell einfach Go's gemacht. Dann hat sich irgendwie das Muster eingeschlichen, dass ich richtig richtig knapp dran war und dann wieder ein halbes/dreiviertel Jahr nicht mehr probiert hab. 

Irgendwie sind mir dann immer Wettkämpfe dazwischen gekommen oder ich war angepisst weil ich beim letzten Zug geflogen bin. (Ja, ich bin auch drei/vier Mal beim letzten Zug gefallen.) 

Also mein Rhythmus war irgendwie zwei mal im Jahr hinkommen, richtig knapp sein und dann wieder ewig nicht probieren. Richtig dumm. Also ich hab mich nie speziell vorbereitet, war einfach vom vielen Bouldern und Trainieren eh fit genug für den Boulder unten, hab halt null Ausdauer und bin echt paar Mal am Ende einfach rausgepumpt worden.

CLIMBING.PLUS: Die Tour ist ziemlich leistenkräftig. Würde eine Vorbereitung, nur an den Bouldern die aktuell im Bloc House geschraubt sind, ausreichen oder ist ein isoliertes Training am Griffboard und Campusboard unbedingt nötig? Was würdest du künftigen Anwärtern empfehlen, wie sie sich am besten vorbereiten könnten?

Johanna: Ja das stimmt. Für mich persönlich war jedoch diese pressige Aufleger-Patscherei am Start fast noch anstrengender. Vor allem geht die Tour, find ich, so auf den ganzen Körper.

Naja nur Wettkampf-Style Boulder zu trainieren und dann am Fels Seilklettern funktioniert wahrscheinlich nicht so gut. Ich hab halt sowieso auch viel Campus Board und Kraftübungen gemacht und auch viel auf der Trainingswand im Bloci trainiert, was mir auf jeden Fall viel gebracht hat.

Künftigen Anwärtern würd ich zusätzlich empfehlen, sich auch ausdauertechnisch ein bissi vorzubereiten, obwohl die Tour sehr kurz ist. Ich hab da halt gar nix gemacht und deswegen war`s halt immer ein erbärmlicher Fight bis zum Schluss.

CLIMBING.PLUS: Bist du immer nur mit Jungs an der Tour gewesen oder haben auch Mädels mitprobiert?

Johanna: Ich bin eigentlich immer mit Jungs an der Tour gewesen, also probiert hab ich sie eigentlich immer alleine, aber gesichert haben mich immer meine Jungs. Leider hat zu dem Zeitpunkt nie jemand mitprobiert. Aber trotzdem hab ich immer vollen Support von meinen Freunden bekommen. Sehr schade ist natürlich, dass leider keine Mädls die Tour probiert haben, das wär so cool gewesen. Es gibt im Grazer Bergland und generell ja mittlerweile echt so viele starke Mädls, die richtig schwere Touren klettern.

CLIMBING.PLUSDer Chrisi (Christoph Grill) fand die Stelle, wo der Untergriff mit rechts durchgeblockt werden muss am schwierigsten. Was war für dich die Crux?

Johanna: Für mich war eigentlich die Crux, das Ende nach der Henkelschuppe mit Pump fertig zu klettern. Auch schwer war für mich, die Stelle an der man mit rechts den Untergriff hat und mit links die Leiste und die Jungs dann diesen weiten Schulterer in die Schuppe gemacht haben. Das ist sich für mich irgendwie nie ausgegangen und dann hab ich mit rechts den Untergriff behalten und bin mit links überkreuzt auf die Schuppe gegangen. Der war auch echt schwer.

CLIMBING.PLUSKonntest du an irgendeiner Stelle rasten oder gibts in der Tour ka gscheite Schüttelposition? Konntest du an einer oder mehreren Stellen hooken? (Chrisi ist schnörkellos geklettert. Voll frontal mit brutalem Strom. Mit Ausnahme eines Heelhooks an der ersten Stelle. Die damaligen Schuhe waren für hooken auch ned geeignet).

Johanna: Ich mein theoretisch kann man sicher ganz gut auf der Schuppe rasten, ich hab das aber nicht gemacht. Ich glaub, ich hab einfach zu wenig Ausdauer um mich da gut runterzuschütteln. Ich hab einfach probiert, so schnell wie möglich durchzuklettern. Hook hab ich einen unten beim Boulder gemacht, sonst aber auch nirgendwo.

CLIMBING.PLUS: Wie hast du dich gefühlt als du durchgestiegen bist. War da der ganze Tag schon perfekt oder war das eher überraschend? Wie sieht für dich ein perfekter Klettertag aus?

Johanna: Sehr gut hab ich mich gefühlt. Ich bin an dem Tag im ersten Versuch beim letzten Zug geflogen (wieder mal) und war ziiiiiemlich grantig. Dann hab ich mir echt lang Zeit genommen, gut Pause gemacht und bin`s dann geklettert. Hab mich wirklich unglaublich gefreut, ist wirklich ein richtiger Erfolg für mich. Mein Freund war auch dabei, das hat mich richtig gefreut und generell ist ein Klettertag für mich schön, wenn ich mit meinen Leuten unterwegs bin.

CLIMBING.PLUS: Hast du jetzt Blut geleckt und möchtest am Fels so richtig Gas geben oder bleibt das Wettkampfklettern an erster Stelle deiner Prioritäten? Was sind deine nächsten Ziele?

Johanna: Für die nächste Zeit bleibt das Wettkampfklettern an erster Stelle. Aber es ist ein super Ausgleich und eine gute Motivationsquelle immer wieder an den Fels zu gehen. Bin auf jeden Fall sehr motiviert mir ein neues Projekt zu suchen!

CLIMBING.PLUS: Boulderst du eigentlich auch draussen am Fels?

Johanna: Im Grazer Bergland eher weniger, aber wir haben öfters Trainingslager mit dem ganzen Team am Fels und das taugt mir sehr. 

CLIMBING.PLUS: Vielen Dank für das lässige Interview Johanna. Wir wünschen dir alles Gute bei den kommenden Competitions und sind gespannt welches Felsprojekt dich als nächstes anlachen wird.

Sponsoren von Johanna Färber: Bloc House Graz, Scarpa, Austria Climbing Team

Wenn du wissen möchtest was sonst so bei Johanna läuft, findest du das Hauptinterview hier: Johanna Färber - Jo, läuft bei ihr!

Bilder und Bildrechte: Hari Penasso

Jo Färber in Public Enemy; (C) Hari Penasso

Genauere Infos zum Zigeunerloch findest du hier:

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