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6 Minuten Lesezeit (1252 Wörter)
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NACHHALTIGKEIT einst und jetzt – sind wir schon NACHHALTIG genug für unsere gemeinsame Zukunft im Klettersport?!

nachhaltigkeit-einst-und-jetzt-arco (c) Gü Almberger, Nago Belvedere, Gardasee
Archiv Horst Jobstraibitzer

Als ich zu klettern begann, gab es weder Kletterhallen noch Kletterkurse. "Learning by doing" bestimmte unseren Kletteralltag und so oft ich nur konnte war ich in den Routen rund um Mixnitz (Grazer Bergland/Steiermark/Österreich) unterwegs. Ich konnte diese, bis zu dreihundert Meter hohen, Kalkwände von zuhause aus sehen und erreichte sie mit meinem Fahrrad in wenigen Minuten. Auch wenn der Begriff "nachhaltig" für uns damals noch nicht greifbar war, so lebten wir ihn gezwungenermaßen doch sehr intensiv aus der Not heraus. Die Felsen erreichten wir mit Fahrrad, Zug oder per Bus. Wenn es gar nicht anders ging, stellten wir uns an den Straßenrand und streckten den Daumen raus. Auf diese Weise gelangten wir zu Kletterspots wie Arco, Finale Ligure, Verdon und den südlichen Frankenjura. Dort schnorrte ich sogar einmal Wolfgang Güllich um eine Mitfahrgelegenheit in den nördlichen Frankenjura an, aber dessen roter Golf GTI war schon voll besetzt. Um Klamotten aus biologisch angebauter Baumwolle brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Wir trugen stylische Malerhosen aus dem Baumarkt und einen, von der Großmutter handgestrickten, Pullover mit Zopfmuster. Die T-Shirts wiesen nicht selten eine Rückennummer auf und zeugten von unserer Vergangenheit im hiesigen Fußballverein. Für das begehrte Yosemite Valley reichte das Geld vorne und hinten nicht und so gab es auch keinen CO2 Ausstoß aus den Triebwerken eines Jumbojets, den wir mit verantworten hätten müssen.

Das war ein Einblick in den damaligen Kletteralltag unseres CLIMBING.PLUS Teammembers Horst. Er ist ein ambitionierter Kletterer aus der Steiermark, der in den guten alten 80igern so richtig mit dem Klettern durchstartete und es damals wie heute lebt, liebt und genießt.

Houston, wir haben ein Problem

Wir möchten nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber wir haben ein Problem. Insgeheim ist es schon länger da, das wissen wir auch, jedoch so richtig bewusst wahrhaben möchten wir es noch nicht. Es geht um die NACHHALTIGKEIT und unsere Verantwortung IHR gegenüber! Sie betrifft auch uns KlettererInnen immanent, denn mittlerweile entwickelt sich Klettern zu einem Trendsport für die breite Masse. Somit sollte es legitim sein, dass jeder einzelne von uns in die Verantwortung gezogen wird nachhaltig zu denken und zu handeln! Aber was bedeutet das nun genau – was versteht man überhaupt unter Nachhaltigkeit im Sport? Das Leitprinzip meint: „Natürliche Ressourcen müssen von der heutigen Generation vor Übernutzung geschützt werden, damit sie auch von kommenden Generationen in ausreichender Quantität und Qualität zur Verfügung stehen können." Neben dieser ökonomischen Dimension umfasst Nachhaltigkeit auch eine sozioökologische Dimension, d.h. für uns: Klettern sollte einen langfristigen, gesellschaftlich akzeptierten, wirtschaftlichen und sozialen Nutzen sichern. Demnach wird Klettern an sich nicht in Frage gestellt, denn es erfüllt, wie auch andere Sportarten, wichtige Funktionen hinsichtlich Wohlbefinden, Gesundheitsvorsorge (vorausgesetzt es wird nicht übertrieben wird), Ausgleich zur beruflichen Beanspruchung, Therapieform (therapeutisches Klettern), gemeinsames Tun und noch einiges mehr. Zusätzlich sollte der Klettersport jedoch auch im Einklang mit gesunden Umweltbedingungen sein, sodass die Natur mit all ihrer Vielfalt und Schönheit erhalten bleibt – aha...das WIE ist somit ausschlaggebend!

Archiv CLIMBING.PLUS
(c) Johannes Mayer
traurig aber wahr :(

Wir kommen nochmals zur Einleitung von CLIMBING.PLUS Teammember Horst – früher war die Nachhaltigkeit noch kein Thema. Hier und Da gab es einige lustige Zeitgenossen, die sich trafen um gemeinsam per Zug, Bus, Fahrrad, „per Daumen hoch" oder gar zu Fuß irgendwohin zu kommen, um ihrer großen Leidenschaft nachzugehen. Vom Equipment gab es vieles nur in einfacher Ausführung bzw. tat man sich zusammen, um genügend Exen, Friends, Hammer, Schlaghaken und ein „gemeinschaftliches Seil" zu haben, so war das Notwendigste vorhanden. Noch 1 Klettergurt, 1 Paar Kletterpatscherl und Turnschuhe, 2 Shirts, eine Hose und eine Jacke eingepackt und man war für sein Vorhaben ausgestattet. Heute gibt's nicht mehr "nur ein paar lustige Zeitgenossen" die gemeinsam zu ihrem geplanten Spot fahren/gehen und dann gemütlich den Zustieg starten um anschließend zu klettern. Heute finden in Gruppen Kletterkurs draußen im Klettergarten oder im Gebirge statt. Heute fahren viele selbst zum Parkplatz und treffen sich erst dort. Heute ist der Bezug zur Natur manchmal ein anderer – sie wird oft gar nicht mehr als solche wahrgenommen, es geht viel zu sehr darum „über die Natur" zum gewünschten Spot zu gelangen, um dort Klettersport zu betreiben. Dabei werden ungefragt Bolts eingebohrt, weil jemand gerade dort welche haben möchte. Der eigene Abfall „verliert sich" anstatt seinen Besitzer bis nach Hause „treu zu bleiben", unsere Fahrzeuge finden "verbotene Parkplätze" damit wir Kletterer nicht weit zum Spot gehen müssen – resultierend daraus finden aktuell auch wieder Kletterspotschließungen statt! Das alles müsste nicht sein – so entfernen wir uns eher vom nachhaltigen Denken und Handeln!

Insgeheim wollen wir doch alle Spaß und Freude am Klettern haben – und das draußen in der sauberen Natur mit all ihrer Schönheit an Pflanzen und Tieren! Wenn wir unserer Natur mit Respekt und Wertschätzung begegnen, wenn wir ein gemeinsames Denken haben, Eigenverantwortung übernehmen, wenn wir uns freiwillig „selbstbeschränken" indem wir eine Kletterethik einhalten und Bereitschaft für rücksichtsvolles Handeln zeigen und wenn wir Wert auf ressourcenschonende Produkte legen - finden wir vielleicht wieder vermehrt zurück zur NACHHALTIGKEIT - damit auch unsere Kinder, Enkelkinder und noch viele weitere Generation unsere Natur und den Klettersport ausreichend genießen können und dürfen!

Auch sollten es uns ein Anliegen sein, vermehrt ressourcenschonende Produkte zu verwenden, welche mindestens aus Europa, bestenfalls aus der Region stammen. Stimmt, das ist nicht immer einfach, aber man sollte es bewusster anstreben! Nachhaltigkeit bedeutet nicht immer Verzicht – denn eines ist klar und darf auch so sein – wir gehen mit der Zeit und dem Fortschritt, dazu gehören auch Lifestyle und Fashion! Jedoch sollte hier nicht immer der kapitalistische Profitgedanke im Vordergrund sein, sondern vielmehr der Umwelt- und Gesundheitsaspekt die Führung übernehmen. Dazu haben wir uns einem Selbstversuch unterzogen, indem wir zu unserem Brand CLIMBING.PLUS ein eigenes Shirt konzipiert haben - the "CLIMBING.PLUS A SEPARATE REALITY" limited Community Edition Shirt is born!!!

CLIMBING.PLUS Shirts are Handmade in Portugal

Anfangs hatte keiner von uns wirklich Ahnung von Textilverarbeitung - es war eine kleine Reise ins Ungewisse :)
Unser Team hat lange und intensiv daran gearbeitet, um unsere kleine Edition aus Shirts und Tank-Tops in die Realität umzusetzen.
Die Ziele waren klar definiert: Wenn wir schon selbst Shirts machen, möchten wir zumindest ein faires Produkt aus Europa herstellen! Klar, wir wollten dann auch unique sein und haben eigene Schnitte, Farben und eine eigene Materialzusammensetzung kreiert. Ergänzend konzipierten wir dazu noch unser eigenes, spezielles CLIMBING.PLUS Design, worauf wir sehr stolz sind!

Per Zufall fanden wir in Österreich die passende Textil-Kompetenz für unser Projekt - Klaus Buchroithner von DasMerch. Er konnte uns hier mit seinem Know-How enorm weiterhelfen, auch weil er die Produktionsstätte persönlich kennt und regelmäßig vor Ort ist.
Wir sind stolz, dass auf unseren Shirts und Tank-Tops "Handmade in Portugal" steht, anstatt Bangladesh, China, Vietnam oder Ähnlichem. Mit unseren Shirts und Tank-Tops möchten wir - passend zum Thema der Nachhaltigkeit - zeigen, wie man unter fairen Bedingungen ein lässiges Produkt realisieren kann.

Euer CLIMBING.PLUS Team,
Horst, Stefan und Mike

NACHHALTIGKEIT einst und jetzt - Linkverzeichnis:
The Climbers Inn - https://climbing.plus/blog/the-climbers-inn
Kletterehtik - https://climbing.plus/climbing/readme/1389-verhaltensregeln-am-fels
DasMerch - https://dasmerch.com/


Der Blog ist im Rahmen der Bergfreunde-Themenwoche "Outdoor & Nachhaltigkeit" entstanden. 
Es wurden in folgenden Bereichen das Thema der Nachhaltigkeit thematisiert: Klettern, Trekking, Reisen, Backpacking und Skitouren.
Nachstehend findest du Blogs die an der Themenwoche teilgenommen haben:
Gedanken zum Reisen: Nachhaltigkeit und Klimawandel - https://www.gipfel-glueck.de/reisen-und-nachhaltigkeit/
Nachhaltig leben: Tipps für Outdoor & Reisen - https://www.people-abroad.de/blog/nachhaltig-leben-tipps/
Naturverträglich Skitouren- und Schneeschuhgehen - https://bergtouren-im-allgaeu.de/natuerlich-auf-tour-eine-aktion-des-dav
Gute Ökobilanz beim Skifahren - https://www.bergfreunde.de/basislager/nachhaltiger-winterurlaub/
Is Backpacking a Sustainable Hobby? - https://hikinginfinland.com/2019/03/sustainable-backpacking.html
Nachhaltigkeit beim Wandern & Trekking - https://www.outdoor-blog.com/nachhaltigkeit-beim-wandern-trekking/

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Kommentare 2

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Johannes Mayer

am Mittwoch, 20. März 2019 21:50

Toll das ihr euch diesem Thema widmet!

  • 1
Toll das ihr euch diesem Thema widmet!

Stefan Gruber

am Donnerstag, 21. März 2019 22:41

Freut mich, dass Nachhaltigkeit zum Thema wird. Dazu passend, das Thema "Anreise ins Grazer Bergland".

Wie auch von Horst beschrieben, reiste auch ich zu Beginn meiner Kletterkarriere mit Zug oder auch dem Fahrrad von Graz nach Mixnitz an. Die Schnellstraße war mir deshalb fremd. Das ging dann soweit, dass ich bei meiner ersten Autoanreise den selben Weg wie mit dem Fahrrad benutzte -- Richtig, den Murradweg. Alle Hinweisschilder ignorierend fuhren wir auf einer immer enger werdenden Straße dahin. Schon mit etwas mulmigen Gefühl trafen wir schließlich auf eine Bahnunterführung, die eindeutig zu schmal für unser Auto war. Zum Umdrehen war am Radweg natürlich zu wenig Platz. So ging es im Rückwärtsgang wieder zurück. Dort entdeckte ich dann schließlich die Schnellstraße. Dass wir dann beim Zustieg die Abzweigung Richtung Ratengrat versäumten und ich das erst merkte, als wir bei der Roten Wand waren, ist eine eine andere Geschichte ...

Jeden Falls habe ich wieder begonnen mit dem Zug ins Grazer Bergland zu fahren. Das geht eigentlich ganz gut. Für den Ausgangspunkt Mixnitz nehme ich das Fahrrad mit. Das verkürzt die Anreise zur Klamm oder zum Tennisstüberl. Hat man wenig Zeit ist die Rote Wand leider nicht gut erreichbar. Wenn ich mit dem Auto am meist vollen Parkplatz ankomme, treffe ich immer viele Bekannte. Das freut mich natürlich. Andererseits ärgere ich mich auch immer wieder, dass wir es nicht schaffen, uns abzusprechen. Ein großer Teil der Besucher kommt aus Graz. Da könnte man sich doch besser absprechen und gemeinsam Fahren. Wie schwierig das scheinbar ist, merke ich leider auch bei mir.

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Freut mich, dass Nachhaltigkeit zum Thema wird. Dazu passend, das Thema "Anreise ins Grazer Bergland". Wie auch von Horst beschrieben, reiste auch ich zu Beginn meiner Kletterkarriere mit Zug oder auch dem Fahrrad von Graz nach Mixnitz an. Die Schnellstraße war mir deshalb fremd. Das ging dann soweit, dass ich bei meiner ersten Autoanreise den selben Weg wie mit dem Fahrrad benutzte -- Richtig, den Murradweg. Alle Hinweisschilder ignorierend fuhren wir auf einer immer enger werdenden Straße dahin. Schon mit etwas mulmigen Gefühl trafen wir schließlich auf eine Bahnunterführung, die eindeutig zu schmal für unser Auto war. Zum Umdrehen war am Radweg natürlich zu wenig Platz. So ging es im Rückwärtsgang wieder zurück. Dort entdeckte ich dann schließlich die Schnellstraße. Dass wir dann beim Zustieg die Abzweigung Richtung Ratengrat versäumten und ich das erst merkte, als wir bei der Roten Wand waren, ist eine eine andere Geschichte ... Jeden Falls habe ich wieder begonnen mit dem Zug ins Grazer Bergland zu fahren. Das geht eigentlich ganz gut. Für den Ausgangspunkt Mixnitz nehme ich das Fahrrad mit. Das verkürzt die Anreise zur Klamm oder zum Tennisstüberl. Hat man wenig Zeit ist die Rote Wand leider nicht gut erreichbar. Wenn ich mit dem Auto am meist vollen Parkplatz ankomme, treffe ich immer viele Bekannte. Das freut mich natürlich. Andererseits ärgere ich mich auch immer wieder, dass wir es nicht schaffen, uns abzusprechen. Ein großer Teil der Besucher kommt aus Graz. Da könnte man sich doch besser absprechen und gemeinsam Fahren. Wie schwierig das scheinbar ist, merke ich leider auch bei mir.