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7 Minuten Lesezeit (1332 Wörter)

Eine kleine Geschichte vom Zauber der Ringe, komischen Ohrwürmern & wenigen Bolts…

Pläne schmieden:  

Gut zweieinhalb Jahre ist es nun her das ich auf der Bergführer Aufnahmeprüfung Martin kennenlernen durfte. Nach wenigen kurzen Gesprächen stellten wir damals schon fest das unser Herz für dasselbe schlägt: waghalsige alpine Abenteuer.

Und so dauerte es nicht lange und ich lud Martin das erste Mal dazu ein mich in Gusswerk zu besuchen und eine neue Linie im Hochschwab zu erschließen. Wie das Leben allerdings manchmal so spielt, kam einiges bei uns beiden dazwischen, und es sollte bis in den Sommer 2020 dauern, damit wir endlich unsere Idee umsetzen konnten.

Im Jahr davor, hatte ich bei unserem fünf tägigen Erstbegehungsmarathon im unteren Ring eine extrem markante Verschneidungslinie entdeckt, welche mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Da sich gerade solche Linien oftmals relativ gut mobil absichern lassen, war es in meinen Augen die logische Linie für Martin und mich, um so sanft wie nur möglich zu erschließen.

So weit so gut…

Von komischen Ohrwürmern:

Als es dann endlich im Auto frühmorgens Richtung Weichselboden ging, folgte ein Erlebnis welches den ganzen Tag lang prägte sollte. Warum auch immer, es war Radio Steiermark im Radio eingestellt und die versorgten uns für den ganzen Tag mit einem Ohrwurm: „Die Mädchen am Strand" von Bernd Cluver. Wer den Song nicht kennt sollte sich dieses Erlebnis gönnen – Aprés Ski Sound für den Sommer.

Mit diesem traumhaften Ohrwurm im Gepäck machten wir uns nun auf in den unteren Ring, voll mit guter Laune und Motivation auf das bevorstehende Abenteuer.

Es geht gleich mal steil los in der ersten Seillänge des Vorbaus - vom Beginn weg ist viel Eigeninitiative beim absichern der Route erforderlich. Gut sichtbar im vordergrund des Fotos der markante, kleine Laubbaum beim Einstieg.

Von wenigen Bolts:

Beim Packen am Parkplatz besprachen wir nochmals unsere Vorstellung darüber wie wir die Linie erschließen wollten: möglichst viel Eigeninitiative beim absichern und wenige Bolts, die Stände allerdings sehr wohl mit zwei Bohrhaken abgesichert. So entschieden wir uns mit gerade mal 27 Bolts, 2 Akkus und einem vollen Rack Camalots von 0,3 bis 4 einzusteigen. Ein paar Schlaghaken gab es natürlich noch als Draufgabe, da diese vor allem Martins Spezialität sind als versierter Dolomiten Kletterer.

Beim Inspizieren und besprechen der angedachten Linie waren wir sofort d´accord: eine traumhafte logische Linie, lediglich im Mittelteil dürfte es für ein oder zwei Längen eine etwas undefinierten Linie werden.

Spannende Kletterei in der Hauptverschneidung im oberen Teil der Wand. Hier ist zwar die alpine Spürnase aufgrund der Routenfindung nicht so gefragt, allerdings sollte man mit nicht immer festen Fels gut umgehen können. Dafür wird man mit einer der längsten Verschneidungen des Hochschwab Gebiets belohnt. 

Ein herrliches alpines Abenteuer

Ich band mich also voller Tatendrang in die Seile ein, und los gings mit dem steilen Vorbau. Die erste Länge, entlang einer stumpfen Verschneidung, sollte gleich mal einen guten Ausblick auf das bevorstehende geben: durchwegs lohnende Kletterei, in allerdings nicht nur festem Fels und das immer wieder nicht gerade offensichtlich abzusichern – klassische Ring Kletterei eben. Nach einem letzten kleinen Run out wurden wir mit einem perfekten Standplatz belohnt, so macht Alpinklettern Laune!

Die zweite Länge startete mit steilen Schrofen, welche baldigst wiedder in die vom Boden sichtbare Verschneidungslinie übergingen. Danach gings etwas spannender der Verschneidung entlang, wo ich mich dazu entschied einen ersten Zwischenbolt zu setzen, immerhin das erste mal eine solide 7er Stelle. Danach waren wir am Vorbauplateau angekommen welches mit traumhaften Bäumen zum Standbauen einlädt.

Hier gings kurz Seilfrei weiter im leichten Gelände, eher wir wieder einen Standplatz mit einem Bohrhaken einrichteten. Nun baute sich endlich die steile und abweisende Hauptwand mit Ihrer markanten Verschneidung vor uns auf, und Martin übernahm die Führung. Mit etwas courage gings rechts von der Höhle über einen kleinen Wulst in undefiniertes aber lässiges Klettergelände. Große Leistenstrukturen machten richtig Lust und Laune, welche nur durch nicht immer festen Fels getrübt wurde – Abenteuerlich eben. Mit 50 Metern erreichte Martin daraufhin den Beginn der großen Verschneidung wo er wieder einen Stand einrichtete.

Die nächste Länge hatte gleich vom Stand weg einen durchaus anspruchsvollen kurzen Queergang nach links zu bieten, welchen Martin mit einem gut plazierten Schlaghaken absichern konnte (Haken wurde belassen). Danach erwartete uns herrliche homogene Verschneidungskletterei, auf jedenfall eine der lässigsten und längsten Verschneidungen des Hochschwabs.

Am nächsten Stand tauschten Martin und Ich wieder unser bescheidenes Rack aus, denn nun war wieder Ich an der Reihe. Da die Verschneidung in diesem Teil für einige Meter überaus grasig ausschaute, entschied ich mich die Linie hier kurz links um diese herumzuführen. Ich kletterte also vom Stand in die darüber liegende Platte los und setze über den Stand den ersten Bohrhaken. Allerdings gestaltete sich die Platte (8-) etwas schwieriger als gedacht und nach ein paar weiteren Moves richtung Grasleisten gings mit vollem Karacho retour hinunter richtung Stand. Wir hatten dabei durchwegs etwas Glück das Martins Zähne nicht Bekanntschaft mit meinen Kletterschuhen machten. Im zweiten Versuch liefs dann etwas besser, und nach einem weiteren Bohrhaken fand ich meinen Weg zurück in die Verschneidung welche sich dann imposant fortsetzte. Vor allem im letzten Abschnitt vor dem Stand, als es kurz mehr in Richtung Spreizkamin ging, wurde es nochmal spannend.

Am nächsten Stand gabs wieder einen fliegenden Wechsel und Martin durfte sich an dem letzten, leicht überhängenden Abschnitt der Verschneidung machen, welche sich im Nachhinein als Schlüssellänge herausstellte. Nachdem er die ersten anspruchsvollen Meter gut hinter sich gebracht hatte, wurde die Verschneidung allerdings immer geschlossener und schwieriger. Nach mehreren Abgängen von Martin, jeder der schon mal mit Bohrmaschine und Co. abging weiß wie toll das ist, schaffte er es eine ambitionierte kletterbare Linie zu finden indem er leicht nach links ausqueerte. Nach dieser wirklich genialen Länge kamen wir auf einem größeren Wiesenband an und sahen schon nurmehr den letzten Steilaufschwung vor uns.

Da Martin durchwegs noch etwas geschafft war, entschieden wir uns wieder zu wechseln und ich kletterte wieder los. Auf gut 8 Meter Höhe gab es eine markante Schwachstelle in der Wand, da wollten wir hin, doch davor wartete noch abweisende Wandkletterei auf uns. Ich steckte einen roten Cam auf halber Höhe in eine hohle Schuppe, damit zumindest für die Psyche eine Sicherung vorhanden war, und ging dann die letzten steilen Meter an. Diese lösten sich unheimlich gut auf, forderten allerdings einiges an Überwindung ein. Bei der Rampe angekommen gings etwas leichter zum nächsten Stand.

Von hier aus attackierte Martin die letzten Meter zum Ausstieg der Tour, welche allerdings erst nochmals bezwungen werden wollten. In schlecht abzusichernden Gelände gings nochmal steil und anspruchsvoll weiter, doch mit dem Ziel vor Augen schaltete Martin nochmal den Turbo ein und zischte aus der Wand hinaus.

Von hieraus kann man im leichten Gelände horizontal nach rechts zum vorletzten Stand der Route Frodo queeren und über diese abseilen – ergo am besten das Topo der Tour mitnehmen da die Abseilfahrt nochmal anspruchsvoll ist. Gut das ich die Tour bereits von einer Begehung von vor ein paar Wochen kannte.

Es geht knackig weiter in der 5ten Seillänge der Route, wo man einen kurzen, grasigen Teil der Verschneidung über herrliche Platten links umklettert. Hier findet man auch 2 der nur 8 Zwischenhaken der Tour. 

Kulturelles Finale

Und wie beendet man so einen großartigen und erfolgreichen Tag auf der Hochschwab Nordseite am besten?

Natürlich mit alteingesessenen Traditionen,nämlich bei einem Brunnenbier in Weichselboden. Und all jenen die schon mal einen traumhaften, abenteuerlichen Klettertag in den Ringen verbringen durften muss ich wohl nicht sagen dass das Bier dann magischerweise nochmals besser schmeckt, irgendwie eben verdient.

Vor allem wenn man dazu noch so einen herrlichen Sound wie die Mädchen am Strand hat.

Und eines ist gewiss, wir kommen wieder!

Zustieg in den unteren Ring von Weichselboden aus, die Route befindet sich im linkesten Bereich der Höllkamp Ostschulter (noch etwas weiter links als die Route Frodo, über welche man abseilt).

Für genauere Infos zum Zustieg, siehe Hochschwab Kletterführer.

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Hochschwab Kletterführer

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