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4 Minuten Lesezeit (870 Wörter)

Es ist schon spät - Festlbeilstein Westkante

Festlbeilstein

Endlich halte ich den Hochschwab Kletterführer in meinen Händen. So viele schöne Routen und Fotos, ich freue mich schon sehr auf dieses Gebiet. Beim Durchblättern sind mir dann doch die langen Zu- und Abstiegszeiten aufgefallen, die das Faultier in mir gar nicht mag. Zudem auch noch Langschläfer zu sein ist eine schlechte Kombination. Denn das ewige Leiden eines Langschläfers ist meist ein Abstieg nachdem die schwarze Luft das Land umhüllt hat. Sogar im Grazer Bergland.

Trotzdem, eine Route im Hochschwab Gebiet muss es dieses Jahr noch werden. Dafür motiviere ich mich gerne. Ich frage also meinen Kollegen ob er was empfehlen könne und er meinte die Festlbeilstein Westkante wäre super. Einen Blick ins Buch und es war klar: die wird geklettert!

Aussicht während dem Zustieg
Aussicht während dem Zustieg

Ein angenehmer Samstagmorgen, es ist warm, Mitte September... und... ich habe verschlafen...

Wir sind viel zu spät aufgebrochen. Beim Bodenbauer angekommen starteten wir direkt los. Der Weg ist einfach zu finden. Zwei Stunden Zustieg laut Topo. Die ewig lange Forststraße rauf bis zum Jagdsteig zieht sich dann doch etwas. Der Weg danach offenbart dafür eine traumhafte Aussicht, alleine dafür waren es die Mühen wert. Mittlerweile sind wir schon über zwei Stunden unterwegs und noch längst nicht am Ziel. Am weiteren Weg Richtung Festlbeilstein ziehen dunkle Wolken hinter der Südwand auf. Spät ist es auch schon... im Hellen schaffen wir es so oder so nicht mehr...

Somit bleibt nur eins zu tun, hinsetzen, Aussicht genießen und sich an diesem Moment zu erfreuen.

Es ist 18 Uhr und wir sind zurück beim Bodenbauer, gönnen uns ein kühles Bier und sind uns sicher: Nächstes Wochenende klettern wir die Westkante.

Festlbeilstein
Erste Seillänge, kleiner Festlbeilstein
Dritte Seillänge, kleiner Festlbeilstein

Die Wettervorhersage ist ein weiteres Mal perfekt. Es ist wieder Samstagmorgen und ich öffnete meine Augen viel zu spät... „Vergiss es... es ist zu spät" sagte ich und ging auf die gemütliche Couch. „Morgen dann!"

Nicht zu glauben, wir sitzen pünktlich im Auto, alles war mehr oder weniger wie geplant. Umso mehr erfreue ich mich an der herrlichen Aussicht während dem doch eher mühsamen Aufstiegs.

Die Kletterei am kleinen Festlbeilstein ist relativ einfach und macht Spaß, die Route ist super saniert und man benötigt auch keine mobilen Sicherungsmittel. Toll... hätte ich das vorher gewusst hätte ich mir unnötiges Gewicht im Rucksack erspart.

Die ersten drei Seillängen sind stressfrei im 4. Grad zu klettern und geben landschaftlich einiges her.

Zwischen dem kleinen und großen Festlbeilstein muss man diesen doch eher speziellen Grat-Übergang überqueren, von diesem aus hat man einen beeindruckenden Blick auf die erste Seillänge vom großen Festlbeilstein. Ganz schön steil. Meine Ohren vernehmen leichte Zweifel vom anderen Ende der Halbseile. Beim genauerem Hinsehen lösen sich zumindest ein paar der Zweifel auf, sieht nach guten Griffen und einer logischen Linie aus. 

Erste Seillänge, großer Festlbeilstein

Mit einem Leuchten in den Augen bin ich die Seillänge im Vorstieg geklettert, richtig coole Kletterei mit reichlich Luft unter den Sohlen. Was gibt's schöneres. Am Ende der Seillänge wartet ein Standplatz den ich so noch nie erlebt habe. Nord- und Südseitig „pfeift's" runter und man sitzt quasi auf dem Grat und sichert. Von hier aus geht es nochmal zwei Seillängen auf und ab bis zum Gipfelkreuz. 

Gipfelbuch
Gipfelbuch
Gipfelkreuz

Herrlich, wir haben es geschafft. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl hier zu sein und diese Aussicht, diese Landschaft und diesen Moment zu genießen.

Das Gipfelbuch offenbart dass noch nicht so viele Leute hier waren. Die ersten lesbaren Einträge sind aus dem Jahr 1972.

Abseilpiste über Südwand
Abstieg

Die Uhrzeit hat uns dann aus dem verträumten Moment am Gipfel wieder zurück zu den Boden der Tatsachen vom 20.09.2020 geholt. Es ist schon spät, es wird mal wieder dunkel beim Abstieg. Also schnell abseilen und den Abstieg antreten.

Die Abseilpiste auf der Südseite ist super angelegt, die Stände sind mit roter Farbe markiert und einfach zu finden.

Es geht senkrecht runter, es ist teilweise überhängend und macht jede Menge Spaß.

Mit einem breiten Grinser im Gesicht konnte ich noch ein schönes Foto vom Sonnenuntergang knippsen. Zumindest ein Vorteil, wenn man spät dran ist.  

Den gefährlichen Teil des Abstiegs konnten wir zum Glück noch mit etwas Licht hinter uns bringen. Ab der Forststraße musste mal wieder die gute alte Stirnlampe ausgepackt werden.

Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass der Bodenbauer bereits geschlossen hat und wir den Tag nicht mit einem Bier abschließen können. Das ist bitter, aber dies nehme ich künftig als Motivation für weitere Touren:

Früher aufstehen, besser planen und immer ein Reservebier mitnehmen.

Sunset Festlbeilstein
Festlbeilstein

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