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3 Minuten Lesezeit (653 Wörter)

Wand- und Gipfelbücher Austauschaktion

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Mit zittriger Hand kritzelte ich meinen Namen in das Gipfelbuch am heimischen Ratengrat. Direkt neben den Namen meines Kletterpartners - Ernst Gruber. Ich war mächtig aufgeregt, denn alle Welt (oder zumindest diejenigen, die als nächstes das Gipfelbuch aufschlagen würden), konnten nun sehen, dass ich mit mit einem Gruber Buam klettern durfte. Diese erste gemeinsame Tour war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft, die mir sehr sehr viel bedeutet.

Das Gipfelbuch am Ratengrat, war vor vierzig Jahren überhaupt die wichtigste Informationsquelle, was Neuigkeiten betraf, für uns Kletterer. Hier, am Ratengrat, war zu Anfangszeiten des Sportkletterns die steirische Elite zugange. Hier wurden die Schwierigkeitsgrade in die Höhe getrieben und Geschichte geschrieben. Der erste Siebener, der erste Achter, der erste Neuner. All das konnte man im Gipfelbuch nachlesen. 

Meistens stand E. &  R. Gruber hinter den Neuigkeiten. Oder auch Sepp Lang und Hias Leitner. Vereinzelt aber auch die Namen meines damaligen Kletterpartners Rainer Wagner und von mir. Bei uns waren es zwar keine Neuigkeiten die erwähnenswert gewesen wären, aber eine solide Rotpunktbegehung des direkten Schuppenrisses oder des Sommersturms zum Beispiel, waren zu dieser Zeit auf alle Fälle einen Eintrag wert.

Stets war es lustig nachzulesen, wer sich so am Ratengrat tummelte. Oft saßen wir nach einer Tour noch eine ganze Weile am Gipfel und blätterten im Buch.

Es war Ende der Siebziger Mode, dass man einer Klettergruppe angehörte und dies natürlich auch im Eintrag vermerkte.

Da gab es zum einen die "Mauerläufer" aus Graz. Eine elitäre Gruppe der, neben anderen, auch Thomas Hrovat angehörte. Harald  Robert war ein "Mauerläufer" und ebenso der in der Kletterwelt immer noch höchst aktive Sepp Werderits. Die Mitglieder der Mauerläufer waren in den berühmtesten Wänden der Alpen und des Yosemite Nationalparks zu finden und viele der Grazer Nachwuchskletterer hatten den innigen Wunsch, eines Tages vielleicht auch ein Mauerläufer zu werden. 

Weil einigen die Aufnahme mangels Können oder Sympathie verwehrt wurde, gründeten diese kurzerhand die "Mauerläufer B". Das "B" wurde immer möglichst klein geschrieben, sodass mit dem Eintrag der Anschein erweckt wurde, die Schreiber wären"richtiger" Mauerläufer.

Ernst und Roman Gruber waren eine Zeit lang die "Eremiten". 

Aus Kapfenberg kamen die "Müllschlucker" rund um Max Rust und Sigi Weberhofer - unverkennbar mit ihrer Klubdress - einer orangefarbenen Latzhose.

Aus Mixnitz stammte die Klettergruppe "GMBH".

"GMBH" hieß "gehst mit, bist hin" und mit ihren Protagonisten Herbert Hirtler, Mario Eibl und Manfred Matzbacher war auch ich einige Zeit kletternd unterwegs. Ihr Logo war eine Fledermaus am Helm. 

Das Gipfelbuch vom Ratengrat wird vom Mixnitzer Alpenverein verwaltet. Ist es vollgeschrieben, so wird es gegen ein Neues ausgetauscht und das Alte wird sorgfältig im Sektionsarchiv aufbewahrt. 

Was aber ist mit all den anderen Wandbüchern? Viele fallen irgendwann einmal einem Wassereinbruch zum Opfer und werden unleserlich. Viele werden einfach nicht ausgetauscht obwohl sie bereits seit Jahren vollgeschrieben sind so manches findet einen Liebhaber und wird nach Hause mitgenommen.

Schade eigentlich. Sie alle hätten sich bestimmt einen guten Platz verdient. 

Das dachten auch wir uns von CLIMBING.PLUS und nach einigem Überlegen kamen wir auf die Idee, den Austausch von vollgeschriebenen Wandbüchern etwas zu unterstützen und zu lenken. 

Deshalb deponierten wir einige leere Büchlein bei der Jausenstation Grassauer, am Eingang des Bärenschütztales, zur freien Entnahme. 

Jeder, der ein Wandbuch austauschen möchte, ist herzlich eingeladen, sich eines unserer Bücherl beim Hubert zu holen. Das vollgeschriebene Wandbuch würde anschließend ins Tal mitgebracht werden, könnte seinen Ehrenplatz in einem Bücherregal bei der Jausenstation finden und wäre dort für alle einsichtbar.

Natürlich möchten wir mit dieser Idee Routenerschließern, die ihre Wandbüchlein selbst verwalten, nicht in die Quere kommen. Aber das lässt sich ja eh alles ausreden.

Ich selbst finde es aber eine schöne Möglichkeit, abends nach geglückter Tour, im Gastgarten vom Hubert zu sitzen und bei ein paar Bierchen in den alten Büchern zu schmökern. Der Eine oder Andere findet ja vielleicht sogar eigene Einträge wieder, oder Einträge von Freunden von denen man schon lange nichts mehr gehört hat und wo es allerhöchste Zeit wäre,sich wieder einmal bei ihnen zu melden. 

Ob diese Idee etwas taugt wird die Zukunft zeigen. Wir sind auf alle Fälle gespannt.


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