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5 Minuten Lesezeit (1053 Wörter)

Der Bärenschützkrimi, #3

IMG_1935 Bärenschütz (C) Horst Jobstraibitzer

Die Vorgeschichten 

Der Bärenschützkrimi, #1

Machacek überblätterte das Posting auf Facebook beinahe, wäre ihm nicht das Wort Bärenschützklamm aufgefallen. Neugierig scrollte er zurück. Gab es etwas Neues in der Klamm? Die Bärenschützklamm, oder besser gesagt das gesamte Tal dort, kannte er wie seine Westentasche. Ja er getraute sich sogar zu behaupten, dass es niemanden gab der die Gegend mi...
https://climbing.plus/blog/arbeitstitel-machacek

Der Bärenschützkrimi, #2

Die Sonne stand bereits tief im Westen und während sie den Brunntalpfeiler in goldenes, warmes Herbstlicht tauchte, war es auf der gegenüberliegenden Bergseite schattig und kalt. Es waren mehrere Stunden vergangen, seit Mich dort den sicheren Waldboden verlassen hatte. Freihängend zog er sich mit seinen Steigklemmen am fixierten Seil hoch und errei...
https://climbing.plus/blog/machacek-kapitel-2-der-berglandkrimi-geht-weiter

Im LKA Graz herrschte gedrückte Stimmung. Alois Lang, Chef des Sonderdezernates starrte aus dem Bürofenster und hing seinen trüben Gedanken nach. Wenn es ihm nicht bald gelänge einen Erfolg im Fall Peter K. zu vermelden, würden seine Tage im Berufsleben gezählt sein. Seine politischen Gegner ließen sich eine solche Chance bestimmt nicht entgegen. Er hatte alle gegen sich. Die Presse, das Volk und die Wölfe die auf seinen Sessel scharf waren. Und das alles nur wegen eines Amoklenkers der zwei Menschen kaltblütig überfahren hatte und spurlos verschwunden war. Eine der größte Suchaktion der letzten Jahrzehnte wurde immer mehr zur größten Pleite der letzten Jahrzehnte. Vom Amokfahrer war nicht einmal gar nichts zu finden.

Alois Lang war müde, ausgebrannt. Seit vier Wochen war er nun bereits fast rund um die Uhr im Dienst. Er schlief zu wenig. Er verspürte kaum noch Hunger. Von dem, vor kurzem noch so agilen, Mittfünfziger mit Wohlstandsbäuchlein, der immer guter Laune war und dem der ganze berufliche Stress nichts anzuhaben schien, war nichts mehr vorhanden. Sein Gesicht war grau, seine Wangen eingefallen und seine Hose wurde nur mehr durch den breiten, schwarzen Ledergürtel in ihrer Position gehalten.

Alois Lang wischte sich mit einer deprimierten Handbewegung über die Augen und drehte sich um. Dann schleppte er sich die wenigen Schritte zu seinem Schreibtisch und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in den Bürosessel fallen.

„Scheiße!"

Es klopfte an der Tür. Noch bevor Lang „herein" rufen konnte, wurde sie aufgerissen und der massige Körper von Franz Gruber stand im Türrahmen.

„Störe ich?"

„Nein, komm nur herein Franz. Gibt's was Neues?"

„Ja!"

Ruckartig richtete sich Lang in seinem Sessel auf. Plötzlich schien wieder Leben in seinen Körper zu kommen. Erwartungsvoll blickte er seinen Kollegen an:

„Haben sie ihn?"

„Wen? Achso nein!"

Lang sank wieder zusammen.

„Dafür haben wir etwas Neues!"

Lang winkte ab. „Ich will es gar nicht hören. Wir brauchen nicht noch etwas. Reicht dir diese Scheiße hier nicht? Die drehen uns den Strick sag ich dir. Die werden uns aufknüpfen. Mich zuerst. Und dann dich."

Er machte eine vielsagende Handbewegung.

„Ich kann ja auch nichts dafür!" Nun war es Gruber der an das Fenster trat und hinausstarrte. „Wir haben alles gemacht was möglich ist. Mehr geht einfach nicht mehr. Wir können nun einmal nicht zaubern!"

Gruber drehte sich um und lehnte sich an die Fensterbank. Mitleidig betrachtete er seinen Vorgesetzten, der innerhalb weniger Wochen um Jahre gealtert war.

„Du machst dir zu große Sorgen Alois. Aufhängen können sie uns nicht. Soweit sind wir zum Glück noch nicht. Vom Dienst suspendieren können sie uns schon. Aber was soll`s. Irgendwann ist bei jedem von uns einmal Schluss. Eigentlich sollten wir sogar froh sein wenn es für uns vorbei ist. Dann haben wir endlich wieder einmal Zeit für uns und unsere Familien."

„Vorbei ist es erst wenn wir ihn haben. Er kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Stell dir vor, der tötet noch jemanden. Wir müssen ihn kriegen verstehst du? Wir müssen."

Gruber nickte. Er wusste dass Lang recht hatte.

„Ich will dich ja auch nicht mit der neuen Scheiße belasten Alois. Aber sagen muss ich es dir trotzdem. Auch wenn es für diese Neuigkeit keinen unpassenderen Augenblick gibt."

Gruber berichtete seinem Vorgesetzten vom Skelett in der Bärenschützklamm. Davon, dass die Presse Wind bekommen hatte und dass es sich dabei offensichtlich um Mord handelte. Spätestens in ein paar Stunden würden die ersten Fotos in den sozialen Netzwerken auftauchen. Gruber wusste, dass dann der Teufel los sein wird. Auch wenn der Mord, wenn es denn überhaupt einer war, an die zwanzig Jahre her sein wird.

Lang wischte sich mit wieder mit einer müden Handbewegung über die Augen.

„Wir haben keine Leute mehr Franz. Niemanden, den wir dafür abstellen können. Es geht nicht mehr. Die Leute haben in den letzten Wochen Überstunden ohne Ende gemacht. Die sind alle fertig. Oh verdammt…"

Gruber sah wieder zum Fenster hinaus. Er wusste, dass Lang recht hatte. Die Ereignisse der letzten Zeit hatten die Abteilung aufgearbeitet und Hilfe war von keiner Seite zu erwarten. Jetzt würden ihnen die Medien den Garaus machen.

„Wen schickst du nach Mixnitz? Die warten auf uns."

„Fahr du Franz. Nur Alibimäßig. Nur um Präsenz zu zeigen. Vielleicht können wir verzögern. Wenn die Sache tatsächlich zwanzig Jahre alt ist, eilt es nicht."

Gruber drehte sich nicht um.

„Ich fahr nicht hoch. Um vierzehn Uhr hab ich einen Arzttermin. Wer weiß, was da herauskommt. Und ich hab ein verdammt ungutes Gefühl kann ich dir nur sagen".

Lang wusste, dass Gruber schon seit langer Zeit mit Magenproblemen zu tun hatte. Und dass es allerhöchste Zeit gewesen war diesen Arzttermin zu vereinbaren.

Beide Männer schwiegen.

Das Büro war erfüllt von schwerer, schwarzer Tristesse.

Plötzlich richtete sich Grubers Körper am Fenster auf. Irgendetwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Angespannt starrte er hinunter in den Hinterhof. In seine schlaffen, müden Gesichtszüge schien wieder Leben zu kommen. Langsam zogen sich seine Mundwinkel nach oben und schließlich begann er herzhaft zu lachen. Zum ersten Mal seit Wochen.

Überrascht drehte sich sein Kollege im Bürosessel in seine Richtung.

Grubers Lachen war ansteckend und zauberte sogar in Langs Gesicht ein leichtes Schmunzeln.

„Wie heißt eigentlich diese neue Praktikantin?" fragte Gruber, ohne seinen Blick vom Hinterhof zu nehmen.

„Kindermann", antwortete Lang. „Nadine Kindermann. Warum?"

„Scheint ein taffes Persönchen zu sein" grinste Gruber.

„Sie hat sich grade mit unserem Herrn Diplomingenieur ein Duell um den letzten Parkplatz geliefert."

Belustigt drehte er sich zu seinem Chef um.

„Und sie hat gewonnen".

„Nicht wirklich!"

Jetzt grinste auch Lang. Er stand auf und trat zu Gruber ans Fenster.

Im Hof sah er gerade noch, wie die Praktikantin ihren Helm abnahm und raschen Schrittes dem Eingang zustrebte.

Lang eilte entschlossen zu seinem Schreibtisch und nahm den Hörer des Telefons ab.

Nach kurzem Läuten meldete sich der Portier.

„Schicken sie Frau Kindermann zu mir",befahl ihm der Chef des Sonderdezernates. „Jetzt. Sofort!"


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Kommentare 2

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Lisa M

am Sonntag, 30. September 2018 20:56

SEHR spannend! Das klingt auf jeden Fall nach den ersten Kapiteln für ein tolles Buch

  • 0
SEHR spannend! Das klingt auf jeden Fall nach den ersten Kapiteln für ein tolles Buch :D :o

Rob Harbert

am Samstag, 11. Juli 2020 18:36

Wo ist der Rest. Ich will mehr.

  • 1
Wo ist der Rest. Ich will mehr.